Er hatte etwas Rühriges an sich, der Anblick des alten Kellereigebäudes in Bozen-Gries. 1908 wurde die dortige Genossenschaftskellerei gegründet. Und hat damit ein Jahrhundert auf dem Buckel, welches auch nach der Fusion mit der Kellerei St. Magdalena (gegründet 1930) im Jahr 2001 nicht zu kaschieren war; und wenn nostalgische Gefühle wachgeküsst wurden, die positiv konnotiert waren, so verflogen diese spätestens im Innern der alten Mauern.
«Nach der Fusion der beiden absolut komplementären Genossenschaften kamen wir logistisch schnell an den Anschlag. Alles wurde zu klein», erinnert sich Stephan Filippi, der Önologe des Hauses, der seit über drei Jahrzehnten für die Weine verantwortlich zeichnet und Präsident der Italienischen Önologen-Vereinigung ist. Ein Urgestein des Südtiroler Weins mit einem profunden Wissen, das seinesgleichen sucht. «Und die einzig wirklich praktikable Lösung war ein Neubau an einem neuen Standort», erklärt Filippi. Was ja erfahrungsgemäss gerade in einer derart boomenden Stadt wie Bozen mit Bodenpreisen, die in den letzten Jahren durch die Decke geschossen sind, keine einfache Sache. Fündig wurde man im industriell angehauchten Quartier Moritzing gleich hinter dem Spital. Die Nähe zum Spital störte zuerst viele. Doch als es zu einem Uni-Spital wurde, legte sich das.
Finanzierung mit lukrativem Landverkauf
Die beiden Einsprachen, die bis nach Rom gingen, konnten relativ rasch beigelegt werden. 2015 konnte man mit dem Aushub beginnen, 2016 mit dem Bau. Nach einem guten Jahr effektiver Bauzeit war der Neubau bereits bezugsbereit. Schon 2018 wurde der erste Jahrgang am neuen Standort gekeltert.
Entstanden ist ein Bau in Würfelform, der, so der Flyer der Kellerei, eine «Symbiose aus Natur und Architektur» darstellt. Und wie das im Südtirol mittlerweile bei den Genossenschaftskellereien fast schon Usus ist, konnte sich auch hier ein Architekt verwirklichen. Erstaunlich: Mit drei Millionen Euro steuerte die EU im Vergleich mit Weingütern in anderen Ländern erstaunlich wenig bei, «weil», so Filippi, «diese Gelder bei uns eher in den Bergtourismus und in die Berglandwirtschaft gehen.» Der EU-Beitrag war damit weniger als zehn Prozent, denn der gesamte Bau kostete 37 Millionen. Zu stemmen war dies dank der boomenden Bodenpreise in Bozen. «Wir haben das Land, auf welchem die alten Standorte in Gries und St. Magdalena standen, verkauft», erläutert Filippi.
Die Nummer drei Südtirols
Der Neubau ist ein Niedrig-Energiehaus, in welchem die im Hang verborgene unterirdische Produktion nach dem Prinzip der Schwerkraft verläuft. Die Trauben gleiten also von der Annahme ganz oben schonend bis zur Abfüllanlage ganz unten. Ebenso ökologisch: das Energiekonzept mit konstanter Bodentemperatur und freier Belüftung des mehrstöckigen Hauses, das an seinem höchsten Punkt 31 Meter hoch ist. Der Kubus mit dem stilisierten Rebblatt auf der Fassade wird bereits als neues Wahrzeichen der Stadt Bozen gehandelt.
224 Mitglieder zählt die Genossenschaft, welche 350 Hektaren Rebland auf 200 bis 1000 Meter ü.M. bewirtschaften, ein rechter Teil davon auf Stadtboden. Das ist die drittgrösste Rebfläche in Südtirol nach den Nummern eins (Kellerei Kaltern) und zwei (St. Michael Eppan). Drei bis dreieinhalb Millionen Flaschen werden jährlich abgefüllt, davon sind 52 Prozent rot. Drei Viertel werden in Italien verkauft, davon die Hälfte in Südtirol. Ein Viertel geht also ins Ausland – mit der Schweiz als traditionellerweise für Südtiroler Weine enorm wichtigem Markt.
- Dellago Weissburgunder 2019 (30% Holz, v.a. grosses): Verhalten, Äpfel, Schmelz, Pfirsich, leicht mineralisch, dezente Säure, präzis, knackig, frisch, rechte Länge. Score: 17,25/20. – Jahrgang 2018: 17/20 (17.90 statt 21.80 Franken)
- Mock Sauvignon 2019: Wunderschöne blumenbetonte Nase, Zitrus, Gras, minim vegetabil, exotische Noten, Holunder, Stachelbeere, Schmelz, knackige Säure, Frische, Blätter, trinkig, schöne Länge. Score: 17/20 (17.90 statt 21.80 Franken)
- Greel Sauvignon Riserva 2018 (Foto): Ausladende Nase, Stachelbeere, nasses Gras, Zitrone, archetypisch, Schmelz, elegant, perfekte Struktur, knackig, rechte Länge. Score: 17,25/20 (36 Franken). - Jahrgang 2017/2016: 17/20. – Jahrgang 2015: 17,25/20.
- Kleinstein Chardonnay 2019: Exotik, Birne, knackige Säure, Banane, dezente Vanille, trinkig, elegant, recht aromatisch, floral, frischer, recht langer Abgang. Score: 17/20 (21 Franken)
- Stegher Chardonnay Riserva 2018: 16,5/20 (29.80 Franken. weinvogel.ch)
- Kleinstein Gewürztraminer 2019 (ca. 8 g Restzucker): Aromatisch-florale Nase, Rosen, Muskatnuss, Schmelz, Wachs, rechte Power, Paraffin, enorme Fülle, dennoch trinkig, ätherisch, schöne Länge. Score: 17/20 (26 Franken)
- Dellago Weissburgunder 2019 (30% Holz, v.a. grosses): Verhalten, Äpfel, Schmelz, Pfirsich, leicht mineralisch, dezente Säure, präzis, knackig, frisch, rechte Länge. Score: 17,25/20. – Jahrgang 2018: 17/20 (17.90 statt 21.80 Franken)
- Mock Sauvignon 2019: Wunderschöne blumenbetonte Nase, Zitrus, Gras, minim vegetabil, exotische Noten, Holunder, Stachelbeere, Schmelz, knackige Säure, Frische, Blätter, trinkig, schöne Länge. Score: 17/20 (17.90 statt 21.80 Franken)
- Greel Sauvignon Riserva 2018 (Foto): Ausladende Nase, Stachelbeere, nasses Gras, Zitrone, archetypisch, Schmelz, elegant, perfekte Struktur, knackig, rechte Länge. Score: 17,25/20 (36 Franken). - Jahrgang 2017/2016: 17/20. – Jahrgang 2015: 17,25/20.
- Kleinstein Chardonnay 2019: Exotik, Birne, knackige Säure, Banane, dezente Vanille, trinkig, elegant, recht aromatisch, floral, frischer, recht langer Abgang. Score: 17/20 (21 Franken)
- Stegher Chardonnay Riserva 2018: 16,5/20 (29.80 Franken. weinvogel.ch)
- Kleinstein Gewürztraminer 2019 (ca. 8 g Restzucker): Aromatisch-florale Nase, Rosen, Muskatnuss, Schmelz, Wachs, rechte Power, Paraffin, enorme Fülle, dennoch trinkig, ätherisch, schöne Länge. Score: 17/20 (26 Franken)
- St. Magdalener Classico 2018 (Kommentar Stephan Filippi: «Das ist einer der Weine, von denen wir leben. Wir machen 700'000 Flaschen!»): Floral-rosig, Johannisbeeren, Kräuter, Frische, Eleganz, easy, richtig süffig, schöne Länge. Score: 17,25/20 (15.90 Franken. www.weinvogel.ch). – Jahrgang 2019: 16,25/20
- Huck am Bach St. Magdalener Classico 2012: Harz, floral, Rosen, erstaunlich frisch-knackig, dezente Säure und Power, ätherisch, enorm trinkig, tolles Finish. Wow: Acht Jahre auf dem Buckel. Faszinierend! Score: 17/20. – Jahrgang 2018: 16/20. - 2019: 16,25/20 (17.30 Franken. weinvogel.ch)
- Moar St. Madgalener Classico 2016: Floral, Fruchtnoten in der Tendenz zu rot, würzig, Power, Veilchen, Bergkräuter, immer noch ätherische Frische, recht langes Finale. Welch Erstaunen ein 16er-Vernatsch auszulösen vermag … Score: 17/20. - Jahrgang 2018: 17/20 (21 Franken. weinvogel.ch)
- Thalman Pinot Nero Riserva 2017 (von Lagen in Richtung Ritten auf 650 bis 700 m.ü.M.): Tolle Rosennase, Kräuter, erinnert ein bisschen an Nebbiolo, Vanille, mineralisch, expressiv, schwebend leicht, wieder Blumen, rechtes Finale. Score: 17,5/20 (31 Franken. weinvogel.ch)
- Cabernet Riserva Mumelter 2015: Lakritze, Cassis, Tiefe, Würze, harmonisch, Schmelz, reife Tannine, langes minziges Finish. Score: 17,5/20 (48 Franken). – Jahrgang 2016: 17,25/20
- Siebeneich Merlot Riserva 2017 (Foto): Homogen und komplex, Espresso, dunkle Früchte, Würze. Schmelz, toller Trinkfluss, Power, Tiefe, erinnert ein klein wenig an einen St-Emilion, elegant, Mundfülle, Minze, tolle Länge. Score: 18/20 (39 Franken. weinvogel.ch). - Jahrgang 2016: 18/20
- Mauritius 2016 (80% Lagrein, 20% Merlot): Sensationelle modernistische Nase, Bananenblätter, Vanille, dunkle Frucht, ätherisch, gewaltig! Im Gaumen schlank, elegant, trinkig, etwas Holz, reife Tannine, Superfinish. Score: 18/20 (42.80 Franken)
- Prestige Grieser Lagrein Riserva 2017 (aus Lagen rund um jene des Taber herum): Rotbeerig, viel Kräuter, Power, dennoch elegant, leichte Lakritzenote, minimer Vegetabiltouch, Fenchel, Tiefe, enorm trinkig und wunderbar lang. Score: 17,5/20 (29.80 statt 36 Franken)
(Wo nichts anderes angegeben sind die Weine der Kellerei Bozen erhältlich über vinothek-brancaia.ch oder im Laden an der Seefeldstrasse 299 in Zürich)
- St. Magdalener Classico 2018 (Kommentar Stephan Filippi: «Das ist einer der Weine, von denen wir leben. Wir machen 700'000 Flaschen!»): Floral-rosig, Johannisbeeren, Kräuter, Frische, Eleganz, easy, richtig süffig, schöne Länge. Score: 17,25/20 (15.90 Franken. www.weinvogel.ch). – Jahrgang 2019: 16,25/20
- Huck am Bach St. Magdalener Classico 2012: Harz, floral, Rosen, erstaunlich frisch-knackig, dezente Säure und Power, ätherisch, enorm trinkig, tolles Finish. Wow: Acht Jahre auf dem Buckel. Faszinierend! Score: 17/20. – Jahrgang 2018: 16/20. - 2019: 16,25/20 (17.30 Franken. weinvogel.ch)
- Moar St. Madgalener Classico 2016: Floral, Fruchtnoten in der Tendenz zu rot, würzig, Power, Veilchen, Bergkräuter, immer noch ätherische Frische, recht langes Finale. Welch Erstaunen ein 16er-Vernatsch auszulösen vermag … Score: 17/20. - Jahrgang 2018: 17/20 (21 Franken. weinvogel.ch)
- Thalman Pinot Nero Riserva 2017 (von Lagen in Richtung Ritten auf 650 bis 700 m.ü.M.): Tolle Rosennase, Kräuter, erinnert ein bisschen an Nebbiolo, Vanille, mineralisch, expressiv, schwebend leicht, wieder Blumen, rechtes Finale. Score: 17,5/20 (31 Franken. weinvogel.ch)
- Cabernet Riserva Mumelter 2015: Lakritze, Cassis, Tiefe, Würze, harmonisch, Schmelz, reife Tannine, langes minziges Finish. Score: 17,5/20 (48 Franken). – Jahrgang 2016: 17,25/20
- Siebeneich Merlot Riserva 2017 (Foto): Homogen und komplex, Espresso, dunkle Früchte, Würze. Schmelz, toller Trinkfluss, Power, Tiefe, erinnert ein klein wenig an einen St-Emilion, elegant, Mundfülle, Minze, tolle Länge. Score: 18/20 (39 Franken. weinvogel.ch). - Jahrgang 2016: 18/20
- Mauritius 2016 (80% Lagrein, 20% Merlot): Sensationelle modernistische Nase, Bananenblätter, Vanille, dunkle Frucht, ätherisch, gewaltig! Im Gaumen schlank, elegant, trinkig, etwas Holz, reife Tannine, Superfinish. Score: 18/20 (42.80 Franken)
- Prestige Grieser Lagrein Riserva 2017 (aus Lagen rund um jene des Taber herum): Rotbeerig, viel Kräuter, Power, dennoch elegant, leichte Lakritzenote, minimer Vegetabiltouch, Fenchel, Tiefe, enorm trinkig und wunderbar lang. Score: 17,5/20 (29.80 statt 36 Franken)
(Wo nichts anderes angegeben sind die Weine der Kellerei Bozen erhältlich über vinothek-brancaia.ch oder im Laden an der Seefeldstrasse 299 in Zürich)
Im Jahr 2017 hat sich mir die grosse Klasse des Vorzeige-Lagreins Taber in einer Vertikale in der Kellerei Bozen restlos erschlossen. Der vor 30 Jahren als Qualitätsprojekt ins Leben gerufene Riserva-Wein wird ja praktisch jedes Jahr mit drei Gläsern im Führer Vini d’Italia von Gambero Rosso geehrt. Er ist das Flaggschiff der Kellerei, was nichterstaunt, denn die besten Lagrein-Lagen der Welt sind im Stadtteil Gries in Bozen zu finden. Hier die Bewertungen von damals aktualisiert mit den neuen Jahrgängen. Die drei höchstbewerteten Jahrgänge mit jeweils 18/20 Punkten: 2018, 2015 und 2011. Der aktuelle Jahrgang 2018 ist enorm würzig, tief, die Frucht ist schwarz, er ist spektakulär samten, dicht, die Tannine sind reif, plötzlich mischen sich rote Beeren ins Geschmacksbild, aber auch Pflaumen, das Ding ist hoch elegant, trinkig und das Finish toll!
Der beste Taber war der 2011er, ein enormes Konzentrat, das praktisch null Wasserrand aufweist, hingegen Kaffeenoten, komplex ist, mit schönen Tanninen, nach Zwetschgen und Chriesi schmeckt, füllig-saftig ist, in einem langen minzig-eukalyptischen Finale furioso endet. Dafür gibts 18 Punkte! Eine Punktzahl, den der Wein bei der Degustation im Jahr 2020 bestätigt hat.
Der älteste degustierte Wein ist der 2000er, der Reifenoten aufweist, Leder, dunkle Früchte, er ist recht elegant, frisch-süffig, mundfüllend, hat noch viel Power und endet in einem langen Finale. 17,5 Punkte. Aus dem Fass degustiert habe ich damals 2014 und 2015. Der 14er ist unglaublich konzentriert, im Gaumen fast rotfruchtig, weshalb er einer gewissen spielerischen Leichtigkeit nicht entbehrt. 17 Punkte. Der 15er ist ebenso konzentriert, würzig, schmeckt nach schwarzer Schoggi, ist füllig, hat eine tolle Struktur, riecht nach… Trauben (was selten ist …) und hat eine sensationelle Länge. Ergibt 17,5 Punkte. Und nun, 2020 aus der Flasche degustiert? In der Nase ist er verhalten, dunkelbeerig, hat Power, Tiefe, Schoggi, die Säure ist dezent, wie auch die Tannine, er hat viel Schmelz und eine hohe Trinkigkeit, Minze, ätherisches, langes Finish mit grossartiger Mundfülle. Hat seither einen halben Punkt zugelegt.
Alle Jahrgänge in der Übersicht:
- 2000: 17,5/20
- 2009: 17/20
- 2010: 17,5/20
- 2011: 18/20
- 2012: 17,5/20
- 2013: 17/20
- 2014: 17/20
- 2015: 18/20
- 2016: 17,75/20
- 2017: 17,5/20
- 2018: 18/20
(Der Jahrgang 2017 ist für 52.80 Franken sowie diverse Grossformate wie zum Beispiel der 18er für 110 Franken als Magnum erhältlich bei vinothek-brancaia.ch. Den Jahrgang 2018 gibts bei weinvogel.ch für 48 Franken)
Im Jahr 2017 hat sich mir die grosse Klasse des Vorzeige-Lagreins Taber in einer Vertikale in der Kellerei Bozen restlos erschlossen. Der vor 30 Jahren als Qualitätsprojekt ins Leben gerufene Riserva-Wein wird ja praktisch jedes Jahr mit drei Gläsern im Führer Vini d’Italia von Gambero Rosso geehrt. Er ist das Flaggschiff der Kellerei, was nichterstaunt, denn die besten Lagrein-Lagen der Welt sind im Stadtteil Gries in Bozen zu finden. Hier die Bewertungen von damals aktualisiert mit den neuen Jahrgängen. Die drei höchstbewerteten Jahrgänge mit jeweils 18/20 Punkten: 2018, 2015 und 2011. Der aktuelle Jahrgang 2018 ist enorm würzig, tief, die Frucht ist schwarz, er ist spektakulär samten, dicht, die Tannine sind reif, plötzlich mischen sich rote Beeren ins Geschmacksbild, aber auch Pflaumen, das Ding ist hoch elegant, trinkig und das Finish toll!
Der beste Taber war der 2011er, ein enormes Konzentrat, das praktisch null Wasserrand aufweist, hingegen Kaffeenoten, komplex ist, mit schönen Tanninen, nach Zwetschgen und Chriesi schmeckt, füllig-saftig ist, in einem langen minzig-eukalyptischen Finale furioso endet. Dafür gibts 18 Punkte! Eine Punktzahl, den der Wein bei der Degustation im Jahr 2020 bestätigt hat.
Der älteste degustierte Wein ist der 2000er, der Reifenoten aufweist, Leder, dunkle Früchte, er ist recht elegant, frisch-süffig, mundfüllend, hat noch viel Power und endet in einem langen Finale. 17,5 Punkte. Aus dem Fass degustiert habe ich damals 2014 und 2015. Der 14er ist unglaublich konzentriert, im Gaumen fast rotfruchtig, weshalb er einer gewissen spielerischen Leichtigkeit nicht entbehrt. 17 Punkte. Der 15er ist ebenso konzentriert, würzig, schmeckt nach schwarzer Schoggi, ist füllig, hat eine tolle Struktur, riecht nach… Trauben (was selten ist …) und hat eine sensationelle Länge. Ergibt 17,5 Punkte. Und nun, 2020 aus der Flasche degustiert? In der Nase ist er verhalten, dunkelbeerig, hat Power, Tiefe, Schoggi, die Säure ist dezent, wie auch die Tannine, er hat viel Schmelz und eine hohe Trinkigkeit, Minze, ätherisches, langes Finish mit grossartiger Mundfülle. Hat seither einen halben Punkt zugelegt.
Alle Jahrgänge in der Übersicht:
- 2000: 17,5/20
- 2009: 17/20
- 2010: 17,5/20
- 2011: 18/20
- 2012: 17,5/20
- 2013: 17/20
- 2014: 17/20
- 2015: 18/20
- 2016: 17,75/20
- 2017: 17,5/20
- 2018: 18/20
(Der Jahrgang 2017 ist für 52.80 Franken sowie diverse Grossformate wie zum Beispiel der 18er für 110 Franken als Magnum erhältlich bei vinothek-brancaia.ch. Den Jahrgang 2018 gibts bei weinvogel.ch für 48 Franken)
Lungarotti: Weine direkt aus dem grünen Herzen Italiens
Gewisse Regionen in Italien, dem einzigen Land, das fast flächendeckend Wein produziert, sind bekannter als andere. Gewisse fallen gar völlig durch den Raster. Die Weine Umbriens gehören dazu. Eine Provinz im Herzen des Landes, ohne Grenze zum Ausland, als einzige Provinz ohne Meeranstoss, zwischen Florenz und Rom irgendwo im Nirgendwo. Weshalb Umbrien mit dem Slogan wirbt, das grüne Herz Italiens zu sein; und das Erscheinungsbild der Region ist tatsächlich eines von Grün in Grün. Da passen Reben natürlich wunderbar hinein. «Und wir sind in Torgiano. Im Herzen des grünen Herzens», sagt Chiara Lungarotti, CEO des Betriebs. Die Kellerei fungiert als erstklassige Botschafterin Umbriens. Ein Unternehmen einer Familie aus dem Bauernbürgertum, die schon vor Jahrhunderten Wein und Öl produzierte. Giorgio Lungarotti überführte es ab 1936 in die Moderne. «Mein Vater gilt als Pionier der modernen Technologie, und zwar in ganz Italien», sagt Chiara stolz. «So experimentierte er mit dem Anbau von Rebsorten aus ganz Italien, um zu sehen, ob die auf umbrischem Boden funktionieren.» Und die Lungarottis sind nicht bloss eine Winzerfamilie. «Wir haben zwei eigene Museen, sind also auch Botschafter der Kultur», so Chiara. «Ein historisches für Kunst und ein 2000 eröffnetes für Olivenöl, denn Umbrien ist als Olivenöl-Region bekannt.»
Das Klima Umbriens ist eher kontinental, die Nächte kühl. Die besten Lagen befinden sich auf Hügeln. «Also ein unter dem Strich sensationeller Ort für Weinbau», gerät Chiara ins Schwärmen. Sie betont zudem die hohe Wertschätzung von Nachhaltigkeit. «An vielen Orten ist dieses Wort zu einem Marketingtool geworden. Bei uns war der Respekt vor dem Terrain, dem Klima, dem Ambiente insgesamt schon immer wichtig. Wir arbeiten zum Beispiel mit Bio-Pilzen. Gleichzeitig mit modernster Technik. Zum Beispiel bei der Wassermessung im Boden, um präzis zu wissen, wo bewässert werden muss. Oder mit Solarpanels auf dem Dach.»
Lungarotti bringt 19 verschiedene Etiketten auf den Markt. Was eine Gesamtzahl von 2,5 Millionen Flaschen ergibt. Ich habe acht davon verkostet. Der Flaggschiff-Wein Rubesco Riserva Vigna Monticchio, der zurecht fast Jahr für Jahr mit drei Gläsern von Vini d'Italia bedacht wird, gehört in der Tat zur Kategorie, sagen wir, nahe bei der Weltklasse.
- L’U Bianco 2019 (Vermentino, Chardonnay, fünf Monate auf der Feinhefe): Fruchtige Nase, Pfirsich, Zitrus, floral, mineralisch, knackig-frisch, viel Agrumenaromen, easy, enorm trinkig, superschön., mittellang. Score: 17/20 (15.90 Franken. flaschenpost.ch)
- Torre di Giano Vigna Il Pino Bianco die Torgiano 2017 (Vermentino, Grecchetto, Trebbiano): Mineralisch, Feuerstein, Lychees, Pfirsich, Ananas, Melone, Zitrus, floral, Fruchtsüsse, Wachs, Butter, knackig, dicht, recht lang. Score: 17,25/20 (27.60 Franken. chezgrisoni.ch)
- L’U Rosso 2019 (Sangiovese, Merlot) 2019: Zu starke Fruchtsüsse! 16/20 (15.90 Franken. flaschenpost.ch)
- Rubesco Rosso di Torgiano 2018 (Sangiovese, Colorini. Chiara Lungarotti: «Das ist das Rückgrat des Weinguts: Ein trinkiger Pastawein!»): 16,75/20 (16 Franken. chezgrisoni.ch)
- Il Bio 2018 (100% Montefalco): Dank der Säure ist die Fruchtsüsse gerade noch so im Rahmen. 16,5/20 (16.65 Franken. avinus.ch)
- Montefalco Sagrantino 2017 (100% Sagrantino): Expressiv, tiefdunkel, Pflaumen, Schoggi, trotz der unbändigen Kraft und 15,5% Alkohol schöne Balance, trinkig, minziges, recht langes Finish. Score: 17,5/20 (35.50 Franken. flaschenpost.ch)
- San Giorgio Umbria Rosso 2017 (je 50% Cabernet Sauvignon/Sangiovese): Unmittelbar nach der Öffnung reduktiv-erdig. Also: einen Tag zuwarten. Am zweiten Tag: würzig, immer noch starke Erdnote, tief, Chriesi, herb, schlank, Bittermandeln, markante Säure, wirkt nicht ganz ausgewogen, ist immer noch viel zu jung, mittleres Finish mit leichter Adstringenz. Das Warten hat sich gelohnt, zumindest kann man nun das Potenzial abschätzen. Aber der Wein bleibt schwierig… Score: 17/20 (35 Franken. moevenpick-wein.com)
- Rubesco Riserva Vigna Monticchio 2015 (Foto): Der Vorzeigewein des Gutes besticht mit dunkelfruchtigen Noten, Rauch und Holzkohle sowie viel Würze, leichter Erdtouch, dicht und kraftvoll, wunderbar stringente Tannine, was den Wein vertikal macht, frisch, austariert, Amarena-Kirschen, Kräuter, langes Finale. Score: 18/20 (49 Franken. moevenpick-wein.ch)
- L’U Bianco 2019 (Vermentino, Chardonnay, fünf Monate auf der Feinhefe): Fruchtige Nase, Pfirsich, Zitrus, floral, mineralisch, knackig-frisch, viel Agrumenaromen, easy, enorm trinkig, superschön., mittellang. Score: 17/20 (15.90 Franken. flaschenpost.ch)
- Torre di Giano Vigna Il Pino Bianco die Torgiano 2017 (Vermentino, Grecchetto, Trebbiano): Mineralisch, Feuerstein, Lychees, Pfirsich, Ananas, Melone, Zitrus, floral, Fruchtsüsse, Wachs, Butter, knackig, dicht, recht lang. Score: 17,25/20 (27.60 Franken. chezgrisoni.ch)
- L’U Rosso 2019 (Sangiovese, Merlot) 2019: Zu starke Fruchtsüsse! 16/20 (15.90 Franken. flaschenpost.ch)
- Rubesco Rosso di Torgiano 2018 (Sangiovese, Colorini. Chiara Lungarotti: «Das ist das Rückgrat des Weinguts: Ein trinkiger Pastawein!»): 16,75/20 (16 Franken. chezgrisoni.ch)
- Il Bio 2018 (100% Montefalco): Dank der Säure ist die Fruchtsüsse gerade noch so im Rahmen. 16,5/20 (16.65 Franken. avinus.ch)
- Montefalco Sagrantino 2017 (100% Sagrantino): Expressiv, tiefdunkel, Pflaumen, Schoggi, trotz der unbändigen Kraft und 15,5% Alkohol schöne Balance, trinkig, minziges, recht langes Finish. Score: 17,5/20 (35.50 Franken. flaschenpost.ch)
- San Giorgio Umbria Rosso 2017 (je 50% Cabernet Sauvignon/Sangiovese): Unmittelbar nach der Öffnung reduktiv-erdig. Also: einen Tag zuwarten. Am zweiten Tag: würzig, immer noch starke Erdnote, tief, Chriesi, herb, schlank, Bittermandeln, markante Säure, wirkt nicht ganz ausgewogen, ist immer noch viel zu jung, mittleres Finish mit leichter Adstringenz. Das Warten hat sich gelohnt, zumindest kann man nun das Potenzial abschätzen. Aber der Wein bleibt schwierig… Score: 17/20 (35 Franken. moevenpick-wein.com)
- Rubesco Riserva Vigna Monticchio 2015 (Foto): Der Vorzeigewein des Gutes besticht mit dunkelfruchtigen Noten, Rauch und Holzkohle sowie viel Würze, leichter Erdtouch, dicht und kraftvoll, wunderbar stringente Tannine, was den Wein vertikal macht, frisch, austariert, Amarena-Kirschen, Kräuter, langes Finale. Score: 18/20 (49 Franken. moevenpick-wein.ch)
Ich weiss, ich weiss: Das Ding kostet 63 Franken. Etwas viel … Aber es ist jeden der 63 Franken wert. Und es ist eine Überraschung! Ein reinsortiger Petit Verdot aus der Toskana. Genauer aus Montescudaio im Hinterland des Badeortes Cecina und damit ganz in der Nähe des italienischen Bordeaux-Eldorados Bolgheri. Kein Wunder also, ist es eine Bordeleser Sorte, die hier derart prächtig gedeiht. Dass es in Bolgheri und Umgebung meistens reinsortige Cabernets Franc sind, die abseits der Masse-Rebsorten Cabernet Sauvignon und Merlot glänzen, ist hinlänglich bekannt. Man denke da an den Dedicato a Walter von Poggio al Tesoro oder an den Paleo von Le Macchiole, um nur zwei der Topshots zu nennen. Aber Petit Verdot hundertprozentig, das ist eine Rarität. Eine solche ist der Sopra des modernen, 2006 gegründeten Bio-Weinguts Colline di Sopra. Im Jahr 2016 übernimmt es der Aargauer Ulrich Ziegler, der seine Sporen auf Romanée-Conti und Leroy abverdient hat, also auf den zwei vielleicht renommiertesten Weingütern der Welt, und später Inhaber einer Mechanik- und Elektronikfirma wurde. In Montescudaio erfüllt er sich seinen Traum von der Suche nach dem perfekten Wein. Der Sopra Petit Verdot besticht durch eine ausladende Nase nach Amarena-Kirschen, Würze, leichten Kräuteraromen und viel Power. Wunderbare Tannine, viel Frucht, Tiefe und Fülle kennzeichnen den Gaumen. Der Wein hat null Probleme mit der Reifwerdung der spätreifenden Sorte, die tanninschwanger und stark säurehaltig ist. Die Balance ist perfekt, das ätherische Finale superlang! Score: 18/20 (63 Franken. vergani.ch).
Ich weiss, ich weiss: Das Ding kostet 63 Franken. Etwas viel … Aber es ist jeden der 63 Franken wert. Und es ist eine Überraschung! Ein reinsortiger Petit Verdot aus der Toskana. Genauer aus Montescudaio im Hinterland des Badeortes Cecina und damit ganz in der Nähe des italienischen Bordeaux-Eldorados Bolgheri. Kein Wunder also, ist es eine Bordeleser Sorte, die hier derart prächtig gedeiht. Dass es in Bolgheri und Umgebung meistens reinsortige Cabernets Franc sind, die abseits der Masse-Rebsorten Cabernet Sauvignon und Merlot glänzen, ist hinlänglich bekannt. Man denke da an den Dedicato a Walter von Poggio al Tesoro oder an den Paleo von Le Macchiole, um nur zwei der Topshots zu nennen. Aber Petit Verdot hundertprozentig, das ist eine Rarität. Eine solche ist der Sopra des modernen, 2006 gegründeten Bio-Weinguts Colline di Sopra. Im Jahr 2016 übernimmt es der Aargauer Ulrich Ziegler, der seine Sporen auf Romanée-Conti und Leroy abverdient hat, also auf den zwei vielleicht renommiertesten Weingütern der Welt, und später Inhaber einer Mechanik- und Elektronikfirma wurde. In Montescudaio erfüllt er sich seinen Traum von der Suche nach dem perfekten Wein. Der Sopra Petit Verdot besticht durch eine ausladende Nase nach Amarena-Kirschen, Würze, leichten Kräuteraromen und viel Power. Wunderbare Tannine, viel Frucht, Tiefe und Fülle kennzeichnen den Gaumen. Der Wein hat null Probleme mit der Reifwerdung der spätreifenden Sorte, die tanninschwanger und stark säurehaltig ist. Die Balance ist perfekt, das ätherische Finale superlang! Score: 18/20 (63 Franken. vergani.ch).