Warren Weaver und Claude E. Shannon entwickelten in den 1940er Jahren das Sender-Empfänger-Modell. Das vermutlich grundlegendste Prinzip der Kommunikationstheorie. Da geht es um den Austausch von Informationen zwischen zwei Systemen – dem Sender und dem Empfänger. Ein Austausch wird dann als Erfolg gewertet, wenn die Nachricht am Ziel so ankommt, wie der Sender sie abgeschickt hat. So funktioniert perfekte Kommunikation. Schön wärs. Denn im Alltag muss allen klar sein, dass alle Informationen durch eigene Deutungsraster gefiltert werden. Das heisst dann Framing – oder simpel und schlicht: Gut gemeint, reicht nicht immer. Gerade wenn es um Kinder geht.
Manchmal «kriegt man etwas halt in den falschen Hals», «versteht sich falsch» – und ist sauer. So ist das Leben, manchmal geht Kommunikation schief. Meist kein Beinbruch. Ein paar Garanten für Irritation gibt es im Familienwesen dennoch, deshalb sollte man die folgenden Aussagen in Zukunft lieber sein lassen:
«Ich finde das super. Ich setze einfach meine Prioritäten anders»
Wie das – je nach Deutungsraster und Familienorganisation – ankommen kann: «Ich mag meine Kinder eventuell lieber als du deine.» Oder: «Bei mir kommen die Kinder an erster Stelle, bei dir vielleicht nur an zweiter.» Bei eigentlich allen Eltern haben die Kinder höchste Priorität und es gibt mannigfaltige Gründe finanzieller, erziehungsphilosophischer oder anderer Natur, weshalb die einen so und die anderen anderes entscheiden.
Und deshalb fragt man besser einfach, wie sich das Kind in der Krippe eingelebt hat oder erkundigt sich, wie sich die Abläufe am Morgen eingependelt haben. Echtes Interesse, statt subliminale Wertung.
«Siehst du deine Kinder überhaupt noch?»
Das kriegen insbesondere berufstätige Mütter zu hören. Von Vätern wird Ähnliches selten berichtet. Offenbar sind 60 Prozent Berufstätigkeit halbwegs anerkannt und akzeptiert. Ab dann wird es schwierig. Und solche Sprüche treffen mitten ins Herz. Selbst voll berufstätige Mütter kümmern sich gern um ihre Kinder und vermutlich haben zwei von drei mindestens einmal am Tag genau deswegen ein schlechtes Gewissen. Man sollte es nicht noch schlimmer machen.
«Klappts mit dem Stillen?»
1. Totaler Eingriff in die Privatsphäre. Brüste sind auch bei Müttern etwas Privates. 2. Vielleicht klappt es ja nicht und die Frau ist deswegen eh schon gestresst und traurig. Dann muss man nicht noch nachfeuern. Es klappt nämlich nicht immer. 3. Stattdessen einfach mal fragen, «wie geht’s dir?» Und dann einfach mal zuhören.
«Du wolltest ja Kinder»
Eltern jammern manchmal. Kinder bekommen, sie gross zu ziehen, ihre mannigfaltigen Bedürfnisse in jedem Alter abzuholen – und dann gerne auch zu erfüllen – das ist anstrengend und erschöpfend. Auf den Umstand zu verweisen, dass Eltern sich die Misere ja selbst eingebrockt haben, ist hier nicht zielführend. Deshalb: Mund zu oder etwas Zielführendes einbringen oder einfach kurz drei Minuten durchatmen und zuhören.
«Es geht so schnell. Ich möchte einfach nichts verpassen»
Ja, es geht schnell. Und plötzlich sind die Kleinen gross und stolpern in den Kindergarten. Auch hier gilt: Familienmodelle sind unterschiedlich und dass es schnell geht, wissen wir alle. Berufstätige oder anderweitig beschäftigte Eltern müssen das aber nicht andauernd hören, was sie potentiell alles nicht mitkriegen. Auch sie versuchen ihr Bestes, möglichst viel eben nicht zu verpassen.
«Das Kind braucht einfach mehr Zeit für sich»
Wer nicht? Manchmal geht es halt einfach nicht, dass Mutter oder Vater bei Schulschluss am frühen Nachmittag oder am freien Nachmittag zur Verfügung stehen.
Ja, Mütter und Väter sind manchmal etwas überempfindlich. Immerhin geht es um ihre Kinder. Deshalb lohnt es sich, an das Sender-Empfänger-Modell zu denken. Etwas, das nett gemeint ohne tiefere Agenda abgeschickt wird, kommt halt manchmal falsch an. Die Lösung ist simpel: Man sollte echte Fragen stellen, einander zuhören – und auf leerere Plattitüden verzichten. Und auf der anderen Seite ist es wichtig, auch den Sendern potenziell missverständlicher Botschaften offen gegenüberzustehen: Denn die meisten meinen das wirklich nicht böse.
Dieser Artikel wurde vom Family-Channel der «Schweizer Illustrierte» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.schweizer-illustrierte.ch/family
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