Auf einen Blick
- Wanderverpflegung hängt von Ziel und Lebensabschnitt ab
- Genusswanderer bevorzugen regionale Spezialitäten und Bergbahnfahrten
- Kinder lieben Snacks wie Gummischlangen, Marshmallows und Schoggi
Die ideale Wanderverpflegung hängt von zwei Dingen ab. Erstens: Wohin führt die Wanderung? Und zweitens: In welchem Lebensabschnitt befinde ich mich? Die Antwort auf die erste Frage ist ganz pragmatisch. Für einen kurzen Ausflug reicht ein einfaches Eingeklemmtes, ein Apfel und ein Biberli. Wird es sehr ambitioniert, bedarf es einer ausgeklügelten Zusammenstellung des Proviants. Gewicht, Energiedichte und Hydration wollen optimal kalkuliert sein. Also etwas für echte Wandermaschinen, zu denen ich mich definitiv nicht zähle. Spannend ist, wie unterschiedlich die Antwort auf die zweite Frage ausfällt.
Ab 50 wurde ich zum typischen Genusswanderer. Das heisst: Die Verpflegung findet selbstverständlich in einer schönen Bergbeiz statt. Mit majestätischem Blick auf das Bergpanorama. Mit sorgfältig zubereiteten Spezialitäten aus der Region. Begleitet von passenden Weinen. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern der genussvolle Zmittag! Für den Auf- oder Abstieg darf es auch ruhig eine romantische Fahrt mit Bergbahn sein. Der Lebensabschnitt davor hingegen war ganz anders. Mit unseren Kindern planten wir jeweils einen grandiosen Ganztätigen. Da wurde tagelang besprochen und geplant und dann entsprechend viel Material und Proviant gepackt.
Der Cervelat am selbst geschnitzten Stecken, gebraten über einem selbst entfachten Feuer, war Pflicht. Die Buben wurden ausgerüstet mit Sackmesser, Feldstecher, Kompass und was kleine Abenteurer sonst noch alles benötigen. Neben Wurst und Brot waren für sie Snacks das Wichtigste: Gummischlangen, Marshmallows, Guetzli, Schoggi, Kaugummi und Zältli. Der Gedanke daran löst ein Flashback in meine eigene Kindheit aus. Wandern war vor allem Schul- und Lagerwandern. Eine Hassliebe. Gab es eigentlich irgendjemanden, der wirklich Spass am «Tschumpeln» hatte? Ist mir jedenfalls nicht bekannt. Aber das ganze Drumherum war aufregend. Und der Proviant natürlich das Wichtigste überhaupt!
Wer es sich leisten konnte, ein eigenes Getränk mitzuführen, statt den faden Tee in der muffigen Feldflasche, gehörte bereits zu den Coolen. Auch die Wahl der unverzichtbaren Pommes Chips hatte Distinktionscharakter. Team Nature grenzte sich ganz klar von Team Paprika ab. Pringels-Esser wurden mitleidig belächelt. Wer mit der allerneusten Geschmacksrichtung auftrumpfen wollte, schoss sich ein Eigengoal. Alle wollten probieren, und das Päckli war im Nu leer.
Könnte ich heute nochmals Kind sein, würde ich jede Menge Delikatessen einpacken: mein eigenes Sauerteigbrot und Bergkäse für eine Deluxe-Käseschnitte am offenen Feuer. Grosszügig getrüffelt. Pizza bianca mit Mortadella. Frittata mit Ricotta und Tropeazwiebeln. Geflügel in Gelatine. Jahrgangssardinen. Eine Morchelpastete. Beste Bratwürste, Lammkoteletts, Salsiz und Mostbröckli. Eingelegtes Gemüse. Feigen und Pfirsiche zum Karamellisieren. Uff! Und danach ein selig machendes Nickerchen im Schatten. Herrlich.