Amarone Rotweine kommen bereits etwas gereift auf den Markt. So muss ein Amarone della Valpolicella DOCG per Gesetz mindestens zwei Jahre reifen, bevor er verkauft werden darf. Trägt der Amarone das Kürzel Riserva, werden mindestens vier Jahre Reife vorausgesetzt. Ob die Weine im Stahltank reifen, im Eichenfass oder in der Flasche, ist gesetzlich aber nicht festgelegt. Die meisten Amarone Weine sind daher schon früh trinkbereit.
Damit sich die Primäraromen, zum Beispiel frische rote Kirschen, mit zusätzlicher Flaschenreife in sogenannte Tertiäraromen umwandeln (in diesem Beispiel getrocknete rote Kirschen), wird eine höchstmögliche Aromaqualität vorausgesetzt. Weiter muss die typischerweise grosse Fruchtkonzentration eines Amarone von einer ausreichend kräftigen Säure gestützt sein, damit der Wein im Gleichgewicht ist und von zusätzlicher Flaschenreife überhaupt profitieren kann.
Am Ende zählt der eigene Geschmack
Die besten Amarone Weine profitieren auf jeden Fall von einer zusätzlichen Flaschenlagerung. Die Gerbstoffe werden geschmeidiger und besser in den Wein integriert. Auch die Aromenvielfalt nimmt zu: so riechen und schmecken ältere Amarone oftmals nach getrockneten Blüten, Früchten und Gewürzen, Datteln, Pilzen, Erde und Leder. Ich hatte schon über 40 Jahre alte Amarone-Weine im Glas, die grossartig waren.
Es kann aber auch sein, dass dir diejenigen Amarone Weine am besten schmecken, die ihren eigentlichen Zenit bereits überschritten haben. Solche Weine erkennst du an der blassen, ins Orange tendierenden Farbe sowie deutlichen Noten von getrockneten Feigen und Pflaumenkompott. Ist das dein Lieblingsstil, kannst du deine Amarone Weine, egal in welcher Qualitätsstufe, auf jeden Fall ein paar Jahre nach dem Kauf in der Flasche reifen lassen, bevor du sie geniesst.