Editorial über Viola Amherd
Bundespräsidentin mit Personalverschleiss

Die Verteidigungsministerin wird im Dezember zur Bundespräsidentin gewählt. Derzeit hat sie vor allem mit Personalflops zu tun.
Publiziert: 05.11.2023 um 01:15 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2023 um 08:02 Uhr
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Viola Amherd: VBS-Chefin und bald Bundespräsidentin.
Foto: keystone-sda.ch
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Reza RafiChefredaktor SonntagsBlick

Gmögig ist ein durch und durch schweizerisches Wort, vielleicht das schweizerischste Wort überhaupt. Die Zuschreibung ist für Politiker der Ritterschlag des Volkes: Wer als gmögig gilt, redet die Sprache der ehrlichen Leute, mit dem könnte man ein Bier trinken, bei dem steht noch Aromat in der Küche.

Zum exklusiven Kreis der Gmögigen in Bundesbern gehört Viola Amherd, seit 2019 Mitglied des Bundesrats und Vorsteherin des Verteidigungsdepartements. Von ihrer Amtszeit bleiben bislang zwei Kapitel in Erinnerung: Sie brachte die Anschaffung neuer Kampfjets an der Urne durch. Und nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs hat sie mit ihrer Haltung Standhaftigkeit gezeigt.

Amherd zog die Notbremse

Sonst sorgt die Walliserin mit missglückten Personalgeschäften für Gesprächsstoff. Jüngstes Beispiel ist jener tief gefallene Topdiplomat, den Amherd gerne als Staatssekretär eingesetzt hätte. Der Mann wurde einst als Sondergesandter in den Nahen Osten geschickt, um die kleine Schweiz auf der grossen Bühne der Weltpolitik als Friedensvermittlerin glänzen zu lassen. Dumm nur, dass sich der Besagte im Heiligen Land statt um Gute Dienste mehr um gute Liebesdienste gekümmert hat. So jedenfalls lauten die Informationen, die weder das Aussen- noch das Sicherheitsdepartement dementieren. Ein eidgenössischer Bruder Leichtfuss am Brennpunkt der Grossmächte – so viel zu den aussenpolitischen Ambitionen Helvetiens.

Nun hatte die Wehrministerin hinter den Kulissen ein neues Staatssekretariat zimmern lassen, wo sie nichts Geringeres als die nationale Sicherheit geregelt haben wollte. Als Chef hatte sie, von Aussenminister Cassis’ Leuten geschickt weggelobt, den streitbaren Botschafter auserkoren. Keiner ihrer hochkarätigen Prüfer entdeckte dessen fragwürdige Seite; es brauchte peinlicherweise die Anfrage eines Blick-Journalisten, um die Bundesbehörden auf die schlummernde Erpressbarkeit aufmerksam zu machen. Dann zog Amherd die Notbremse – und schickte auch noch ihren Generalsekretär in die Wüste.

Zum Glück für Amherd politisiert sie in der harmonischen Schweiz. Hier kann sie weiterhin gmögig bleiben. Am 13. Dezember wird sie zur Bundespräsidentin gewählt.

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