Sie soll dein Leben erfüllen
Was ist dran an der Drei-Hobbys-Theorie?

Wer in seiner Freizeit Hobbys aus drei bestimmten Bereichen ausübt, wird glücklich. Das besagt eine Theorie, die gerade Menschen aus aller Welt begeistert. Freizeitforscher Ulrich Reinhardt hält nichts davon.
Publiziert: 30.09.2023 um 20:07 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2023 um 09:47 Uhr
Ein Hobby wie Skaten kann das Wohlbefinden steigern – ausser man übt es mit der falschen Absicht aus.
Foto: Getty Images
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Jana GigerRedaktorin Service

Kinder schreiben sie stolz in sogenannte Freundschaftsbücher und Erwachsene profilieren sich mit ihrer Hilfe im Lebenslauf oder auf Social-Media-Plattformen. Hobbys sind für viele Menschen ein Teil ihrer Persönlichkeit. Und sie stellen einen Ausgleich zum Arbeitsalltag dar.

Die Drei-Hobbys-Theorie, die zurzeit in Form von zahlreichen Videos auf Plattformen wie Tiktok die Runde macht, besagt, dass jede Person drei Hobbys haben sollte:

  • Eines, das die Kreativität fördert (Töpfern, Häkeln, Malen etc.)
  • Eines, das einen fit hält (Wandern, Biken, Schwimmen etc.)
  • Eines, das Geld einbringt (auf dem Flohmarkt Kleider verkaufen, Nachhilfe geben etc.)

Hobbys aus diesen drei Bereichen sollen eine gute Grundlage zur Selbstoptimierung bieten und zu einem ausgeglichenen und erfüllten Leben führen.

Stricken ist ein Hobby, das während der Corona-Pandemie ein Comeback erlebt hat.
Foto: Shutterstock

Ulrich Reinhardt (53), Freizeit- und Zukunftsforscher aus Hamburg (D), beschäftigt sich intensiv mit Hobbys und damit, auf welche Art Menschen diese ausüben. Er kritisiert die «Three Hobbies Theory». «Mir fehlt ganz klar die soziale Komponente», sagt er. Freunde zu treffen würden sowohl die meisten Menschen als auch die Wissenschaft deutlich höher gewichten, als in der Freizeit Geld zu verdienen oder sich fit zu halten.

Freizeit gehört zu seinem Beruf

Ulrich Reinhardt (53) ist Freizeit- und Zukunftsforscher, Professor, Autor und wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg (D). Diese gibt den jährlichen Freizeit-Monitor heraus, der das Freizeitverhalten der deutschen Bevölkerung untersucht. Im Podcast «Später war alles besser» beantwortet Reinhardt Fragen und trifft Zukunftsprognosen.

M.Kuhn

Ulrich Reinhardt (53) ist Freizeit- und Zukunftsforscher, Professor, Autor und wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg (D). Diese gibt den jährlichen Freizeit-Monitor heraus, der das Freizeitverhalten der deutschen Bevölkerung untersucht. Im Podcast «Später war alles besser» beantwortet Reinhardt Fragen und trifft Zukunftsprognosen.

Auf der anderen Seite gibt es laut Experte viele Menschen, die gar keinem Hobby nachgehen und die trotzdem glücklich und gesund sind. Hobbys seien also keine pauschale Lösung für jeden und jedes Problem, sagt er, auch wenn sie entspannen und Stress reduzieren könnten.

Der Druck, sich überall zu verbessern

Ein weiterer Aspekt, den Reinhardt an der Theorie bemängelt, ist die Propagierung von Selbstoptimierung. «Viele Menschen optimieren bereits ihre Arbeit, ihren Haushalt oder ihr Aussehen – da sollte nicht auch noch die Freizeit optimiert werden.»

Es gehe bei einem Hobby weder um Regelmässigkeit noch um sonstige Messindikatoren. «Im Vordergrund stehen Erholung und Spass», sagt Reinhardt. Und fügt an, dass sich Freizeit immer über die Freiwilligkeit und niemals über den Zweck definieren sollte. «Sonst ist es keine freie Zeit.»

Töpfern war schon einmal verbreiteter als jetzt, ist jedoch vielleicht genau die Tätigkeit, bei der du abschalten kannst.
Foto: Getty Images

Anstatt sich von anderen Menschen oder einem Trend auf den sozialen Medien beeinflussen zu lassen, empfiehlt Reinhardt, auf sein Innerstes zu hören und jene Tätigkeit auszuüben, auf die man gerade Lust hat. Ein gutes Zeichen, dass man ein passendes Hobby gefunden hat, ist laut Experte, wenn man dabei die Zeit vergisst.


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