Serge Roh fördert den einzigartigen Kulturschatz seiner Heimat. Neben anderen autochthonen Sorten wie Petite Arvine, Humagne blanche und Cornalin widmet er ein Hektar seiner Rebflächen der Amigne.
Die Amigne ist eine schlanke, sehr delikate Traube. Sie neigt zur Verrieselung sowie zum Aufplatzen. Wer ihr viel Aufmerksamkeit schenkt wie Roh, wird jedoch belohnt.
«Ihre Wandelbarkeit ist das Schönste»
Die Sorte ist für ihre Verwandlungskünste bekannt: von knochentrocken über lieblich bis hin zum süssen Nektar ist alles möglich. «Die Süssweine duften intensiv nach Zitrusfrüchten, Birne und Dörraprikosen. Aufgrund der natürlich hohen Säure der Sorte schmecken sie herrlich balanciert. In all diesen Rollen brilliert sie, auf ihre ganz eigene Art», so Roh.
Auch er tritt auf vielen Bühnen auf. «Ich liebe den Perspektivenwechsel: Ich bin Winzer, Geschäftsmann, Gastgeber und Schlagzeuger.»
Ein Fels in der Brandung
Trotz seiner vielen Engagements strahlt Roh eine tiefe Ruhe aus. Selbst als sich 2021 Amseln über seine für Süsswein bestimmte Amigne-Ernte hermachten und nur noch Traubengut für eine Kiste Wein übrigliessen, blieb er stoisch. «Mein Beruf bringt immer wieder Überraschungsmomente mit sich».
So wusste er auch nicht, ob sich sein Mut auszahlen würde, als er 1996 die erste im Eichenfass ausgebaute Amigne-Spätlese (Grain Noble), nach dem Vorbild des legendären Sauternes von Château d'Yquem, auf den Markt gebracht hat. Es lohnte sich, der Wein zeigte sich ausdrucksstark, darüber hinaus ausgesprochen lagerfähig und hat bis heute einen besonderen Platz in seinem Portfolio. Seitdem hat Roh viele Feuertaufen durchlaufen und sich an Wettbewerben immer wieder bewiesen.
Heiss begehrt
Was Rohs Weinkeller verlässt, ist gefragt. Seine charismatischen Erzeugnisse sind auf den Weinkarten sternengeschmückter Restaurants zu finden und haben es bis in die Regale eines Weinhändlers in New York geschafft.
Seinen Erfolg führt Roh einerseits auf seinen hohen Anspruch an die Qualität zurück. Andererseits tragen seine Bemühungen in jungen Jahren Früchte. «Wir Winzer in Vétroz haben einen guten Zusammenhalt und viel Herzblut in die Bekanntmachung unserer Weine gesteckt. Dazu gehört die Einführung der Bezeichnung Grand Cru, die Weinen besonders hoher Qualität und einer typischen Charakteristik vorbehalten sind», meint Roh.
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Die flotte Biene
An Bekanntheit hat der Amigne de Vétroz wesentlich durch die Lancierung des Bienen-Etiketts durch die lokale Winzervereinigung gewonnen, der auch Roh angehört. Das fleissige Insekt gibt an, wie süss der Tropfen in der Flasche ist.
Eine Biene steht für einen trockenen, jungen und frischen Wein, zwei Bienen für ein liebliches Exemplar, während komplexe Süssweine drei Bienen auf dem Etikett zieren.
Die besondere Zahl: 1963
Mitten in der Weinlese 1963 geboren, feiert Roh dieses Jahr seinen 60. Geburtstag. Ans Aufhören denkt er aber noch lange nicht. «Ich möchte mich nicht festklammern, aber der jungen Generation tatkräftig zur Seite stehen».
Es mangelt nicht an jugendlichem Esprit im Cave Les Ruinettes. Zwei seiner drei Kinder haben sich zu seiner Freude ebenfalls in diesem Metier ausbilden lassen und der älteste Sohn, Vincent, ist bereits im Familienbetrieb tätig. Obwohl erst im Oktober die Kerzen auf der Torte angezündet werden, hat Roh schon ein Präsent erhalten. «Die Weinernte 2022 ist grossartig ausgefallen. Das ist schon ein besonderes Geschenk. Es wird aber noch einige Überraschungen zum Fest geben ... Vielleicht ein Grossformat meiner roten Assemblage 1963, die meinen Jahrgang und die Postleitzahl von Vétroz trägt». Wir dürfen also gespannt sein und wünschen Serge Roh ein grossartiges Jubiläumsjahr!