Manche Redewendungen haben sich über Jahrzehnte dermassen stark in der Gesellschaft verankert, dass man sie kaum wieder loswird. Damit solche Sprüche überhaupt erst entstehen und sich über Jahre hinweg behaupten können, gibt es oftmals konkrete Erfahrungen, die von vielen Menschen geteilt werden. Dies war auch beim Spruch «Bier auf Wein, lass es sein – Wein auf Bier, das rat ich dir» der Fall.
Früher galt es als sozialer Aufstieg, wenn man vom günstigen Bier auf das teurere Getränk Wein umsteigen konnte. Wein auf Bier wurde als gesellschaftlicher Fortschritt angesehen, während Bier auf Wein das Gegenteil, also einen sozialen Abstieg, bedeutete. Seither haben sich Studien damit beschäftigt, ob hinter dem Spruch vielleicht doch eine wissenschaftlich messbare Erklärung liegen könnte.
Zusammenhang wissenschaftlich unbelegt
Forscher der Universitäten Cambridge und Witten/Herdecke haben in einer im Jahr 2019 veröffentlichten Studie mit 90 Freiwilligen versucht, einen Kater-Zusammenhang zwischen der Reihenfolge des Konsums von Weisswein und Bier herauszufinden. Das Resultat war unmissverständlich: Die Wahl von Bier auf Wein, Wein auf Bier oder der Konsum von nur einem Getränk machte in Bezug auf Kater-Symptome keinerlei Unterschied.
Laut den Forschern ist für die Stärke des Katers am Morgen danach somit nicht die Reihenfolge von Wein und Bier entscheidend, sondern die gesamthaft konsumierte Alkohol-Menge: je mehr Alkohol, desto schlimmer der Kater. Es stimmt aber auch, dass nicht alle Menschen gleich auf gewisse Getränke reagieren. Manche vertragen Bier besser, während bei anderen der Wein einen milderen Kater verursacht.
Innerhalb der Studie war eigentlich geplant, einem Teil der teilnehmenden Freiwilligen nur alkoholfreie Weine und Biere zu verabreichen. Die Euphorie über die Zuteilung in die alkoholfreie Gruppe hielt sich bei den Teilnehmenden allerdings in Grenzen. Manche versuchten sogar, heimlich in die Alkohol-Gruppe zu wechseln. Aufgrund dieser Schwierigkeiten wurde die alkoholfreie Gruppe schlussendlich von der Studie gestrichen.