Welches ist der beste Chasselas der Welt?
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Schweizer Traube im Test:Welches ist der beste Chasselas der Welt?

Welches ist der beste Chasselas der Welt?
Geteilter Sieg für Fendant und Gutedel

Welches ist der weltbeste Chasselas? Ein einziger Ausländer kann im grossen Tasting mit den besten Weinen aus der Schweizer Nationalrebsorte mithalten. Dafür aber richtig!
Publiziert: 23.05.2021 um 18:59 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2021 um 13:58 Uhr
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Gastronomin Denise Crettol lässt sich Corona-konform Wein einschenken.
Foto: Philippe Rossier
Alain Kunz (Text), Philippe Rossier (Fotos)

Chasselas. Die Nationaltraube. Schweizer Kulturgut. Ein Mythos. So etwas wie der Wilhelm Tell der Weinkultur. Welcher Chasselas-Wein ist der beste? Und ist die Rebsorte eine «richtige» Schweizerin? Hat sie ihre Ursprünge hier? Ist also autochthon wie Lafnetscha oder Räuschling?

Klären wir zuerst die Herkunft. Es gibt Vermutungen, dass Chasselas schon vor 5000 Jahren im alten Ägypten existiert haben soll. Andere Hypothesen verorten die Sorte im Jordan-Tal, in Cahors in Südfrankreich oder im Dorf Chasselas in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Also definitiv nicht in der Schweiz.

Ist das wirklich so?

Dünnes Wässerchen und Kopfweh-Wein

Die Lösung liefert ein Telefongespräch mit einem Forscher: José Vouillamoz ist einer der renommiertesten Ampelografen der Welt, also Rebforscher. Er untersucht auf gendiagnostischer Basis und kam zu Schluss: «Sicher ist: Chasselas ist viel älter als die Schweiz, eine der ältesten Rebsorten der Welt überhaupt. Deshalb ist es schwierig, ihr eine Nationalität zuzuordnen. Was man aber mit Sicherheit sagen kann: Man muss sie dem Genfersee-Gebiet zuordnen, ins frühere Königreich Savoyen.» Puh! Nix Ägypten, sagt die DNA-Forschung, sondern der Raum von Annecy bis Montreux.

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Platz 10: Fendant Saint-Léonard Maître de Chais, Provins, Sion VS 2019: 17,30/20 (17.80 Franken. schuewo.ch): Mineralisch, Apfel, zitrisch, hefig, Glycin-Süsse, mittlerer Körperbau, balanciert, dezente Säure, schönes Finish.
Foto: Nathalie Taiana

Alles gut also? Ja, wenn da nicht das Image wäre. Dieses ist immer noch mehr schlecht als recht. Vor allem jenes des Fendant. So wird Chasselas im Wallis genannt. Dünne Wässerchen aus den 70er- und 80er-Jahren prägen das Vorurteilsbild nach wie vor. «Fendant leidet noch immer an seinem ungenügenden Bekanntheitsgrad in Bezug auf die Rebsorte», sagt Gilles Besse, Önologe auf dem Renommier-Weingut Domaine Balavaud in Vétroz VS. «In der Deutschschweiz geht Fendant immer noch als Kopfweh- und Raclettewein durch.» Besse nennt ein Beispiel: «Wir haben eine Spezialabfüllung für Master of Wine Philipp Schwander gemacht. Er beharrte darauf, dass man das Wort ‘Fendant’ Nicht auf der Frontetikette verwenden dürfe. Nur Chasselas.»

Ein sozialer Wein

Auch im Waadtland, wo Chasselas noch viel wichtiger ist als im Wallis, leidet der Ruf ungebrochen. «Zu Unrecht! Die Qualität des Chasselas ist in der ganzen Schweiz mittlerweile sehr gut bis fantastisch», so Besse. «Und es ist einer der ganz wenigen sozialen Weine», ergänzt Vouillamoz, «den man bei Hochzeiten, Geburten, Beerdigungen, zur Vertragsbesiegelung und so weiter trinkt. Er ist also ungemein versatil. Und er offenbart das Terroir sehr präzis.»

Fantastisch bis sehr gut. Tönt vielversprechend für unser grosses Chasselas-Tasting, das im stylischen Hotel Anker in Luzern stattfand. Der Anspruch, nicht ganz unbescheiden: den besten Chasselas der Welt zu küren. In der Startaufstellung stehen die 46 besten Chasselas aus der Schweiz, von uns ausgewählt. Dazu zehn Top-Vertreter aus Frankreich (4) und Deutschland (6) inklusive dem mit Abstand teuersten Chasselas der Welt, dem Jaspis Gutedel Alte Reben 10 hoch 4 von Ziereisen aus Baden (D). Kostet schlappe 148 Franken.

Die Ränge 11 bis 20: Vor allem Waadtländer
  • 11 Fendant La Romaine, Cave La Romaine, Flanthey VS 2020: 17,25/20 (Foto, 13.50 Franken. cavelaromaine.com)
  • 12 Chasselas Cuvée Spéciale La Côte AOC, Les Frères Dutruy, Founex Village VD 2020: 17,20/20 (19.50 Franken. landolt-weine.ch)
  • 12 Saint-Saphorin Grand Cru Les Blassinges, Pierre-Luc Leyvraz, Chexbres en Lavaux VD 2020: 17,20/20 (19.90 Franken. bauraulacvins.ch)
  • 14 Bouton d'Or Chasselas de Villette, Lavaux, Union Viticole de Cully VD 2020: 17,10/20 (13 Franken. uvc.ch)
  • 14 Mont de Vaux Terroir Grand Cru, Henri Cruchon, La Côte VD 2019: 17,10/20 (17 Franken. henricruchon.ch)
  • 16 Château Maison Blanche Grand Cru, Yvorne VD 2019: 17,05/20 (22.80 Franken. schuewo.ch)
  • 17 Dézaley Chemin de Fer Grand Cru, Luc Massy, Epesses VD 2019: 17,00/20 (35 Franken. moevenpick-wein.com)
  • 17 Morges Vieilles Vignes Terravin, Cave de la Côte, Tolochénaz VD, 2020: 17,00/20 (13.90 Franken. cavedelacote.ch)
  • 17 Chasselas Réserve Mauchen Markgräferland, Baden, Lämmlin Schindler, Schliengen-Mauchen (D) 2020 (Fassabzug): 17,00/20 (11,50 Euro. In der Schweiz nicht erhältlich. laemmlin-schindler.de)
  • 20 Aigle Chapelle AOC Chablais, Bernard Cavé, Ollon VD 2020: 16,95/20 (19 Franken. bernardcave.vins)
Der Fendant der Cave La Romaine verfehlt die Top 10 ganz knapp.
Nathalie Taiana
  • 11 Fendant La Romaine, Cave La Romaine, Flanthey VS 2020: 17,25/20 (Foto, 13.50 Franken. cavelaromaine.com)
  • 12 Chasselas Cuvée Spéciale La Côte AOC, Les Frères Dutruy, Founex Village VD 2020: 17,20/20 (19.50 Franken. landolt-weine.ch)
  • 12 Saint-Saphorin Grand Cru Les Blassinges, Pierre-Luc Leyvraz, Chexbres en Lavaux VD 2020: 17,20/20 (19.90 Franken. bauraulacvins.ch)
  • 14 Bouton d'Or Chasselas de Villette, Lavaux, Union Viticole de Cully VD 2020: 17,10/20 (13 Franken. uvc.ch)
  • 14 Mont de Vaux Terroir Grand Cru, Henri Cruchon, La Côte VD 2019: 17,10/20 (17 Franken. henricruchon.ch)
  • 16 Château Maison Blanche Grand Cru, Yvorne VD 2019: 17,05/20 (22.80 Franken. schuewo.ch)
  • 17 Dézaley Chemin de Fer Grand Cru, Luc Massy, Epesses VD 2019: 17,00/20 (35 Franken. moevenpick-wein.com)
  • 17 Morges Vieilles Vignes Terravin, Cave de la Côte, Tolochénaz VD, 2020: 17,00/20 (13.90 Franken. cavedelacote.ch)
  • 17 Chasselas Réserve Mauchen Markgräferland, Baden, Lämmlin Schindler, Schliengen-Mauchen (D) 2020 (Fassabzug): 17,00/20 (11,50 Euro. In der Schweiz nicht erhältlich. laemmlin-schindler.de)
  • 20 Aigle Chapelle AOC Chablais, Bernard Cavé, Ollon VD 2020: 16,95/20 (19 Franken. bernardcave.vins)

Ältere Jahrgänge waren chancenlos

Einschicken sollten die Winzer den aktuellen Jahrgang. Das war vereinzelt 2017 und 2018. In der grossen Mehrheit 2019 und 2020. Der Ausbau hingegen war egal. Es wurden Chasselas aus dem Stahltank, mit und ohne biologischen Säureabbau, aus Amphoren, aus grossen und kleinen Fässern eingereicht. Ein richtig orangener Orange-Wein war auch dabei.

Am Ende spielte der Ausbau nicht die entscheidende Rolle. Wohl aber der Jahrgang. Auf den ersten drei Plätzen landeten ausschliesslich 19er. Aber in den Top Ten standen vier Weine mit Jahrgang 2020. Das war also nicht das Killerkriterium. Hingegen klassierten sich alle Chasselas mit Jahrgang 2017 und 2018 unter den letzten 13, auch der teure Jaspis. Was einigermassen erstaunt, altern gute Chasselas doch sensationell. Sie sind nach gut zehn Jahren schlicht prächtig. Vielleicht im mittleren Alter (noch) nicht.

Im Wallis die Hälfte an Rebfläche verloren

Es gewannen ex aequo ein im Stahltank ausgebauter Fendant Jahrgang 2019 und ein deutscher Gutedel mit demselben Jahrgang, der in 1000-Liter-Fässern reifte. Die beiden schwangen obenauf, weil sie die grösste Benotungs-Homogenität und nur je eine unterdurchschnittliche Note aufwiesen. Bei Besse, der die Weine gemeinsam mit seinem Onkel, alt Nationalrat Jean-René Germanier, keltert, kannte die Begeisterung kaum Grenzen: «Das ist schlicht fantastisch! Zumal der Fendant für uns enorm wichtig ist. Schliesslich sind wir in der Schweiz. Und auch wenn die Rebfläche im Wallis in den letzten 30 Jahren um die Hälfte abgenommen hat – es wird wieder zart Chasselas angepflanzt.» Gesamtschweizerisch hat Chasselas den Rang als meistangebaute Rebsorte längst an Pinot Noir verloren.

Die Ränge 21 bis 30: Zweimal Elsass, immerhin
  • 21 Chasselas Wolfberger Vin d'Alsace, Eguisheim F 2020: 16.90/20 (wolfberger.com)
  • 21 Fendant La Liaudisaz, Marie-Thérèse Chappaz, Fully VS 2019: 16.90 (Foto, 25 Franken. kueferweg.ch)
  • 23 Ilex Calamin Grand Cru, Collection Louis-Philippe Bovard, Louis Bovard, Cully VD 2019: 16,85/20 (23 Franken. domainebovard.ch)
  • 23 Féchy Grand Cru Château de Malessert La Côte AOC, Féchy VD 2019: 16,85/20 (13.10 Franken. cavedelacote.ch)
  • 25 Chasselas Jean Geiler, Vin d'Alsace, Ingersheim F 2019: 16,80/20 (€ 4.35. geiler.fr)
  • 26 Fendant Les Côteaux de Sierre, Cave des Champs, Claudy & Shadia Clavien Miège VS 2019: 16,75/20 (14 Franken. cavedeschamps.ch)
  • 26 Petit Clos Aymond Aigle Grand Cru Cave Borloz, Alexandre Favre, Aigle VD 2019: 16,75/20 (18 Franken. caveborloz.ch)
  • 28 Chasselas sur Crausa, Les Terroirs, Le Petit Château, Môtier Vully FR 2019: 16,70/20 (18 Franken. lepetitchateau.ch)
  • 28 Fendant Réserve des Administrateurs, Cave Saint-Pierre, Chamoson VS 2019: 16,70/20 (11.40 Franken. obrist.ch)
  • 30 Dézaley Grand Cru, Alexandre Chappuis, Rivaz VD 2020: 16,65/20 (22 Franken. vins-chappuis.ch)
  • 30 Fendant Denis Mercier, Sierre VS 2020: 16,65/20 (16 Franken. denismercier.ch)
  • 21 Chasselas Wolfberger Vin d'Alsace, Eguisheim F 2020: 16.90/20 (wolfberger.com)
  • 21 Fendant La Liaudisaz, Marie-Thérèse Chappaz, Fully VS 2019: 16.90 (Foto, 25 Franken. kueferweg.ch)
  • 23 Ilex Calamin Grand Cru, Collection Louis-Philippe Bovard, Louis Bovard, Cully VD 2019: 16,85/20 (23 Franken. domainebovard.ch)
  • 23 Féchy Grand Cru Château de Malessert La Côte AOC, Féchy VD 2019: 16,85/20 (13.10 Franken. cavedelacote.ch)
  • 25 Chasselas Jean Geiler, Vin d'Alsace, Ingersheim F 2019: 16,80/20 (€ 4.35. geiler.fr)
  • 26 Fendant Les Côteaux de Sierre, Cave des Champs, Claudy & Shadia Clavien Miège VS 2019: 16,75/20 (14 Franken. cavedeschamps.ch)
  • 26 Petit Clos Aymond Aigle Grand Cru Cave Borloz, Alexandre Favre, Aigle VD 2019: 16,75/20 (18 Franken. caveborloz.ch)
  • 28 Chasselas sur Crausa, Les Terroirs, Le Petit Château, Môtier Vully FR 2019: 16,70/20 (18 Franken. lepetitchateau.ch)
  • 28 Fendant Réserve des Administrateurs, Cave Saint-Pierre, Chamoson VS 2019: 16,70/20 (11.40 Franken. obrist.ch)
  • 30 Dézaley Grand Cru, Alexandre Chappuis, Rivaz VD 2020: 16,65/20 (22 Franken. vins-chappuis.ch)
  • 30 Fendant Denis Mercier, Sierre VS 2020: 16,65/20 (16 Franken. denismercier.ch)

Ebenso erfreut war Martin Männer, Besitzer des Guts Blankenhorn im badischen Schliengen. Denn auch für ihn ist Gutedel enorm wichtig. «Viele Norddeutsche tun sich mit der starken Säure von Riesling schwer und bevorzugen Gutedel.» Die Referenz aber sei und bleibe die Schweiz. «Wir haben mal in Genf einen 15-jährigen Dézaley Médinette von Bovard zum Essen gehabt und festgestellt: So muss Chasselas sein.» Der Schweizer Ikonen-Chasselas Médinette landete auf Platz drei. Unmittelbar vor dem berühmtesten Chasselas überhaupt, dem Eidechsli-Wy Aigle Les Murailles von Badoux.

Chasselas ist eine Zicke in Rebberg und Keller

Und das Fazit des Tastings? Master of Wine Ivan Barbic war positiv überrascht von der Vielfalt der Serie, obwohl die Weine grösstenteils klar als Chasselas zu identifizieren gewesen seien: «Unter dem Strich war das Niveau hoch bis sehr hoch.» Das denkt auch der Waliser Topwinzer Olivier Mounir: «Diese Vorauswahl von 56 Weinen hatte eine enorme Qualität. Kein einziger Wein fiel ab. Das wiederum belegt das heutige Qualitätsniveau des Schweizer Weins und zeigt, dass Chasselas in der heutigen Weinwelt immer noch eine wichtige Bedeutung innehat.»

56 Weine waren zu degustieren. «Und das Ganze hat nicht ermüdet», sagt der Waadtländer Winzer Julien Dutruy, dessen Weingut 2017 Kellerei des Jahres war. «Chasselas ist derart subtil und elegant, dass er nie sättigt.» Was ihn handkehrum schwierig in der Vinifikation mache. «Das beginnt schon im Rebberg, weil die Sorte krankheitsanfällig ist. Und im Keller gehts schwierig weiter, denn der Wein ist derart neutral, dass nur schon der kleinste Fehler verheerende Auswirkungen hätte.» Und trotz aller Feinheit, so Dutruy weiter, werde Chasselas nicht von allen sofort verstanden, «aber alle Sommeliers aus dem Ausland, die eine qualitativ hochstehende Version aufgespürt haben, wollen ihn um jeden Preis importieren.»

Weinhändler und Winzer Marco Landolt sagt es so: «Die Weine haben wenig Ecken und Kanten, sind nicht laut, sondern filigran. Und deshalb oft sehr oder sogar zu neutral.» Wie die Schweiz. Was gibt es Besseres als eine nationale Rebsorte, die ist wie das Land?

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Die Juroren ohne Maske ...
Foto: Philippe Rossier

Die Jury: Neun Supernasen für 56 Chasselas

  1. Ivan Barbic (53) ist einer von nur fünf Masters of Wine in der Schweiz, also Inhaber des weltweit bedeutendsten Weindiploms. Er ist strategischer Einkäufer beim Weinimporteur Bataillard, schreibt für «Vinum» und die «Schweizerische Weinzeitung». Lieblingswein: Fendant Cave La Romaine aus Flanthey VS.
  2. Marc Landolt (58) ist studierter Diplom-Önologe und seit bald 30 Jahren Besitzer und Geschäftsleiter von Landolt Weine in Zürich, eine Weinhandlung mit eigenem Weingut. Das Unternehmen wurde 1934 gegründet und keltert seit 1963 eigene Weine. Lieblingswein: Morges Vieilles Vignes der Cave de La Côte aus Tolochenaz VD.
  3. Denise Crettol (40) betreibt in zweiter Generation das «Chez Crettol» in Küsnacht ZH, das für Gault Millau das beste Fondue von Zürich serviert. Das Crettol ist eine waschechte Walliser Enklave, weshalb Denise, die Walliser Wurzeln hat, intime Fendant-Kennerin ist. Lieblingswein: Calamin Grand Cru der Domaine Croix Duplex im Lavaux VD.
  4. Bernard Cavé (50) ist der Lebenspartner von Denis Crettol und einer der Waadtländer Top-Winzer. Cavé gründete sein Weingut in Ollon 1995. Mittlerweile berät er viele weitere Kellereien, weshalb man ihn «Mozart du Chablais» nennt. Lieblingswein (neben dem eigenen): Fendant Pirouette von Albert Mathier in Salgesch VS.
  5. Julian Dutruy (41) hat in Bordeaux Önologie studiert und bei Smith Haut Lafitte, La Mondotte und Canon La Gaffelière gearbeitet. Seit 2005 betreibt er mit seinem Bruder Christian das Weingut Les Frères Dutruy, das 2017 100 Jahre alt und Weingut des Jahres wurde. Lieblingswein (neben dem eigenen): Château La Maison Blanche aus Yvorne VD.
  6. Olivier Mounir (54) ist Topwinzer in Salgesch VS und betreibt mit seiner Frau Sandra in dritter Generation das Familiengut Cave du Rhodan. Mounir hat zwei Uni-Abschlüsse und ist diplomierter Winzermeister. 70 Prozent seiner Rebfläche ist biozertifiziert. Lieblingswein: Fendant Molignon von Diego Mathier aus Salgesch VS.
  7. Ralph Schädler (50) ist liechtensteinischer Wein-Quereinsteiger, war in der Consulting-Branche tätig. Er ist seit 2012 Weinakademiker und macht seit demselben Jahr unter dem Namen Weinstoff eigene Weine. Er degustierte für Anker-Betreiberin Remimag. Lieblingswein: Bouton d’Or der Union Viticole de Cully VD.
  8. Tobias Gysi (45) ist Fotochef der Blick-Gruppe. Seine Passion für Wein ist mehr als ein Hobby. Er ist Schweizer Wein-Sommelier und als Absolvent der Stufe WSET Level 4 angehender Weinakademiker. Lieblingswein: Chasselas Orange Wine Anne-Claire Schott aus Twann BE.
  9. Alain Kunz (58) ist Weinexperte und Fussballredaktor der Blick-Gruppe. Er ist Mitglied der Mémoire des Vins Suisses und verkostet regelmässig im Profipanel der Fachzeitschrift «Vinum» sowie am Concours Mondial de Bruxelles. Seine Wein-Kolumne erscheint auf Blick.ch/life. Lieblingswein: Chasselas Cuvée Spéciale der Gebrüder Dutruy aus La Côte VD.

Das Siegerduo

Schweizer Tradition...

Die Gegensätze sind frappant. Tradition und Moderne. Hier das alteingesessene Familienweingut. Dort die Neugründung eines Quereinsteigers. Die Domaine Balavaud in Vétroz VS von alt Nationalrat Jean-René Germanier und seinem Neffen Gilles Besse stammt aus dem Jahr 1896. Der alte Keller ist gar 200-jährig! Berühmt wurde die Familie mit der Marke «Le Bon Père Germanier». Die Söhne von Gutsgründer Urbain Germanier pflanzten Williams-Birnen im Rhonetal an. Als ein Unwetter 1945 alle Früchte zu Boden riss, beschloss man, sie zu destillieren. Der Siegeszug des Williams als Walliser Ikone begann. Erst in den 80er-Jahren gewann der Weinbau wieder die Oberhand. Mittlerweile produzieren Jean-René und Gilles rund 800'000 Flaschen jährlich, so auch den mythischen Syrah Cayas. Und auch den Siegerwein, der von Lagen rund um das Gut herum stammt und ein Grand Cru ist, also eine geschützte Appellation. Sie werden regelmässig mit hohen Parker-Noten bedacht.

Die sind die Weinmacher auf der Daomeine Balavaud: Besitzer Jean-René Germanier (r.) und Gilles Besse.
Nicolas de neve

Die Gegensätze sind frappant. Tradition und Moderne. Hier das alteingesessene Familienweingut. Dort die Neugründung eines Quereinsteigers. Die Domaine Balavaud in Vétroz VS von alt Nationalrat Jean-René Germanier und seinem Neffen Gilles Besse stammt aus dem Jahr 1896. Der alte Keller ist gar 200-jährig! Berühmt wurde die Familie mit der Marke «Le Bon Père Germanier». Die Söhne von Gutsgründer Urbain Germanier pflanzten Williams-Birnen im Rhonetal an. Als ein Unwetter 1945 alle Früchte zu Boden riss, beschloss man, sie zu destillieren. Der Siegeszug des Williams als Walliser Ikone begann. Erst in den 80er-Jahren gewann der Weinbau wieder die Oberhand. Mittlerweile produzieren Jean-René und Gilles rund 800'000 Flaschen jährlich, so auch den mythischen Syrah Cayas. Und auch den Siegerwein, der von Lagen rund um das Gut herum stammt und ein Grand Cru ist, also eine geschützte Appellation. Sie werden regelmässig mit hohen Parker-Noten bedacht.

...und deutsche Moderne

Ganz anders siehts am Kaiserstuhl aus, im badischen Schliengen, gerade mal 25 Kilometer von Basel entfernt. Dort endet 2014 die Geschichte des Familienweinguts Blankenhorn im Markgräflerland, das gar aufs Jahr 1874 zurückgeht, weil sich keine Familiennachfolge finden liess. Martin Männer, ein Rechtsanwalt aus der Region, kaufte es und richtete es zusammen mit seiner Frau Yvonne Kessler, die in Geisenheim Önologie studiert hat, neu aus. «In unserer Familie war Wein schon vorhanden, aber nur im Rahmen von Nebenerwerbswinzern», erzählt Männer. Er baute das Gut komplett um und legte sein Augenmerk stärker denn je auf Chasselas, der in Deutschland Gutedel heisst. «Das ist unsere DNA», sagt Männer. 2015 legte er Gutedel in eine Doppel-Barrique. «Doch das Holz war zu dominant», so Männer. Deshalb geht der Saft der Trauben von der Einzellage Kirchbuck (deshalb der Name «Clocher», Kirchturm) fortan in ein sogenanntes Stück, das 1000 Liter fasst. Männer keltert zwei Fässer, die rund 2700 Flaschen ergeben. Die Gesamtproduktion von Blankenhorn liegt bei rund 120'000 Flaschen.

Sie sind Blankenhorn: Inhaber Markus Männer und Önologin und Lebenpartnerin Yvonne Kessler
MELANIE HUBACH

Ganz anders siehts am Kaiserstuhl aus, im badischen Schliengen, gerade mal 25 Kilometer von Basel entfernt. Dort endet 2014 die Geschichte des Familienweinguts Blankenhorn im Markgräflerland, das gar aufs Jahr 1874 zurückgeht, weil sich keine Familiennachfolge finden liess. Martin Männer, ein Rechtsanwalt aus der Region, kaufte es und richtete es zusammen mit seiner Frau Yvonne Kessler, die in Geisenheim Önologie studiert hat, neu aus. «In unserer Familie war Wein schon vorhanden, aber nur im Rahmen von Nebenerwerbswinzern», erzählt Männer. Er baute das Gut komplett um und legte sein Augenmerk stärker denn je auf Chasselas, der in Deutschland Gutedel heisst. «Das ist unsere DNA», sagt Männer. 2015 legte er Gutedel in eine Doppel-Barrique. «Doch das Holz war zu dominant», so Männer. Deshalb geht der Saft der Trauben von der Einzellage Kirchbuck (deshalb der Name «Clocher», Kirchturm) fortan in ein sogenanntes Stück, das 1000 Liter fasst. Männer keltert zwei Fässer, die rund 2700 Flaschen ergeben. Die Gesamtproduktion von Blankenhorn liegt bei rund 120'000 Flaschen.

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Stylish von A bis Z - das Hotel Anker in Luzern.
Foto: ALAIN KUNZ
Der Tatort: Hotel Anker, Luzern

Es ist stylish. Sehr sogar. Das innen total renovierte altehrwürdige Hotel Anker in Luzern. 40 chice Zimmer. Hippe Einrichtung. Urban style meets Swiss Cows. Gelungen! 2016 ist das Kleinod als Boutique-Hotel wiedereröffnet worden. Das ultimative Luzern-Erlebnis vermittelt die grosse Turm-Suite für bis zu sechs Personen mit eigenem Whirlpool auf der Dachterrasse und faszinierendem Blick über die Leuchtenstadt. Den Gaumen kitzelt der Josper-Grill mit Herzhaftem auf der Glut serviertem Fleisch und Anderem.

Kein Wunder hat es das Drei-Sterne-Haus in die Liste der 50 besten Schweizer Stadthotels geschafft. Bastian Eltschinger, Geschäftsleiter von Betreiberin Remimag Gastronomie AG, umschreibt die Philosophie des Hauses so: «Der Anker ist ein Ort für junge und junggebliebene, weltoffene und unkomplizierte Menschen, die Design lieben und Wert auf eine originelle Inneneinrichtung legen.» Bei der Einrichtung habe man sich von fremden Ländern und Städten inspirieren lassen. Aber auch durch das historische Gebäude selber. Selbst die Toilette ist ein Ort, der einem schlicht Bewunderung abringt. Dabei hatte diese zu Beginn eine Kontroverse ausgelöst, weil sie als Unisex-Toilette konzipiert wurde, was 2016 illegal war. Erst zwei Jahre später erlaubte der Regierungsrat Toiletten für Männchen und Weiblein.

Der heutige Anker wurde 1913 als Volkshaus eröffnet. «Das musikalische Rahmenprogramm wurde bewusst kämpferisch gewählt. So spielte die Eisenbahnermusik Luzern Wilhelm Lüdeckes Triumph-Ouvertüre, und der sozialdemokratische Sängerbund sang aus vollen Kehlen den Freiheitschor von Gustaf Adolf Uthmann, dem Hauskomponisten der deutschen Arbeiterbewegung. Ein bewusst gewählter musikalischer Seitenhieb an die Adresse der Oberen. Denn Luzern war damals den Gewerkschaften und der Arbeiterbewegung nicht wohlwollend gesinnt.» Herrlich, was die «Luzerner Zeitung» über das später als «Luzerner Kreml» in Verruf geratene Haus schrieb.

In die Moderne führte der Anker Peter Eltschinger, Verwaltungsratspräsident der Remimag, als er das unrentabel gewordene Haus 2012 für 4,5 Millionen Franken erwarb und es zur Herzenssache machte. Das spürt man mit jeder Faser des Hauses. (A.Ku.)

Das Hotel Anker hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, glänzt heute als Boutique-Perle.
Philippe Rossier

Es ist stylish. Sehr sogar. Das innen total renovierte altehrwürdige Hotel Anker in Luzern. 40 chice Zimmer. Hippe Einrichtung. Urban style meets Swiss Cows. Gelungen! 2016 ist das Kleinod als Boutique-Hotel wiedereröffnet worden. Das ultimative Luzern-Erlebnis vermittelt die grosse Turm-Suite für bis zu sechs Personen mit eigenem Whirlpool auf der Dachterrasse und faszinierendem Blick über die Leuchtenstadt. Den Gaumen kitzelt der Josper-Grill mit Herzhaftem auf der Glut serviertem Fleisch und Anderem.

Kein Wunder hat es das Drei-Sterne-Haus in die Liste der 50 besten Schweizer Stadthotels geschafft. Bastian Eltschinger, Geschäftsleiter von Betreiberin Remimag Gastronomie AG, umschreibt die Philosophie des Hauses so: «Der Anker ist ein Ort für junge und junggebliebene, weltoffene und unkomplizierte Menschen, die Design lieben und Wert auf eine originelle Inneneinrichtung legen.» Bei der Einrichtung habe man sich von fremden Ländern und Städten inspirieren lassen. Aber auch durch das historische Gebäude selber. Selbst die Toilette ist ein Ort, der einem schlicht Bewunderung abringt. Dabei hatte diese zu Beginn eine Kontroverse ausgelöst, weil sie als Unisex-Toilette konzipiert wurde, was 2016 illegal war. Erst zwei Jahre später erlaubte der Regierungsrat Toiletten für Männchen und Weiblein.

Der heutige Anker wurde 1913 als Volkshaus eröffnet. «Das musikalische Rahmenprogramm wurde bewusst kämpferisch gewählt. So spielte die Eisenbahnermusik Luzern Wilhelm Lüdeckes Triumph-Ouvertüre, und der sozialdemokratische Sängerbund sang aus vollen Kehlen den Freiheitschor von Gustaf Adolf Uthmann, dem Hauskomponisten der deutschen Arbeiterbewegung. Ein bewusst gewählter musikalischer Seitenhieb an die Adresse der Oberen. Denn Luzern war damals den Gewerkschaften und der Arbeiterbewegung nicht wohlwollend gesinnt.» Herrlich, was die «Luzerner Zeitung» über das später als «Luzerner Kreml» in Verruf geratene Haus schrieb.

In die Moderne führte der Anker Peter Eltschinger, Verwaltungsratspräsident der Remimag, als er das unrentabel gewordene Haus 2012 für 4,5 Millionen Franken erwarb und es zur Herzenssache machte. Das spürt man mit jeder Faser des Hauses. (A.Ku.)

Neuer Pop-up-Store in Zürich mit Schweizer Winzern

Die Schweizer Spitzenwinzer besuchen Zürich! Mit einem neuartigen Konzept versuchen Swiss Wine Promotion und die Plattform winemaker.com Ihnen helvetische Gewächse näherzubringen. Okay, das war auch in den schlimmsten Pandemie-Zeiten möglich. Allerdings nicht persönlich. Das wird nun nachgeholt. In einem Pop-up-Store kommen laufend wechselnde Winzerinnen und Winzer aus der ganzen Schweiz in die Limmatstadt, um den Menschen ihre Weine zu zeigen und ihre Philosophie zu erklären. Präsent sein werden Betriebe, die auf dem digitalen Marktplatz winameker.com vertreten sind und ihre Geschichte dort digital erzählen. Nun heisst es unter dem Moto meet&drink: Bitte verkosten. Endlich wieder. Den Pop-up-Store finden sie am Limmatquai 20. Er ist bis 12. Juni von Montag bis Samstag ab 11 Uhr geöffnet. Premiere ist am 28. Mai. Den Anfang machen Jean-René Germanier und Gilles Besse von der Domaine Balavaud in Vétroz VS, die mit ihrem Fendant Balavaud eben das grosse Chasselas-Tasting von SonntagsBlick gewonnen haben, weshalb dieser Tropfen sich inoffiziell bester Chasselas der Welt nennen darf. In demselben Dorf beheimatet ist Camille Fontannaz von der Cave La Madeleine. Das Trio, das Freitag und Samstag anwesend sein wird, komplettiert der legendäre Meinrad Perler von Agriloro Tenimento dell’Ör aus Genestrerio TI, der zu den besten Tessiner Winzern zählt. 2010 war sein Betrieb das Weingut des Jahres.

Mehr Infos wie die Liste der Zürich besuchenden Winzer finden sie hier.

Alt Nationalrat Jean-René Germanier keltert zusammen mit Gilles Besse mit die besten Weine im Wallis.
ALAIN KUNZ

Die Schweizer Spitzenwinzer besuchen Zürich! Mit einem neuartigen Konzept versuchen Swiss Wine Promotion und die Plattform winemaker.com Ihnen helvetische Gewächse näherzubringen. Okay, das war auch in den schlimmsten Pandemie-Zeiten möglich. Allerdings nicht persönlich. Das wird nun nachgeholt. In einem Pop-up-Store kommen laufend wechselnde Winzerinnen und Winzer aus der ganzen Schweiz in die Limmatstadt, um den Menschen ihre Weine zu zeigen und ihre Philosophie zu erklären. Präsent sein werden Betriebe, die auf dem digitalen Marktplatz winameker.com vertreten sind und ihre Geschichte dort digital erzählen. Nun heisst es unter dem Moto meet&drink: Bitte verkosten. Endlich wieder. Den Pop-up-Store finden sie am Limmatquai 20. Er ist bis 12. Juni von Montag bis Samstag ab 11 Uhr geöffnet. Premiere ist am 28. Mai. Den Anfang machen Jean-René Germanier und Gilles Besse von der Domaine Balavaud in Vétroz VS, die mit ihrem Fendant Balavaud eben das grosse Chasselas-Tasting von SonntagsBlick gewonnen haben, weshalb dieser Tropfen sich inoffiziell bester Chasselas der Welt nennen darf. In demselben Dorf beheimatet ist Camille Fontannaz von der Cave La Madeleine. Das Trio, das Freitag und Samstag anwesend sein wird, komplettiert der legendäre Meinrad Perler von Agriloro Tenimento dell’Ör aus Genestrerio TI, der zu den besten Tessiner Winzern zählt. 2010 war sein Betrieb das Weingut des Jahres.

Mehr Infos wie die Liste der Zürich besuchenden Winzer finden sie hier.

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