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Eduardo Chadwick im Gespräch
Mister Chile feiert seine Top-Weine im Zürcher Dolder Hotel

Der charismatische Eduardo Chadwick bringt chilenische Spitzenweine nach Zürich. Im Gespräch mit Blick verrät er, was er an der Schweiz besonders mag und weshalb berühmte Weinkritiker lange einen Bogen um Chile machten.
Publiziert: 24.10.2024 um 14:06 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2024 um 14:29 Uhr
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Mister Chile zu Gast in Zürich: Eduardo Chadwick.
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Auf einen Blick

  • Eduardo Chadwick leitet Verkostung in Zürich
  • Chadwick: Chiles Weine sind heute weltweit anerkannt
  • Beim Berlin Tasting 2004 siegte Viñedo Chadwick 2000
  • Verkostung umfasste Jahrgänge von 1984 bis 2022
  • Chadwick arbeitet heute mit drei seiner Töchter
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Zugegeben, chilenische Weine landen bei mir nur selten im Glas. Die Vielfalt Europas hält mich auf Trab, und oft fehlt schlicht die Zeit, sich Weinen aus Übersee zu widmen. Wenn sich dann doch ein Fenster auftut, sind oft Länder wie Neuseeland, Australien, Südafrika oder die USA im Fokus.

Umso mehr freute ich mich, als ich erfuhr, dass Eduardo Chadwick – einer der berühmtesten Weinpioniere Chiles – nach Zürich reist, um eine repräsentative Verkostung zu leiten. Chadwick ist ein Nachfahre von Maximiano Errázuriz, der vor über 150 Jahren das renommierte chilenische Weingut Viña Errázuriz aufbaute.

«Robert Parker hat uns nie besucht»

Vor der Veranstaltung im Zürcher Nobelhotel Dolder, zu der zahlreiche Weinprofis erwartet wurden, traf ich Chadwick zum Tee. «Ich liebe die Schweiz!», erzählte mir Chadwick. «Ihr habt chilenische Weine deutlich schneller akzeptiert als andere Länder.» Seine Tropfen stehen nämlich schon seit 1993 in unseren Verkaufsregalen.

Chile sei lange Zeit als Weinland international unter dem Radar geflogen, erklärt Chadwick, der das Weinimperium seiner Familie seit 1983 leitet. Heute gehören dazu u.a. die renommierten Weingüter Errázuriz, Seña und Viñedo Chadwick. «Obwohl wir schon immer Weine mit Klasse produziert haben, besuchten uns führende Weinkritiker lange nicht, darunter auch Robert Parker», erzählt er mir.

Der erste, der einen Schritt machte, war James Suckling im Jahr 2010, was andere Kritiker folgen liess. Der wirkliche Wendepunkt für Chiles Weine kam jedoch schon 2004: Beim sogenannten Berlin Tasting liess Chadwick seine Weine blind gegen Bordeaux- und Supertoskaner-Eliten antreten – und zur Überraschung aller landete der Viñedo Chadwick 2000 auf dem ersten und der Seña 2001 auf dem zweiten Platz, vor Grössen wie Château Latour und Lafite Rothschild.

«Unsere Weine neben den Besten der Welt zu präsentieren, war das Ziel, nicht einmal ich habe mit einem Gewinn gerechnet. Der Sieg veränderte die Wahrnehmung chilenischer Weine schlagartig», so Chadwick stolz. «Von diesem Moment an waren wir keine Aussenseiter mehr.»

Ein Jubiläum: 20 Jahre Berlin-Tasting

An diesem sonnigen Herbsttag wurde nun also in Zürich das 20-Jahr-Jubiläum des Berlin-Tastings zelebriert. «Wir feiern in Städten wie London, São Paulo, Tokio und vielen mehr.» Anders als 2004 wurden die Weine diesmal allerdings nicht blind verkostet und auch nicht mit anderen verglichen. «Heute geht es nur um unsere Weine. Wir müssen nichts mehr beweisen».

Die Degustation begann mit drei Jahrgängen Don Maximiano Founder's Reserve: 1984, 2008 und 2021. «Der 1984er ist für mich besonders, da es der erste Jahrgang war, für den ich die volle Verantwortung trug.» Für einen fast 40 Jahre alten Wein zeigte er sich erstaunlich frisch mit Noten von Tabak und grüner Paprika. Während der 1984er noch ein reinsortiger Cabernet Sauvignon war, enthalten die neueren Jahrgänge auch Carmenère, Syrah, Malbec und Petit Verdot.

Nach zwei Carmenères (KAI 2010 und 2021) folgten fünf Jahrgänge des Spitzenweins Seña, von einem erdigen 1998er bis zum eleganten 2021er, einer Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Malbec, Carmenère und Petit Verdot. Wahnsinn, welche Traubenqualität die Rebstöcke der 1988 gepflanzten Seña-Weinberge abliefern!

Mit vier Jahrgängen Viñedo Chadwick (2000, 2014, 2021 und 2022) ist endgültig bewiesen, dass Chile zu den führenden Weinländern gehört, da Ehrgeiz, Fachwissen und Terroir perfekt miteinander harmonieren. Ein nahezu reinsortiger Cabernet Sauvignon, der während 18 bis 22 Monaten in einem Mix aus kleinen Eichenholz-Barriques und grösseren Fässern lagert. Mit über 300 Franken pro Flasche hat dieser Wein allerdings auch seinen Preis.

Blick in die Zukunft

Auf den Lorbeeren ausruhen? Nichts für Chadwick, der mittlerweile drei seiner vier Töchter ins Familiengeschäft eingebunden hat. «Magui ist im Marketing, Pepa arbeitet bei unserem englischen Agenten und Ale kümmert sich in Chile um die Kommunikation.» Er geniesst es, mit seinen Töchtern zu reisen – zuletzt war er mit ihnen in London, Asien und nun in Zürich.

Chadwicks Weine überzeugen mit Frische, feinen Tanninen und viel Eleganz. Die typisch chilenischen Paprikanoten sind präsent, bei den neueren Jahrgängen jedoch subtiler. Qualitativ beweisen muss Chadwick tatsächlich nichts mehr. Trotzdem ist klar, dass er gerade in einer hart umkämpften Weinwelt die hohe Qualität seiner Weine nicht bloss halten, sondern weiterhin nach vorne pushen muss. Daran habe ich allerdings keine Zweifel.

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