Legenden und Mythen
Das musst du über Dom Pérignon wissen

Bäte man auf der Strasse die Leute, fünf Champagner Marken aufzuzählen, dann fiele mit grosser Wahrscheinlichkeit der Name «Dom Pérignon». Dieser Name ist ein Synonym für Luxus – der Namensgeber war viel weniger exaltiert als der Champagner: Dom Pérignon war ein Mönch.
Publiziert: 12.05.2022 um 15:14 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2022 um 16:32 Uhr
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Dom Pérignon: Ein Synonym für Luxus...
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Shirley Amberg

Mönche trugen massgeblich dazu bei, die Weinherstellung in ganz Europa und Amerika zu verbreiten: Viele Hundert Jahre lang war ihr Zweitjob Winzer, Weinhändler und Weinbergarbeiter.

Dom Pérignon (1638–1715) ist wohl mit Abstand das berühmteste Mitglied dieser klerikalen Gesellschaft.

Mythen und Fakten

Der Name Dom Pérignon ziert einen der berühmtesten Champagner – und der Legende nach soll er das prickelnde Getränk auch erfunden haben. Diese Legende ist falsch.

Was aber wahr ist: Pierre Pérignon zog im Jahr 1668 in die Benediktiner-Abtei von Hautvillers in der Champagne und überwachte als Kellermeister der Abtei die Herstellung und die Lagerung der Weine. Bruder Pierre Pérignon war einer der ersten Winzer, der Weine aus vielen verschiedenen Weinbergen mischte.

Vor der Mischung probierte er den Traubensaft, ohne den Herkunftsweinberg zu kennen; dies, um seine Wahrnehmung nicht zu beeinflussen. Diese «blinde Verkostung von Wein» haben zu dem weit verbreiteten Irrglauben geführt, dass Dom Pérignon blind war. Pierre Pérignon war auch nicht der Erfinder des Korkens, wie einige behaupten.

Wer den Dom erfunden hat

Bruder Pierre erfand zwar nicht den Champagner – aber dafür die Masseinheit von 0,75 Liter pro Flasche. Und das mehr oder weniger aus reiner Faulheit heraus! Dom Pierre Pérignon war unter anderem dafür verantwortlich, dass seine Mönchsbrüder immer genug Trank zu ihren Speisen hatten. Er war es aber ziemlich bald leid, dreimal pro Tag immer herumzulaufen und die Krüge aufzufüllen – weswegen er zu Papier und Stift griff und eine Statistik davon anfertigte, wie viel seine Brüder im Schnitt denn tranken. Wobei er auf die besagten 0,75 Liter Wein kam. Pro Mahlzeit.

Bruder Pierre diente der Abtei bis zu seinem Tod im Jahr 1715 als Kellermeister. Unter seiner Führung blühte die Abtei im wahrsten Sinne des Wortes auf und verdoppelte die Grösse ihres Weinbergs. Als Zeichen der Ehre und des Respekts wurde der Dom in einem Bereich der Abtei begraben, der traditionell nur Äbten vorbehalten war.

Dom Pérignon ist kein Champagnerhaus

Obwohl der weltbekannte, ikonische Champagner nach Dom Pierre Pérignon, dem Benediktinermönch und Kellermeister aus dem 17. Jahrhundert benannt ist, war es das Champagnerhaus Moët & Chandon, das ihn tatsächlich erst in den 1920er Jahren kreierte. Der erste Jahrgang wurde 1921 gekeltert – aber erst 1936 auf den Markt gebracht.

Dom Pérignon ist eine sogenannte «Prestige-Cuvée»: Also der prestigeträchtigste Champagner, den ein Hersteller herstellen kann. Wie auch beim «Cristal» aus dem Hause Louis Roederer, wird die genaue Anzahl der in jedem Jahrgang produzierten Flaschen unter Verschluss gehalten; man kann aber davon ausgehen, dass es mindestens 5 Millionen sind.

Ursprünglich wurde Dom Pérignon aus Vintage-Champagner von Moët & Chandon hergestellt und nach der Reifung einfach in spezielle Flaschen abgefüllt.

Gut Ding will Weile haben

Die kürzeste Zeit, in der eine einzelne Flasche Dom Pérignon reift, beträgt 7 Jahre, in der Regel wird der erste Jahrgang jedoch erst nach etwa 9 Jahren zum Verkauf freigegeben. Nach dieser «ersten Veröffentlichung» kommt die zweite mit etwa 18 Jahren und eine dritte mit etwa 25 Jahren.

Diese beiden «zweiten Veröffentlichungen» sind als «P2» und «P3» bekannt: Sollten Sie jemals das Glück haben, eine Flasche von einem der beiden in die Hände zu bekommen, dürfen Sie sich freuen: Die Alterung verleiht dem bereits köstlichen Champagner einen zusätzlichen Reichtum an Komplexität.

Dom Pérignon produziert nur Jahrgangs-Champagner

Das heisst, in einer Flasche befinden sich die Trauben aus nur einem einzigen Jahr. Auf diese Weise ist jeder Jahrgang dieses Champagners sehr eindeutig und einzigartig.

Es kommt durchaus auch vor, dass in gewissen Jahre überhaupt kein Dom Pérignon Champagner produziert wird, weil sie nur Jahrgänge kreieren und «veröffentlichen», die mindestens zwei Jahrzehnte lang gut altern. Im Durchschnitt werden pro 10 Jahre maximal 6 Jahrgänge gekeltert.

Dom Pérignon besteht immer aus Chardonnay und Pinot Noir

Der Prozentsatz liegt normalerweise irgendwo zwischen 50/50 und 60/40 – wobei je nach saisonalem Geschmacksprofil der Trauben das eine oder andere bevorzugt wird.

Trotz all des Prestiges: Dom Pérignon ist kein Grand Cru Champagner

In der Champagne werden nur wenige Weinberge als «Grand Cru» klassifiziert. Dom Pérignon wird mit vielen Trauben aus Grand-Cru-Weinbergen hergestellt – aber jede Mischung enthält immer auch Trauben aus der ursprünglichen Parzelle von der Abtei von Hautvillers, die «nur» als Premier-Cru klassifiziert ist. Ein kleines Stückchen Geschichte ist manchmal eben wichtiger als eine grosse Klassifizierung!

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