«Drinks aufm Boot in Richtung Sonne. Ich zeig dir die Welt heute, mein Baby, Schampus in Mailand für alle.» So beginnt das Lied «Everywhere», zu finden auf dem neuen Album von Luciano (28). Die Musik des Berliners wurde in seinem Heimatland vergangenes Jahr so oft gestreamt wie die keines anderen deutschen Künstlers.
«Everywhere» ist ein typischer Protz-Song des Macho-Rappers, auf dem überraschenderweise die Schweizer Sängerin Sophie Hunger (39) den Refrain singt: «Kiss your nightmares. Everywhere, everywhere. You feel your nightmares. Everywhere, everywhere.»
Unklar, wie die Zusammenarbeit zustande kam
Luciano inszeniert sich gerne als Selfmade-Millionär, der Frauen in seinem Privatjet um die Welt kutschiert. «Fliegen Oversea, Baby, zeig dir heut die Welt», rappt er. Natürlich ist Erotik im Spiel: «Ich schlaf nicht. Filme, denn dein Butt ist majestic. Rede mit meinem Blick, und er packt dich. Sex auf Sweet Dreams, ich geniess deinen Anblick.» Er filmt also mit der Kamera ihren majestätischen Hintern. Sie lässt sich von seinem Blick in den Bann ziehen. Dann geht es zur Sache.
Wie die Zusammenarbeit zwischen Sophie Hunger und Luciano zustande kam, ist unklar. Manchmal fädeln Plattenfirmen solche Kollaborationen ein. Die beteiligten Musiker müssen nicht einmal zwingend miteinander Kontakt haben. Es kann sein, dass Hunger einfach alleine in Studio ihren Refrain einspielte, ohne zu wissen, was Luciano konkret damit macht. Blick hätte gerne mit ihr darüber gesprochen. Doch weder Hunger noch Luciano waren für eine Stellungnahme erreichbar.
In Gesellschaft von Hardcore-Sexisten
Es bleibt seltsam, dass die angesehenste Singer-Songwriterin der Schweiz mit einem Rapper dieser Art zusammenspannt. Hunger ist die Antithese zu allem, was Luciano symbolisiert. Er posiert oben ohne auf dem Rücksitz von Rolls-Royce-Limousinen, sie hat ihr neustes Album in der Küche einer Altbauwohnung aufgenommen. Er fährt einen SUV mit 800 PS, sie am liebsten Velo. Vor allem aber setzt sie sich für feministische Anliegen ein, gab grosse Interviews anlässlich des Frauenstreiktags und rief zuletzt zu einem Boykott des «Moon & Stars»-Festivals auf, das nur Männer im Programm hatte. Luciano inszeniert Frauen hingegen in fast all seinen Texten als Sexobjekte, die er auch mal an den Haaren zieht, wie er im Song «Peppermint» rappt.
Klar: Es gibt Rapper, die Schlimmeres herauslassen. Der wegen Raub, Körperverletzung und anderen Delikten verurteilte Hamburger Gzuz (34) zum Beispiel. Das Mitglied der Hip-Hop-Crew 187 Strassenbande rappt über Vergewaltigungsfantasien. Oder der Wiener Yung Hurn (27). Er bezeichnet Frauen als Ponys, weil sie – gemäss ihm – so gerne auf ihm reiten. Beide sind neben Hunger auf Lucianos neuem Album zu hören.