Auf einen Blick
- Fledermäuse helfen bei der Schädlingsbekämpfung im Rebberg
- Sie benötigen Wasserstellen und Orientierungshilfen
- Das Thurgauer Bioweingut Lenz hat auf 27 Hektar Rebflächen 50 Fledermauskästen aufgestellt
Fledermäuse fressen nicht nur Schädlinge wie den Traubenwickler und die Kirschessigfliege, sondern verhindern auch die Ausbreitung von Krankheiten, die durch diese Schädlinge verursacht oder begünstigt werden können. Um mehr über die fliegenden Helfer und ihren Einsatz zu erfahren, haben wir uns mit Karin Lenz, Winzerin aus dem Kanton Thurgau, unterhalten.
Blick: Frau Lenz, in welchem Zusammenhang arbeiten sie auf ihrem Weingut mit Fledermäusen?
Karin Lenz: Wir setzen Fledermäuse gezielt im Kampf gegen Schädlinge wie die Kirschessigfliege und den Traubenwickler ein. Vor einigen Jahren haben wir damit begonnen, Sommerquartiere für Fledermäuse aufzustellen. Auf unseren 27 Hektar Rebflächen haben wir etwa 50 solcher Holzkästen installiert.
Was für Kästen verwenden Sie?
Es handelt sich um schmale, flache Holzkästen, die auf über drei Meter hohen Stangen montiert sind. Oft sind sie Rücken an Rücken angebracht, so dass die Fledermäuse bei Bedarf zwischen den Kästen abwechseln können.
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Reicht es aus, ein paar Kästen aufzustellen, um Fledermäuse anzusiedeln?
Nein, es bedarf weiterer Massnahmen. Wasserstellen sind zum Beispiel wichtig, wo die Fledermäuse darüber fliegen und daraus trinken können. Wenn hohes Schilf am Ufer wächst, kann das den Anflug der Fledermäuse erschweren. Sie benötigen eine freie Anflugbahn.
Gibt es noch weitere wichtige Elemente?
Ja, es sollte etwas Höheres in der Umgebung vorhanden sein, wie zum Beispiel Bäume, damit das Echolot der Fledermäuse reflektiert wird. Ohne solche Strukturen ist es schwierig, Fledermäuse ins offene Feld oder in den Weinberg zu locken. Da Fledermäuse nur eingeschränkt sehen können, sind sie für die Orientierung auf Schallreflexionen angewiesen.
Hatten sie bei diesem Projekt externe Unterstützung?
Ja, der Fledermausschutz Thurgau hat uns begleitet. Sie haben uns auch bei der Bestimmung geholfen, welche Fledermausarten bei uns vorkommen und welche Insekten sie bevorzugt fressen.
Wie viele Fledermauskästen sind derzeit besetzt?
Rund ein Drittel der Kästen ist momentan bewohnt.
Welche Erfolge haben sie bisher durch den Einsatz von Fledermäusen erzielt?
Es ist noch zu früh, um einen direkten Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Fledermäusen und einer Reduktion von Schädlingen festzustellen. Aber es schadet sicher nicht. Ausserdem setzen wir zunehmend auf pilzwiderstandsfähige Rebsorten, deren dickere Beerenhäute besser gegen Schädlinge wie die Kirschessigfliege geschützt sind.