Auf einen Blick
- Französische Winzer protestieren gegen Weinimporte und Freihandelsabkommen
- Wütende Demonstranten blockieren Strassen und zerstören spanische Weintransporte
- 900 Landwirte gingen landesweit mit Traktoren auf die Strassen
Es brodelt in der Grande Nation. Immer wieder sorgen wütende französische Winzer an der spanischen Grenze für Chaos. Wie «Wine Spectator» im Oktober 2023 berichtete, wurden Autobahnen blockiert und Lastwagen gestoppt. Zwei Tankwagen mit Rotwein wurden auf die Strasse geleert, ein Lastwagen voller Cava-Flaschen aufgebrochen und die Kisten zertrümmert.
Die Protestierenden beklagten die massive Einfuhr spanischen Weins, während sie selbst mit schlechten Ernten, steigenden Kosten und sinkenden Preisen zu kämpfen hätten. Frédéric Rouanet (40), Präsident des Winzerverbandes Aude, sprach von einem explosiven Cocktail aus wirtschaftlichem Druck und der Konkurrenz durch günstigere spanische Weine.
Demonstrierende kommen nicht zur Ruhe
Rund ein Jahr später folgten im November 2024 erneut massive Proteste. Diesmal richtete sich der Zorn gegen das EU-Mercosur-Freihandelsabkommen. Obwohl das Abkommen zwischen der EU und südamerikanischen Staaten noch nicht in Kraft ist, einigten sich die Verhandlungspartner Anfang Dezember 2024 auf eine politische Lösung.
Laut «France 24» befürchten die Demonstranten, dass das Abkommen den europäischen Markt mit billigen südamerikanischen Produkten fluten könnte. Landesweit gingen rund 900 Landwirte und Winzer auf die Strassen, während in Bordeaux Weinstöcke brannten. Auch Lastwagen mit Agrarimporten wurden gestoppt, während die Protestierenden drohten, Treibstoffdepots und Einkaufszentren lahmzulegen.
Von der Politik im Stich gelassen
Viele Winzer kämpfen mit niedrigen Einkommen, übermässiger Bürokratie und mageren Ernten, während versprochene staatliche Hilfen auf sich warten lassen. Präsident Emmanuel Macron (47) betonte zwar die Ablehnung Frankreichs beim Mercosur-Abkommen, doch der Frust lässt nicht nach. Die französische Weinbrache fühlt sich je länger je mehr von der Politik im Stich gelassen.
Neben wirtschaftlichem Druck spiegeln die Proteste auch einen strukturellen Wandel wider: Der Konsum französischer Weine, insbesondere im untersten Segment, geht zurück, während Weingüter aus Spanien und Südamerika mit niedrigeren Preisen zunehmend Marktanteile gewinnen.