Weintrinken ist eine sinnliche Entdeckungsreise: Das Auge inspiziert die Farbe des Weins, die Nase beschnuppert seine Aromen und der Mund erkundet den Geschmack und die Textur. Liegt da auch etwas für die Ohren drin? Ja!
Musik beeinflusst uns auf sehr viele Arten – und mehr, als es uns bewusst ist; dies, weil diese Beeinflussung oftmals weit unterhalb der Bewusstseinsschwelle stattfindet.
Musik bringt uns zum Weinen. Musik beruhigt uns oder treibt uns beim Sport zu Höchstleistungen an. Musik macht uns glücklich und bringt uns zum Träumen. Nur eines tut Musik nie: Sie lässt uns niemals kalt.
Musik hat Auswirkungen auf unser Konsumverhalten
Wissenschaftler richteten sich in einem Weinladen ein, um den Zusammenhang zwischen Musik und Weinkauf zu beobachten. Das nicht wirklich überraschende Ergebnis: Der Laden verkaufte mehr französische Weine, wenn französische Musik gespielt wurde. Als dann auf deutsche Musik umgestellt wurde, kauften die Kunden mehr deutsche Weine. Und bei den Klängen des Tangos ging am meisten Malbec über die Theke.
Alles läuft also darauf hinaus, dass wir viel leichter von der Umwelt beeinflusst werden, als es uns vielleicht lieb ist. Ein einzelner Klang, eine Melodie oder auch eine besondere Stille können uns an einen bestimmten Ort, ein Ereignis oder einen Menschen erinnern; und genauso kann Musik unser Erlebnis von Wein verstärken: Sanfte Musik lässt Wein milder schmecken, während ein lebendiger Sound auch den Wein lebendiger schmecken lässt.
Wie also kann man dieses Wissen clever zu nutzen? Um Wein mit Musik zu verbinden, ist es am einfachsten, zuerst deren Ähnlichkeiten zu finden.
Herkunft
Wählen Sie Wein und Musik aus demselben Kontinent, demselben Land oder gar derselben Region. Diese Wahl verstärkt das Gefühl für den Ort. Beginnen Sie mit offensichtlichen Kombinationen, wie eben zum Beispiel Tango, wenn Sie Malbec oder Torrontés aus Argentinien kredenzen.
Legen Sie Fado zu einem kräftigen Wein aus Portugal auf, Edith Piaf zu einem Rosé aus der Provence, Joseph Haydn zu einem österreichischen Tropfen, Patent Ochsners «Scharlachrot» zu einem Schweizer Rotwein … und so weiter.
Ähnlichkeiten
Leicht, kraftvoll, elegant, leidenschaftlich, kalt, frisch, reif, jugendlich, süss, einladend, zurückhaltend, unbeschwert, gemässigt, ausdrucksstark ... diese Attribute passen sowohl zu Wein wie auch zu Musik: je mehr Gemeinsamsamkeiten, desto besser.
Jahrgang
Ein reifer Wein zu älterer Musik: Am liebsten aus dem gleichen Jahrzehnt – oder noch besser aus demselben Jahrgang! Ein junger Wein zu einem Hitparaden-Lied.
Harmonie vs. Kontrast
Eine kontrastreiche Hintergrundmusik kann wahrlich eine faszinierende Wirkung haben. Beispielsweise kann ein teurer Vintage-Champagner von einem Hardrock Song ganz wunderbar entwaffnet werden, wo hingegen ein Klavierstück von Saint-Saëns dem Sprudel noch einen zusätzlichen luxuriösen Glanz verleihen kann.
Was auch immer die Absichten sind: Es gibt da draussen viel Wein und viel Musik. Wieso also nicht mal eine Wein-Playlist anlegen?
Musik im Weinkeller
Immer mehr Winzer beschallen ihre Weinberge und ihren Weinkeller mit Musik. Versuche haben gezeigt, dass wegen der Schwingungen vor allem die klassische Musik für Reben und Wein geeignet ist. Als Alternative liesse sich noch am ehesten Jazz anwenden.
Die Wirkung von Musik auf biologische Systeme ist kein Novum. Musik ist ein sehr intensives und emotionales Kommunikationsmittel und so findet Musik auch in der Humanmedizin Anwendung, wie beispielsweise in der Musiktherapie.
Musik wird auch bei Tieren angewendet, so ist die Beschallung von Milchkühen zur Steigerung der Milchproduktion bekannt. Während man bei den Hefen und Bakterien im Wein davon ausgehen kann, dass sie kein Gehör haben, ist das bei Kühen natürlich anders.
Doch was sich da auf molekularer Ebene tut, ist noch völlig unbekannt und Gegenstand der Forschung – und vielleicht geben ja auch so einfache Systeme wie Gärhefen oder Bakterien eines Tages wichtige Aufschlüsse über den Effekt der Musik in der Biologie.
Bis dahin: Geniessen wir Wein und Musik! Am besten zusammen!