Der korrekte Salat muss so aussehen, als habe ihn der Gastgeber oder die Küchen-Crew eine Stunde vor dem Servieren mit dem Weidenkörbchen in der Hand vom Wegesrand gerupft. In sind Sorten wie Mangold und Blutampfer, Portulak, Brunnenkresse, Rucola, ein Chicorée-Blättchen hier, etwas Malve dort. Grünzeug also, das lange Zeit als Unkraut abgetan wurde oder als Hasenfutter ist nun positiv besetzt und steht für verantwortungsbewusstes und nachhaltigkeitsmässig makelloses Handeln.
Regional auf heimischer Scholle gewachsen! Hat nie eine Plastikverschweissung von innen gesehen! Und: Nicht jeder kann es überall kaufen! Denn der Wald- und Wiesensalat ist so teuer, wie seine Beschaffung auf Wochenmärkten zeitaufwendig ist.
Fertigsauce verboten
Keinesfalls darf eine solche Kostbarkeit mit Fixfertigsalat-Sauce geschändet werden. Sogar das edle Olivenöl «von unserem Bauern aus der Toscana» verbietet sich. Sein intensives Aroma würde das der Kräutlein töten. Comme il faut sind dagegen Rapsöl (bitte aus der Region!), eine Prise Kräuteressig, Salz und schwarzer Pfeffer.
Da sich Tomaten als Farbtupfer ausschliessen (Treibhaus!) toppt der Trendbewusste die Chlorophyll-Status-Ballaststoffe mit Granatapfelkernen. Dass die von weit her eingeflogen werden und nicht regional sind, ist eigentlich ein politischer Widerspruch. Dafür schmecken sie aber herrlich exotisch.
Die Strengen wählen trotzdem lieber Beigaben wie geraffelten Apfel oder geröstete Sonnenblumenkerne.