Nein, in Bezug auf seine Taten als Teenager habe er kein schlechtes Gewissen. Das sagt der frühere Drogendealer Maximilian Schmidt (25) vor laufender Kamera.
Im Februar 2015 wurde er verhaftet, nachdem er im Netz unter dem Decknamen Shiny Flakes Drogen im Wert von rund 4,1 Millionen Euro verkauft hatte. Von seinem Kinderzimmer aus.
Der damals 19-Jährige nutzte seine Website shinyflakes.com und die Deutsche Post, um im Alleingang ein internationales Drogenimperium aufzubauen und zu betreiben.
Dabei verkaufte er innert 14 Monaten eine Tonne Stoff. Es handelt sich um einen der grössten Cybercrime-Fälle Deutschlands. Die Polizei weiss bis heute nicht, wo der Grossteil des Geldes geblieben ist.
Drogenshop vom Feinsten
«Ich wurde oft gefragt, wie sich mein Shop von anderen unterscheide», sagt Maximilian in der Doku und liefert gleich die Antwort. «Gar nicht. Die Produkte waren einfach anders. Es wurde im Voraus bezahlt, dann wurde es bearbeitet und versendet. Drogen statt Schuhe. Es gab sogar eine FAQ-Rubrik und einen Mindestbestellwert inklusive Kundenbewertung.» Da bleibt auch Petric Kleine (58), dem Präsident des LKA Sachsen, die Spucke weg.
Millionen von Fans in aller Welt haben die deutsche Netflix-Serie «How To Sell Drugs Online (Fast)» (siehe Review) gesehen. Dort mausert sich ein Halbwüchsiger mit Bitcoin- und Darknet-Tricks zum millionenschweren Dealer. «Shiny Flakes»-Regisseurin Eva Müller (42) hat am Serienhit selbst nicht mitgearbeitet, obschon mit Philipp Kässbohrer (37) und Matthias Murmann (37) dieselben Produzenten dahinterstecken.
Das «Streaming»-Magazin erscheint monatlich und bietet einen umfassenden Einblick in die boomende Streaming-Welt von Netflix, Apple TV+ und Co. Es präsentiert die besten Serien, Filme und Dokus und liefert Hintergrundberichte und Interviews.
Das Heft ist im Jahresabo für nur 39.- statt 49.- Franken erhältlich.
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«How to Sell Drugs Online (Fast)»
Müller weiss natürlich auch, dass sich «HTSDO(F)» von Maximilian Schmidts Fall lediglich inspirieren liess. «Die Geschichte in der Serie ist ja dann eine völlig andere, die viel mit Freundschaft zu tun hat», sagt sie gegenüber «STREAMING».
«Ich denke, dass sich jeder Zuschauer mit unserer Doku ein eigenes Bild machen kann. Wir zeigen Maximilian in der Haft, und auch das Ende des Films, von dem ich nicht zu viel verraten will, zeigt ebenfalls, welche Konsequenzen dieses illegale Onlinegeschäft haben kann.»
Anderseits erhält Maximilian S. hier eine Plattform, um – ähnlich wie Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi (70) in seiner Doku-Biographie – offen, frei und sehr direkt aus dem Nähkästchen zu plaudern.
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Vom Kinderzimmer ins Gefängnis
An die Opfer denkt er nicht. Oder wie Eva Müller es formuliert: «Sicher bereut er Dinge, aber mehr noch die verlorene Zeit im Gefängnis.»
Und was sagt Maximilian selber? «Ich hatte keine Ahnung, was da auf mich zukommt.» Andere gingen in den viereinhalb Jahren während seiner Inhaftierung studieren. Er musste sich zurückhalten: «Hier hat man nix: früh aufstehen, abends schlafen gehen. Sehr langweilig. Ich hielt mich von allen möglichst fern.»
Gut so, Mr. Shiny Flakes.