Serien-Tipp 1: «Lupin»
Die Netflix-Gemeinde schloss den charmanten Gauner Assane Diop (Omar Sy, 43), der dem berühmten Meisterdieb Arsène Lupin aus Maurice Leblancs Romanen nacheifert, ins Herz. Der Verwandlungskünstler plant Rache an der schwerreichen Familie Pellegrini, die Assanes Vater auf dem Gewissen hat. Dies macht er mit List, Charme und Weitsicht. Dabei schreckt er auch nicht vor dem Klau eines Colliers im Louvre oder vor der Entführung eines ehemaligen Polizisten zurück.
«Lupin» ist packend, kurzweilig und auch immer wieder amüsant. Auch Hauptdarsteller Omar Sy («Ziemlich beste Freunde») trägt einen grossen Teil dazu bei, diese Neuerscheinung in das Ranking der besten Serien aufzunehmen. Er sprüht vor Witz und Charme. Die Szenen, bei denen er seine Fingerfertigkeiten als Taschendieb beweist oder die Polizei wie begossene Pudel dastehen lässt, bringen einen zum Schmunzeln.
Fazit: Doppelbödiges Spiel eines Gentleman-Gauners.
Mysteryserie, Netflix, seit 8. Januar 2021
Serien-Tipp 2: «Your Honor»
Bryan Cranston (65) wechselt die Seiten: Wandelte er sich in «Breaking Bad» (2008–2013) vom verschupften Chemielehrer zum schwerkriminellen, Crystal Meth kochenden Drogenbaron, spielt er nun in «Your Honor» den angesehenen und rechtschaffenen Richter Michael Desiato aus New Orleans. Zumindest anfangs. Denn eines Tages schiesst sein halbwüchsiger Sohn Adam (Hunter Doohan, 27) mit dem Auto einen Motorradfahrer ab und begeht – von nackter Panik ergriffen – Fahrerflucht. Das Opfer geht auf dem Trottoir elendiglich zugrunde. Doch Blut ist dicker als Wasser, und so setzt der kürzlich Witwer gewordene Richter alles daran, die Schuld seines Sohnes zu vertuschen. Denn das Opfer war der Spross einer einflussreichen Verbrechersippe.
Auch bei «Your Honor» darf man sich auf die vertraute Mimik eines fassungslosen, gebrochenen Mannes (Cranston) freuen, der auf einmal alle Zweifel ignoriert und entschlossen selbst Schicksal spielt. Mit guten Grund eine der besten Serien des angebrochenen Jahres.
Fazit: Listiges Spiel um Lug, Betrug und fatale Entscheidungen.
Miniserie, Sky Show, seit 18. Januar 2021
Serien-Tipp 3: «Sky Rojo»
In kurzknackigen Episoden lässt es der spanische Serienschöpfer Álex Pina (54, «Haus des Geldes») so richtig krachen: Coral (Verónica Sánchez, 44), Wendy (Lali Espósito, 29) und Gina (Yany Prado, 30) sind drei Dirnen auf der Flucht. Sie versuchen mit allen Mitteln, den skrupellosen Zuhälter Romeo und seine beiden Handlanger abzuschütteln. Auf der Suche nach Rettung sind die drei Flüchtigen kreativ, auch wenn die Möglichkeiten mehr als beschränkt sind. Ohne Plan und mit viel Glück gelingt es ihnen, immer mal wieder für eine weitere Stunde am Leben zu bleiben.
Die knallbunte Bilderorgie, in die sich immer mal wieder ein «Pulp Fiction»-Moment oder eine «From Dusk Till Dawn»-Anlehnung (nein, keine Vampire!) einmischt, gehört eindeutig zu den besten Serien 2021. Und wer denkt, der Titel «Sky Rojo» sei die Anlehnung an einen von der untergehenden Sonne geröteten Himmel auf den Kanaren, kann gleich umkehren. Es ist ein Wortspiel: «Escay rojo» ist das rote Kunstleder(sofa), auf dem die Nutten Tag für Tag sitzen und auf potente Kundschaft warten.
Fazit: Anschnallen, Schlüpfer festhalten und ab geht die Post!
Actionserie, Netflix, seit 19. März 2021
Serien-Tipp 4: «The Attaché»
Der erfolgreiche israelische Musiker Avshalom (Eli Ben-David, 44) ist gerade erst mit seiner Frau Annabelle (Héloïse Godet, 40) und dem gemeinsamen Sohn nach Paris gezogen. Annabelle wurde als Attaché von der israelischen Botschaft angeheuert. Und Avshalom hoffte, in der Stadt der Liebe seine Musikerkarriere voranzutreiben. Doch das vermeintliche Traumjahr im Ausland verwandelt sich für das Ehepaar in einen Albtraum – mit einer Ehekrise statt romantischer Stimmung. Und es kommt noch schlimmer. Nur wenige Stunden nachdem der israelische Jude marokkanischer Abstammung in Paris landet, wird die Stadt zum Ziel islamistischer Terroranschläge, bei denen 130 Menschen ums Leben kommen.
Die zehnteilige Politdramaserie erzählt das Schicksal der charmanten Figuren sehr feinfühlig. Als Zuschauer spürt man den autobiographischen Charakter: Die Geschichte basiert auf der Lebensgeschichte des Serienschöpfers Eli Ben-David, Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller in einem. Nicht zuletzt aus diesem Grund gehört der Titel zu den besten Serien 2021.
Fazit: Der Terroranschlag in Paris aus einem anderen Blickwinkel.
Starzplay (und Sky Show, Blue Max), Politdramaserie, seit 14. März 2021
Serien-Tipp 5: «Shadow & Bone»
Basierend auf der Romanreihe der US-Autorin Leigh Bardugo (46) erzählt die Serie vom Reich Ravka, das durch die Flur getrennt wird: Ein Ort der Schatten, in dem dämonische Kreaturen hausen. Einzige Hilfe bieten die Grisha, die die Elemente kontrollieren oder heilen können. Sie ermöglichen es den Bewohnern Ravkas, die Flur in Landschiffen zu durchqueren. Auf einem solchen Schiff ist auch Alina Starkov (Jessie Mei Li, 25). Als Monster angreifen, bricht aus Alina ein Licht heraus: Sie ist eine Grisha. Nicht irgendeine, denn schon lange erzählen Legenden von einer Grisha, die das Licht kontrollieren und ein Ende der Flur bringen kann. Also darf Alina an den Hof des Zaren und wird vom charmanten, aber mysteriösen General Kirigan (Ben Barnes, 39) geschult.
Showrunner Eric Heisserer schafft es mit seinem Team, Bardugos Welt heraufzubeschwören: Die pseudorussische Gesellschaft von Ravka ist faszinierend, und der fantastische Aspekt schleicht eher langsam in die Geschichte, was es auch einem weniger Fantasy-affinen Publikum erlaubt, in die Handlung zu finden. Sicherlich gehört die Serie auch für Nicht-Fantasy-Fans auf die Liste der besten Serien.
Fazit: Alles andere als knochentrocken, diese Phantasiewelt.
Netflix, Fantasyserie, seit 23. April
Das «Streaming»-Magazin erscheint monatlich und bietet einen umfassenden Einblick in die boomende Streaming-Welt von Netflix, Apple TV+ und Co. Es präsentiert die besten Serien, Filme und Dokus und liefert Hintergrundberichte und Interviews.
Das Heft ist im Jahresabo für nur 39.- statt 49.- Franken erhältlich.
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Serien-Tipp 6: «Star Wars: The Bad Batch»
Dave Filoni (47) geniesst im «Star Wars»-Universum einen nahezu makellosen Ruf. Er hat nicht nur die erfolgreiche Serie «The Mandalorian» mitzuverantworten, er trat auch schon früher in Erscheinung als einer, der es den Fans fast immer recht macht. Daran ändert auch sein neuester Coup nichts: Die computeranimierte Reihe «The Bad Batch» erzählt von der Einheit 99, die in der letzten Staffel von «The Clone Wars» eingeführt wurde. Fünf verbesserte Klone, die das von Palpatine ausgerufene Imperium aber nicht unter Kontrolle hat. Sie werden zu gejagten Abtrünnigen und nehmen sich auch gleich noch eines Klon-Mädchens an.
Nach der Hälfte der 16 Episoden ist das Zwischenfazit mehr als solide: Zwar erreichen die späteren Folgen nicht ganz das Niveau der Auftakt-Episoden, aber die Animation überzeugt, die Abenteuer sind kurz und knackig, und es gibt immer wieder Momente, die altgediente «Star Wars»-Fans in Entzücken versetzen, weshalb die Redaktion auch diese Sci-Fi-Serie zu den besten Serien 2021 zählt.
Fazit: Fünf Klone im Konflikt mit dem mächtigen Imperium.
Disney+, Animationsserie, seit 4. Mai
Serien-Tipp 7: «The Underground Railroad»
Die Südstaaten der USA zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Die junge Sklavin Cora (Thuso Mbedu, 30) steht mit einer Fackel in einem dunklen Raum und entdeckt erstmals die Underground Railroad: eine Art unterirdische Fluchtmaschine, mit der Sklaven aus dem US-Süden angeblich in den Norden oder gar nach Kanada fliehen können, um der ewigen Schufterei zu entkommen. Cora fackelt nicht lange und ergreift ihre Chance auf ein besseres Leben – stets verfolgt vom Sklavenjäger Ridgeway (Joel Edgerton, 47), der Cora wegen des Mordes an einem Teenager sucht.
Nach erfolgter Figureneinführung dürfen die beiden Sklaven Cora und Caesar (Aaron Pierre, 27) am Ende der ersten Episode endlich den titelgebenden Seelenzug besteigen, um ihrem Schicksal zu entfliehen. Der Weg in die Freiheit ist aber lang, steinig – und spannend. So spannend, dass „The Underground Railroad“ zu den besten Serien des ersten Halbjahres zählt.
Fazit: «Black Lives Matter!»
Prime Video, Dramaserie, seit 14. Mai
Serien-Tipp 8: «Mare of Easttown»
Mare Sheehan (Kate Winslet, 45) ist eine Kleinstadt-Polizistin in der tristen Arbeiterenklave Easttown in Pennsylvania. Seit Mare vor 25 Jahren den entscheidenden Korb für das Mädchen-Basketballteam der örtlichen Highschool warf, ist sie eine Lokalheldin.
Da wird die Leiche der Schülerin Erin (Cailee Spaeny, 23) gefunden. Der Mord weist Verbindungen auf zum Verschwinden von Katie Bailey vor zwölf Monaten. Der Fall der jungen Frau wurde für Mare zur Besessenheit, weil es sich dabei um die Tochter einer ehemaligen Basketball-Teamkameradin handelte. Gegen Mares Willen wird ihr ein junger Cop der Bundespolizei (Evan Peters, 34) zur Seite gestellt. Nach Anlaufschwierigkeiten deckt das Ermittler-Duo immer mehr schockierende Fakten auf, welche die Gemeinde erschüttern.
Ein Mord in einer Kleinstadt, der die dunklen Verstrickungen der Einwohner Stück für Stück ans Licht befördert – die HBO-Miniserie «Mare of Easttown» nutzt ein altbewährtes Erfolgsrezept. Nur dass dieses durch Extra-Zutaten wie die überzeugende Schauspielleistung von Hauptdarstellerin Kate Winslet sowie eine raffinierte Mischung aus Familiendrama und Krimi noch verfeinert wird. Prädikat: Empfehlung zu einer der besten Serien 2021.
Fazit: Dunkel und fesselnd mit glänzender Winslet.
Sky Show, Miniserie, seit 21. Mai
Serien-Tipp 9: «Sweet Tooth»
Weltweit grassiert ein tödliches Virus. Während es wütet und die Menschheit ins Verderben stürzt, tauchen überall Hybriden-Babys auf: halb Mensch, halb Tier. Oder waren sie es, die das Virus erst freigesetzt haben? Diese Unsicherheit schürt den Hass auf die Hybriden: Sie werden ausgestossen, gejagt und getötet. Ein Vater (Will Forte, 51) nimmt sein kleines Hybridenbaby darum mit in den Wald. Dort, in einer Hütte, zieht er Gus (Christian Convery, 11) gross und bringt dem Jungen mit Hirschgeweih bei, wie man abseits der Zivilisation überlebt. Doch die Idylle findet ein jähes Ende, als die beiden entdeckt werden.
Zwar zieht die Serie den düstersten Ideen aus Jeff Lemires Comics die Zähne, doch auch in der softeren Serienversion hat «Sweet Tooth» Verstörendes parat. Wie der Hybridenbub Gus in einer postapokalyptischen Welt zu überleben versucht und Hilfe von Ex-Footballer Jepperd (Nonso Anozie, 42) bekommt, bietet daneben auch durchaus poetische Momente. Ein Gesamtpaket, das rasch hineinzieht, bei Laune hält und zu den besten Serien 2021 gehört.
Fazit: Zwischen süss und bedrohlich: eine Welt zum Abtauchen.
Netflix, Fantasyserie, seit 4. Juni 2021
Serien-Tipp 10: «It’s a Sin»
London, 1981: Ritchie (Olly Alexander, 31), Roscoe (Omary Douglas, 27) und Colin (Callum Scott Howells, 22) sind schwul – zum Leid ihrer Familien. Nun leben sie zusammen in einer Londoner WG. Die jungen Männer entdecken ein Leben voller Freiheiten und stürzen sich hinein. Doch da taucht ein Gerücht über eine tödliche Krankheit auf, die in den USA Homosexuelle dahinrafft. Das Gerücht nimmt immer konkretere Formen an. Schliesslich findet das HI-Virus seinen Weg auf die Insel.
Der Fünf-Teiler von Russell T. Davies (58, «Queer as Folk») sprüht vor Lebensfreude, aber auch vor tiefer Traurigkeit. Stets unterlegt vom mitreissenden Soundtrack der 80er. Wow! Wir sind begeistert und nehmen den Titel gerne in unser Ranking zu den besten Serien 2021 auf.
Fazit: Hochemotionales Zeitdokument.
Starzplay (und Sky Show, Blue Max), Miniserie, seit 20. Juni 2021