Dass Beziehungen viel Arbeit sind, ist für Erwachsene nichts Neues. Den Terminus «Beziehungsarbeit» haben Paartherapeut*innen ja nicht nur aus Spass erfunden. Doch auch Geschwisterbeziehungen bedeuten Arbeit. Vor allem für die Eltern. Wie meistens in Erziehungsfragen, gibt es kein Patentrezept, das für alle funktioniert. Das Alter, Temperament oder Geschlecht des Kindes spielt durchaus eine Rolle. Mit älteren Kindern lässt sich mehr besprechen, so wird von Experten ein Altersunterschied von drei Jahren empfohlen.
Doch egal wie alt die Kinder sind, sie müssen lernen, dass sie die Aufmerksamkeit der Eltern oder Bezugspersonen plötzlich mit einem Baby teilen müssen. Da müssen sie erst reinwachsen – doch Eltern können ihre Erstgeborenen mit diesen einfachen Tricks darin unterstützen. Schon vor der Geburt:
- Während der Schwangerschaft: Keinen Druck aufsetzen
Das Gute ist, von einem Baby wird man selten überrascht. Der wachsende Bauch lässt sich in den meisten Fällen nicht ewig geheim halten. Deshalb empfiehlt es sich, schon früh mit dem grossen Kind (oder den grossen Kindern) über die erwartete Ankunft eines neuen Familienmitglieds zu sprechen. Wichtig ist, sie damit nicht zu überfordern. Wenn das Interesse eher klein ist, bringt es nichts, Druck aufzusetzen und etwa Kind 1 gegen seinen Willen zum Ultraschall zu schleifen. Dem Kind zuhören und entdecken, was es braucht. Ob das heisst, dass es gerne bei der Umgestaltung des Kinderzimmers mithelfen will, schon mal am Kuscheltier Windelwechseln übt oder einfach zur Kenntnis nimmt, dass da was kommt, ist individuell.
Rund um die Geburt: Die grossen Kinder nicht vergessen
Irgendwann ist das Baby da. Ob im Spital oder daheim – viel Besuch von Freunden und Verwandten ist vorprogrammiert. Ein schwieriger Moment für ältere Geschwister. Das lässt sich mit einem simplen Besucherbriefing leicht vermeiden: Erst den Geschwistern «hallo» sagen, bevor sie sich aufs Baby stürzen – und lieber den grossen Kindern statt dem Neugeborenen eine kleine Aufmerksamkeit mitbringen. Das Baby kriegt sowieso nicht mit, wer, was geschenkt hat. So merken grosse Brüder und Schwestern, dass sie nicht plötzlich vergessen sind.
Nach der Geburt: Grosse Kinder sind auch Kinder
Rivalität ist nicht immer schlecht. Geschwister können sich untereinander anspornen und lernen so, auch Konflikte zu lösen. Trotzdem können Erziehungsberechtigte eine gute Beziehung fördern. Ein paar Grundregeln: Die Kinder miteinander à la «X ist viel kleiner als du und isst so schön Gemüse» zu vergleichen, ist keine gute Idee. Es hilft auch nicht, dem grossen Kind immer zu sagen, dass es doch bitte vernünftig sein soll, weil es gross ist. Meistens sind die Geschwister nicht viel älter, als die weiteren Nachkommen. Das sorgt nur für Frust – auch die Grossen müssen und dürfen noch viel lernen. Und wenn der grosse Bruder partout nicht mit der kleinen Schwester spielen will, dann ist das in Ordnung. Aus Zwangsarrangements sind selten entspannte Familiennachmittage gewachsen. In der Realität ist es natürlich so, dass ein Neugeborenes den Eltern viel abverlangt. Es kann ja auch nichts selbst erledigen. Da hilft es, Exklusivzeiten mit den grösseren Geschwistern einzuplanen. Bei Paaren nennt man das «Date Night», bei Kindern kann das ein Besuch im Zoo, ein Buch auf dem Sofa oder eine kurze, gemeinsame Glacé-Schleckzeit sein.
Dieser Artikel wurde vom Family-Channel der «Schweizer Illustrierte» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.schweizer-illustrierte.ch/family
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