Giftige Unfall-Serie bei der Chemie-Firma Cabb in Pratteln BL
Jetzt rechtfertigt sich der CEO des Pannen-Werks

Durch ein Leck im Chemie-Werk der Firma Cabb trat am Freitag giftiges Acetylchlorid aus. Schon wieder – denn das Unternehmen schaut auf eine Serie an Pannen und Unfällen zurück. Jetzt äussert sich CEO Thomas Ahrens (62) im Blick erstmals zu den Vorfällen.
Publiziert: 01.05.2024 um 19:47 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2024 um 20:35 Uhr
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Thomas Ahrens, CEO des Chemieherstellers Cabb, vor dem Werk in Schweizerhalle bei Pratteln BL.
Foto: Philippe Rossier

Blick: Herr Ahrens, was war Ihr erster Gedanke, als Sie am Freitag vom Unfall erfahren haben?
Thomas Ahrens:
Ich war ja vor Ort in Pratteln und in dem Moment natürlich erstmal total geschockt, das können Sie sich vorstellen. Ich bin dann ins Werk gefahren und habe mir das Ausmass angeguckt. Dann denkt man schon, mein Gott, was ist passiert?

Der Gemeindepräsident von Pratteln dachte sich: «Nicht schon wieder!»
Wir haben in den letzten vier Jahren an unseren Standorten 100 Millionen Franken in die Modernisierung, Sicherheit und Umweltschutz investiert. Unsere Anlagen unterstehen strengen Sicherheitsrichtlinien und werden in regelmässigen Abständen von unabhängigen Behörden überprüft. Die am Freitag betroffene Anlage wurde 2019 kontrolliert und freigegeben.

Trotzdem passieren in Ihrem Werk weiterhin regelmässig Unfälle. Wie kann das sein?
Sie haben immer ein Restrisiko. Und hier ist es ja offensichtlich eine Leckage gewesen. Das wird gerade untersucht, deshalb können wir da auch nicht mehr dazu sagen.

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«Die am Freitag betroffene Anlage wurde 2019 kontrolliert und freigegeben.»
Thomas Ahrens (62), CEO der Cabb
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Sind Sie also ein Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung in Pratteln?
Auf gar keinen Fall. Wir haben ein richtig gut geführtes Unternehmen. Wir reden auch Risiken nicht klein, sondern minimieren sie. Wir gehen verantwortungsvoll damit um und wir sorgen umfassend vor, dass Mitarbeitende, die Bevölkerung und die Umwelt geschützt werden.

Ein ehemaliger Mitarbeiter von Ihnen macht veraltete Anlagen für die Unfälle verantwortlich und nennt ein Beispiel: «Ich habe an Zentrifugen gearbeitet, die derart veraltet waren, dass es gar keine Ersatzteile mehr auf dem Markt gibt. Eine Zentrifuge wurde ausser Betrieb genommen – und diente dann als Ersatzteil-Lager für die andere.» 

Stimmt das?
Das mag sein. Ich habe mich aber persönlich vergewissert, dass die genannte Zentrifuge den Standards entspricht. Sie ist trotz ihres Alters funktionsfähig. Dass gewisse Teile einer Anlage für andere wiederverwendet werden, ist in technischen Betrieben normal.

Der Mitarbeiter sagt auch, bei bestimmten Arbeiten würde Cabb den Alarm deaktivieren, der eine zu hohe Konzentration gewisser Schadstoffe anzeigen würde.
Es gibt gewisse Wartungs- und Reparaturprozesse, bei denen es nötig ist, den automatischen Alarm abzustellen. Das geschieht aber nur nach einer formellen Freigabe durch die Betriebsleitung. Bei solchen Prozessen wird laufend gemessen, sodass der Alarm jederzeit manuell ausgelöst werden kann, wenn Grenzwerte überschritten werden.

Was sagen Sie zur Kritik, die Cabb würde Unfälle herunterspielen?
Die Bevölkerung bei einem Ereignis zu informieren, ist Aufgabe der Behörden. Wir als Cabb sind offen und transparent. Ich möchte nichts verschleiern. Ich will dazu beitragen, dass Massnahmen geschaffen werden, um Probleme zu verhindern.

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«Ich will dazu beitragen, dass Massnahmen geschaffen werden, um Probleme zu verhindern.»
Thomas Ahrens (62), CEO der Cabb
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Zum Schluss: Was wollen Sie künftig anders machen, um die Unfall-Serie endgültig zu beenden?
Wir werden diesen Vorfall untersuchen, die richtigen Schlüsse daraus ziehen und offensiv kommunizieren. Die Cabb hat eine klare Wachstumsstrategie und befindet sich auch bei der Sicherheit auf einem guten Weg. Diesen wollen wir fortführen. Ohne solche Zwischenfälle. Das ist unser Ziel.

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