Auf einen Blick
- Zwei Frauen gründen Firma zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie
- Kitro entwickelt intelligente Waage mit Kamera zur Analyse von Essensresten
- 320 Geräte im Einsatz, Unternehmen wächst auf über 20 Mitarbeitende
Manchmal ist das Auge hungriger als der Magen: Der Teller vom Buffet ist zu voll, und oft haben die letzten Pommes einfach keinen Platz mehr im Bauch. Was übrig bleibt, landet im Abfall. In der Schweiz fallen pro Jahr 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittelverluste an. Die Folge: Unnötige CO2-Emissionen, Biodiversitätsverlust sowie Land- und Wasserverbrauch.
Zwei Frauen wollten sich nicht damit abfinden und gründeten kurzerhand eine eigene Firma, um Foodwaste zu reduzieren. Naomi MacKenzie (31) und Anastasia Hofmann (32) kennen die Verschwendung von Lebensmitteln aus eigener Erfahrung. Während ihres Studiums an der Hotelfachschule Lausanne waren sie in Restaurants im In- und Ausland tätig. Dort sahen sie, wie viele aufwendig zubereitete Speisen einfach weggeworfen wurden. Aufgrund ihrer Ausbildung war ihnen klar, dass diese Nahrungsmittel einen Wert hatten – in Franken und Rappen.
Eine Waage, die Abfall fotografiert
«Wie viel genau weggeworfen wurde, wusste aber niemand», erinnert sich Naomi MacKenzie. Genau diese Frage machten die beiden jungen Berufsfrauen zu ihrem Geschäftsmodell. Zum Thema «Nachhaltigkeit in Restaurantküchen» hatten Naomi MacKenzie und Anastasia Hofmann bereits an der Hotelfachschule Lausanne einen Wettbewerb gewonnen. «Wir wussten, was wir bauen wollten, aber nicht, wie», sagt Naomi MacKenzie. Nämlich eine Waage, die direkt misst und analysiert, wie viel und welche Essensreste im Eimer landen.
Finanzierungshilfe der Stiftung Innosuisse
Sie suchten und fanden die richtigen IT-Spezialisten, erhielten eine Finanzierungshilfe von der Stiftung Innosuisse und konnten mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zusammenarbeiten. Dann wurde die Suche nach Mitarbeitenden einfacher, weil das Thema «Foodwaste reduzieren» den Wunsch nach Sinn in der Arbeit erfüllt, den sich viele junge Menschen wünschen.
Doch wie funktioniert das im Detail? Das High-Tech-Messgerät von Kitro besteht aus einer Kamera und einer Präzisionswaage. Das Gerät hält alle Lebensmittelabfälle fest und analysiert sie automatisch. Jedes Mal, wenn jemand Essensreste in die Tonne wirft, werden sie fotografiert, gewogen und der Zeitpunkt festgehalten.
Intelligente Software
Das System ist inzwischen so ausgereift, dass es dank der Bilderkennungssoftware herauslesen kann, woher die Abfälle stammen. Woher weiss der Algorithmus das? Naomi MacKenzie erklärt: «Wenn es Rüebli-Schalen sind, kommen sie aus der Küche. Und wenn es mehr als 450 Gramm aufs Mal sind, kann es auch nicht von einem Teller stammen, sondern von der Überproduktion aus der Küche.»
Nach den ersten 30 Tagen im Betrieb werden die ersten Daten ausgewertet und mit dem Foodwaste-Consultant Ziele gesetzt und Massnahmen besprochen. Aus den Zahlen lässt sich herauslesen, was am häufigsten entsorgt wird. Etwa, wenn am Montag immer zu viel Pommes frites übrigbleiben.
- Lagere Lebensmittel gemäss Lagerhinweisen auf der Verpackung.
- Kaufe nicht zu viel aufs Mal ein, führe Einkaufslisten.
- Frage bei wenig Hunger im Lokal nach einer halben Portion.
- Halte Ordnung im Kühlschrank, damit du die Übersicht behältst.
- Zaubere aus Resten oder aus dem, was der Kühlschrank hergibt, ein kreatives Festessen.
- Lagere Lebensmittel gemäss Lagerhinweisen auf der Verpackung.
- Kaufe nicht zu viel aufs Mal ein, führe Einkaufslisten.
- Frage bei wenig Hunger im Lokal nach einer halben Portion.
- Halte Ordnung im Kühlschrank, damit du die Übersicht behältst.
- Zaubere aus Resten oder aus dem, was der Kühlschrank hergibt, ein kreatives Festessen.
Seit der Gründung im Jahr 2017 hat sich Kitro zu einem Unternehmen mit über 20 Mitarbeitenden in der Schweiz und im nahen Ausland entwickelt. Derzeit sind 320 Messgeräte im Einsatz: in Hotels, Kantinen von Unternehmen und Universitäten, etwa an der EPFL Lausanne, sowie in Krankenhäusern. In den letzten Jahren ist das Interesse am Thema Foodwaste weiter gestiegen, wie Anastasia Hofmann festhält.
Gutes tun und darüber reden
«Es gibt eine zunehmende Nachfrage nach Lösungen zur Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung», sagt die Co-Gründerin. Viele Gastrobetriebe erkennen, dass die Reduktion von Lebensmittelabfällen einerseits Kosten spart und sie damit andererseits auch nachhaltige Praktiken fördern und kommunizieren können. Sprich: Sie tun Gutes für die Umwelt und reden darüber. Einige internationale Hotelketten haben die Messung von Foodwaste bereits obligatorisch gemacht.
«Wir arbeiten auch mit grossen Hotelgruppen wie Hyatt EMEA und Four Seasons zusammen», erklärt Anastasia Hofmann. Kunden berichten davon, dass die Mitarbeitenden mehr Respekt davor haben, etwas wegzuwerfen. Seit letztem Sommer ist es dank technischen Neuerungen möglich, dass die Kunden ihre Massnahmen gegen Foodwaste auf dem Dashboard vermerken und sehen, welche der Massnahmen die grössten Auswirkungen auf die Lebensmittelverschwendung hatten. Entsprechend können sie Gegensteuer geben, damit so viele Speisen wie möglich nicht mehr im Mülleimer enden, sondern den Gaumen der Gäste erfreuen.