Kuscheln statt Quengeln
Wutanfälle und Langeweile sind gut für dein Kind

Fernseher, Smartphone, Süssigkeiten. Eltern greifen oft zu schnellen Ablenkungen, um quengelnde Kinder zu beruhigen. Doch Experten warnen: Die Kleinen müssen lernen, negative Gefühle selbst zu bewältigen, um eine ideale emotionale Entwicklung zu durchlaufen.
Publiziert: 03.11.2024 um 11:11 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2024 um 12:33 Uhr
Wenn das Kind tobt, wollen wir ihm möglichst schnell helfen. Jedoch tun wir ihm genau damit oft keinen Gefallen.
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Ein quengelndes Kind auszuhalten, kann für Eltern zur grossen Geduldsprobe werden. Kein Wunder also, dass Mütter und Väter primär daran interessiert sind, das Kind möglichst schnell aus seiner misslichen Gefühlslage zu befreien. Hier kommt die Ablenkung ins Spiel. Egal, ob Süssigkeiten, Fernsehen oder Handy: Manchmal sind wir um alles froh, was die Kinderseele beruhigt und den Lärmpegel senkt.

Negative Gefühle einfach mal aushalten

Manchmal gibt es nicht einmal einen Auslöser, der dazu führt, dass das Kind unzufrieden auf dem Boden herumrollt, quengelt, und uns wissen lässt, dass ihm gerade gar nichts recht ist. Also greifen wir in die Trickkiste, bieten Fingerverse an, singen lustige Lieder oder lesen flugs das Lieblingsbuch vor. 

Um das Kind zu beruhigen, sind wir zu fast allem bereit und vergessen dabei oft das Wesentliche: Nämlich, dass das Aushalten von Langeweile, schlechter Laune oder Wut ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung ist. 

Bei frustrierten Kindern wollen wir möglichst schnell für Linderung sorgen.
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Das einfachste Mittel, schlecht gelaunte oder wütende Kinder zu beruhigen, ist das Smartphone oder der Fernseher. Vor allem, wenn der Wutanfall gerade in einem Restaurant oder im Zug passiert, schämen sich Eltern gerne mal und greifen zum Handy. Solange aus der Ausnahme keine Regel wird, ist das auch kein Problem.

Kinder müssen das Bewältigen von negativen Gefühlen üben können

Wird der Griff zum Bewegtbild zum Usus, kann das sich das gemäss US-Forschungen erheblich auf das Verhalten von Kindern auswirken. Wer sofort Bildschirmzeit anbietet, nimmt seinem Nachwuchs die Möglichkeit, das Bewältigen von unangenehmen Situationen zu üben und zu festigen. Das damit einhergehende Defizit ist später nur schwer zu beheben. 

Wer dem Kind zu oft ein Handy in die Hand drückt, hat zwar Ruhe, tut dem Nachwuchs langfristig aber keinen Gefallen.
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Aber auch pädagogisch wertvollere Ablenkungen wie eben Fingerverse, Lieder singen oder Bücher anschauen können sich negativ auf die Gefühlswelt auswirken. Obwohl sie in der Situation wirksam sein können, verhindern auch sie die Selbstregulierung beim Bewältigen von negativen Gefühlen.

Kinder brauchen unbedingt die Möglichkeit und Chancen, zu lernen, dass man negative Gefühle selber aushalten und überstehen kann. Jedes Erfolgserlebnis hilft ihnen auf ihrem Weg. Deswegen: Egal, wie verlockend es ist, das quengelnde oder schreiende Kind mit wenigen Kniffen abzulenken, sollten wir dreimal tief ein- und ausatmen und mit dem Kind durch seine Emotionen gehen. Ja, auch dann, wenn der Wut- oder Trotzanfall gerade in einem Restaurant oder im Zug passiert.

Statt also die Faust im Sack zu machen oder das Handy aus der Tasche zu holen, liefern wir sieben Ideen, wie ihr euren Kindern in der nächsten negativen Situation beistehen könnt.

1

Verständnis formulieren

Sagt dem Kind explizit, dass ihr versteht, dass es gerade wütend, traurig oder gelangweilt ist. Klärt mit ihm, wie es zu der Situation gekommen ist und sagt, dass ihr da seid und mit ihm zusammen durch die Gefühle geht, bis die grosse Welle der fiesen Emotion vorbei ist.

2

Kuscheln anbieten

Setzt euch aufs Sofa, öffnet die Arme und bietet dem Kind an, dass es sich zu euch kuscheln und sich streicheln lassen darf, wenn es mag.

3

Szenenwechsel vorschlagen

Zwar eine Form von Ablenkung, aber sicher nicht falsch, ist das Anbieten von frischer Luft. Oft reicht es, eine Szenerie zu verlassen, um aus der Negativspirale rauszufinden. Ein Spaziergang an der frischen Luft kann Wunder wirken.

4

Sich rausnehmen

Wir wissen, es ist enorm schwierig, ein Kind sich selber zu überlassen, wenn es gerade leidet. Manchmal aber machen wir den Kleinen den grössten Gefallen, wenn wir sie einfach mal schnell in Ruhe lassen und ihnen die Chance geben, sich selber zu regulieren.

5

Hilfe und Unterstützung anbieten

Sagt dem Kind, dass ihr da seid, wenn es euch braucht. Sagt, dass ihr gerne helft, es aber auch versteht und unterstützt, wenn es lieber einen Moment für sich haben will.

6

Zusammen nach Lösungen suchen

Wenn das Kind nicht mehr ganz ausser Rand und Band ist, kann man anbieten, gemeinsam nach Lösungen und Wegen zu suchen, die ihm helfen.

7

Ruhe bewahren

Wer schon einmal ein wütendes oder quengelndes Kind erlebt hat, weiss: Die Kleinen haben eine gute Kondition. Da kann es sehr herausfordernd sein, selber Ruhe zu bewahren. Genau dies ist aber von elementarer Wichtigkeit, zumal sich Kinder nach ihren engsten Bezugspersonen orientieren.

Wer Mühe hat, die eigenen Emotionen zu kontrollieren, kann und darf sich jederzeit an den Elternnotruf, die Mütter- und Väterberatung seines Wohnortes oder andere Fachstellen wenden. Oft reichen schon kleine Dinge wie Yogaübungen, autogenes Training oder Meditationen.

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