Blick beantwortet eure Wein-Fragen
«Wie wertvoll ist mein Château Léoville-las-Cases 1956?»

Blick-Weinredaktor Nicolas Greinacher beantwortet regelmässig eure Leserfragen zum Thema Wein. Andres Kunkler fragt, wie viel Wert seine Flasche Château Léoville-las-Cases 1956 ist und wo er sie gegebenenfalls verkaufen könnte.
Publiziert: 14:09 Uhr
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Aktualisiert: 17:06 Uhr
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Das ist die Flasche Château Léoville-las-Cases 1956 unseres Blick-Lesers Andres Kunkler.
Foto: zVg

Auf einen Blick

  • Château Léoville-Las-Cases: 69-jährige Bordeaux-Rarität aus Saint-Julien vorgestellt
  • Mehrheitlich biologisch bewirtschaftete Rebflächen mit einzigartiger Bodenmischung
  • Der 1956er hatte mit schwierigen Wetterbedingungen zu kämpfen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Heute widmen wir uns einer fast 70 Jahre alten Bordeaux-Rarität: Château Léoville-Las-Cases. Nicht zu verwechseln mit Château Léoville-Poyferré und Château Léoville Barton, gehört es zu den 15 Weingütern, die 1855 mit der zweithöchsten Bordeaux-Klassifizierung, dem 2ème Cru, ausgezeichnet wurden. Das Weingut liegt in der kleinen Appellation Saint-Julien am linken Ufer der Gironde.

Auf knapp 60 Hektar Rebfläche, die überwiegend biologisch bewirtschaftet wird und nur für die Produktion des Grand Vin bestimmt ist, gedeihen Cabernet sauvignon, Cabernet Franc und Merlot. Die Reben wurzeln in einer einzigartigen Bodenmischung aus Kiesablagerungen sowie sandig-kiesigen und tonigen Untergründen. Für die Reifung des Weins kommen ausschliesslich hochwertige französische Eichenfässer zum Einsatz, die seinen Charakter zusätzlich verfeinern.

So viel Wert hat ein Léoville-las-Cases 1956

Trotz des renommierten Châteaus hat unser Blick-Leser Andres Kunkler gleich mehrfach Pech, denn 1956 gilt als einer der schlechtesten Jahrgänge des letzten Jahrhunderts. Ein brutaler Frost im Februar mit Temperaturen bis zu minus 14 Grad zerstörte zahlreiche Rebstöcke und führte zu massiven Ernteausfällen. Über das Jahr hinweg herrschten zudem unterdurchschnittlich kühle Temperaturen und anhaltender Regen – denkbar schlechte Bedingungen für grosse Weine.

Viele Weingüter entschieden sich daher, keinen Grand Vin zu produzieren, sondern ihre Trauben an Händler oder andere Châteaus zu verkaufen. Château Léoville-Las Cases füllte dennoch seinen Grand Vin ab – mit fragwürdigem Ergebnis. Ich selbst habe noch nie eine Flasche gesehen, doch Bekannte berichten von einem völlig oxidierten Wein mit starkem Essigstich – kaum geniessbar.

Ebenso zeigt das Exemplar unseres Lesers deutliche Alterserscheinungen. Der Füllstand liegt tief und ist nur noch als untere Schulter zu bezeichnen. Das Etikett ist verfärbt und die Kapsel brüchig. Mein Tipp: Noch ein Jahr aufbewahren und dann bei einer Online-Auktion als Geschenk für einen Weinliebhaber zum 70. Geburtstag anbieten. Der rein emotionale Wert dürfte wohl irgendwo zwischen 50 und 100 Franken liegen.

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