Erspartes den Kindern schenken
Zehn Fehler, die du bei der Vorsorge vermeiden solltest

Wer den gewohnten Lebensstandard nach der Pensionierung beibehalten möchte, sollte die Vorsorge nicht vernachlässigen. Sich zu spät damit zu befassen, ist nur ein Fehler, der sich umgehen lässt.
Publiziert: 22.10.2023 um 19:52 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2023 um 12:09 Uhr
Frühzeitige Planung verhindert, dass man nach der Pensionierung jeden Rappen umdrehen muss.
Foto: Getty Images/Image Source
Martin Müller, Matthias Pflume («Beobachter»)
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Sich zu spät damit befassen

Wenn man sich auf dem Pensionskassenausweis das Pensionierungsdatum ansieht, scheint das Rentenalter noch Lichtjahre entfernt. Und so befassen sich viele Menschen zu spät mit der Frage, wie viel Geld sie im Alter brauchen und wie viel sie haben werden. Darum gilt: Sobald man finanziell dazu in der Lage ist, sollte man in die Säule 3a einzahlen, möglichst das Maximum. Etwa mit 50, spätestens mit 55 Jahren sollte man eine Auslegeordnung machen: Wie hoch sind ungefähr die Renten aus AHV und PK, die dereinst fliessen werden? Wie viel Geld ist sonst da? Wie viel brauche ich? Wer jetzt eine grössere Finanzierungslücke entdeckt, hat noch gut zehn Jahre Zeit, sie mit zusätzlichem Sparen zu verkleinern.

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Kosten der Frühpensionierung nicht einkalkulieren

Früher in Rente zu gehen, ist teuer. Wenn Sie ein Jahr weniger arbeiten, haben Sie einen Jahreslohn weniger und lebenslang eine um 6,8 Prozent gekürzte AHV-Rente. Ihre Rente der zweiten Säule sinkt sogar doppelt: Erstens ist Ihr Alterskapital kleiner, als wenn Sie ein Jahr länger eingezahlt hätten. Und zweitens muss dieses Kapital auch noch ein Jahr länger reichen – die Rente wird entsprechend gekürzt. Eine Faustregel besagt, dass man pro Jahr, das man früher in Rente geht, etwa einen Jahreslohn auf der hohen Kante braucht, um alle Einbussen auszugleichen. Gewinnen Sie also rechtzeitig im Lotto! Plan B: Fangen Sie an zu sparen. 

Je früher man in Rente gehen will, desto wichtiger ist es, zu sparen.
Foto: Keystone
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Hypothek zu stark reduzieren

Im Alter miet- und schuldenfrei wohnen – das klingt gut. Gratis ist es aber nicht. Falls Sie Ihre Hypothek stärker reduzieren wollen, als die Bank verlangt, sollten Sie kühl rechnen. Wenn Sie etwa 100'000 Franken PK-Geld für die Amortisation einsetzen, wird Ihre Hypothek bei einem Zins von 2,5 Prozent zwar 2500 Franken im Jahr billiger. Würden Sie aber dieses Kapital für die PK-Rente nutzen, bekämen Sie bei einem Umwandlungssatz von 5 Prozent jedes Jahr 5000 Franken mehr Rente. Was unter dem Strich besser ist, wenn man auch die Steuern berücksichtigt, sollten Sie vorher ausrechnen.

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PK-Kapital planlos beziehen

Gegen Ende des Erwerbslebens lohnen sich Einkäufe in die Pensionskasse besonders – je später, umso lukrativer. Wenn Sie später das Geld als Kapital statt als Rente beziehen, rentiert es sich steuerlich noch mehr. Aber Achtung: Nach einem Einkauf dürfen Sie drei Jahre lang – und zwar auf den Tag genau – kein PK-Kapital beziehen, sonst müssen Sie die Steuerersparnis mit Zins erstatten. Wenn Sie auch noch ein Guthaben in der Säule 3a haben, sollten Sie sich das im Jahr vor der Pensionierung auszahlen lassen. Sonst sind unter Umständen mehr Steuern fällig. Denn für den Steuersatz werden alle Kapitalbezüge eines Jahres addiert.

Egal, ob man mit 65 Jahren direkt in Rente geht oder noch weiter arbeitet – man muss es in jedem Fall der Ausgleichskasse melden.
Foto: Keystone
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AHV nicht beantragen

Kaum zu glauben, aber wahr: Auch wenn der Staat haargenau weiss, an welchem Datum Sie 65 Jahre alt werden, fliesst die AHV-Rente ab dann nicht automatisch. Sie müssen sich bei der Ausgleichskasse zuerst anmelden, am besten drei bis vier Monate im Voraus, damit es sicher klappt. Und umgekehrt: Wenn Sie die AHV vorläufig gar nicht beziehen wollen (weil Sie zum Beispiel noch weiterarbeiten), sollten Sie die AHV ebenfalls schriftlich darüber informieren. Sonst erhalten Sie keinen Zuschlag, den Sie für den Aufschub eigentlich zugut hätten, sondern bloss die normale AHV nachgezahlt.

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Geld ohne Rendite anlegen

Das meiste auf dem Sparkonto, ein bisschen in Obligationen: So legen viele ihr fürs Alter bestimmtes Geld an. Kann man machen – kann man aber besser machen. Ihr Geld rentiert mehr und reicht damit länger, wenn Sie es planmässig investieren. Sie brauchen nicht alles sofort mit 65 – ein Teil davon kann länger angelegt bleiben. Je länger es dauert, bis Sie es benötigen, desto grösser kann der Aktienanteil sein. Das liegt daran, dass Aktien zwar kurzfristig starken Wertschwankungen unterliegen können, aber langfristig fast immer besser rentieren als andere Geldanlagen. Daher sollten Sie Ihr Altersvermögen auf mehrere Töpfe aufteilen: Was bald gebraucht wird, kommt auf ein Sparkonto. Was Sie erst in 20 Jahren benötigen, investieren Sie in Aktienfonds.

7

Lebenshaltungskosten unterschätzen

Es gilt als politisches Ziel, mit den Renten aus der ersten und der zweiten Säule 60 Prozent des letzten Lohns zu erreichen. Aber reicht das wirklich, um Ihren Lebensstandard beizubehalten? Sie müssen zwar nicht mehr zur Arbeit pendeln und sich auswärts verpflegen. Und weil Ihre Einkünfte kleiner sind, fallen auch weniger Steuern an. Aber diesen Effekt sollten Sie nicht überschätzen – denn Sie können keine Abzüge für Berufsauslagen und die Säule 3a mehr machen. Es ist auch nicht gesagt, dass Sie im Rentenalter weniger brauchen. Wahrscheinlich steigen Ihre Gesundheitskosten, und mehr Zeit zum Geldausgeben haben Sie auch. 

Wer seinem Kind vor der Pension ein Haus vermacht, erhält unter Umständen jahrelang keine Ergänzungsleistungen.
Foto: Shutterstock
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Sich vergeblich arm rechnen

Wer zu wenig Geld fürs Alters- oder Pflegeheim hat, wird vom Staat unterstützt. Viele kommen deshalb auf die Idee, ihr Erspartes vorher noch den Kindern zu verschenken. Sie verlieren damit aber unter Umständen den Anspruch auf Ergänzungsleistungen (EL). Denn dafür zählt verschenktes Vermögen, wie wenn es noch da wäre. Wohl werden davon jedes Jahr 10'000 Franken abgezogen, aber wer seinem Sohn das Häuschen im Wert von einer Million vermacht, erhält folglich jahrzehntelang keine EL. Niemand landet deswegen unter der Brücke, es gibt auf jeden Fall Sozialhilfe. Aber deren Ansätze sind tiefer als die EL, ein Einzelzimmer oder ein Coiffeurbesuch liegen dann vielleicht nicht mehr drin.

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Einbussen nach einer Scheidung nicht einplanen

Bei einer Scheidung werden die PK-Guthaben geteilt, die während der Ehe angespart wurden. Je nach Konstellation kann deshalb Ihr Altersguthaben empfindlich schrumpfen. Ein Trost: Sie können diese Summe wieder einzahlen und vom steuerbaren Einkommen abziehen. Klären Sie aber, ob Ihre PK eine Frist für den Einkauf vorsieht. Übrigens: Wenn Sie bei der Pensionierung Ihr Kapital beziehen wollen, gilt für den Wiedereinkauf wegen Scheidung die Sperrfrist von drei Jahren nicht. Warten Sie trotzdem nicht zu lange, sonst könnte das als unzulässige Steuerumgehung gelten. Fragen Sie schriftlich bei der Behörde nach.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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Unvorhergesehenes ausblenden

Sie haben sich an alle Ratschläge gehalten. Sie haben das Budget berechnet, einen Finanzplan aufgestellt – und dann werden Sie krank, Ihre Firma geht in Konkurs, oder Ihr Mann will sich scheiden lassen. Ihr Pensionierungsplan ist nur noch Makulatur, weil keine Annahme, keine Zahl mehr stimmt. Das ist im schlimmsten Fall auch eine finanzielle Katastrophe. Dennoch sollten Sie nicht in Schockstarre verfallen. Sondern so nüchtern wie möglich die neue Ausgangslage analysieren und Handlungsoptionen prüfen: Gibt es Überbrückungsleistungen vom Staat oder von Versicherungen? Was können Sie bis zur Pensionierung tun, um Ihre Finanzen zu verbessern? Wo können Sie im Budget Abstriche machen? Den Pensionierungsplan an die neue Realität anzupassen, ist keine Freude – aber eine Notwendigkeit, die sich auszahlen wird.

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