Ein Ferienabenteuer braucht keinen Luxus. Zu dieser Erkenntnis kam David Schweizer (38) auf seiner Reise durch Patagonien, die er in einem gemieteten Mitsubishi-Bus bestritt. Zurück in der Schweiz wollte man ihn von etwas anderem überzeugen. Alle Miet-Camper, die er fand, waren Luxuskarossen mit saftigen Preisen, wobei die Miete für nur ein Wochenende nicht möglich war.
Umbau mit gebrauchten Bauteilen
Eine eigene Idee musste her. Der gelernte Automechaniker und Wirtschaftswissenschaftler gründete zusammen mit dem gelernten Verkäufer und Innovationsmanager Till Schaltegger (38) Cheeky Campers. Ein Start-up, das umgebaute Occasion-Vans vermietet.
Cheeky heisst frech auf Englisch. Der Name ist Programm: Die Autos des Unternehmerduos sind mit bunten Graffitis von lokalen Künstlern verziert. Die inneren Werte sind den Unternehmern aber wichtiger: «Wir versuchen, ökologisch und sozial möglichst nachhaltig zu handeln», sagt Schaltegger auf dem Parkplatz der Cheeky-Camper-Abholstation in Liestal BL. Für den Umbau der Occasionsautos der Van-Flotte wurden rund 95 Prozent gebrauchte Materialien oder aufbereiteter Abfall verwendet. Parkett aus abgerissenen Häusern zum Beispiel. Umgebaut wurden die elf Camper in Arbeitsintegrations-Werkstätten.
Autoverkehr gilt nicht als ökologisch. Wer mit dem öffentlichen Verkehr reist, ist umweltfreundlicher unterwegs als mit einem Camper. «Das stimmt. Wir nutzen aber vorhandene Ressourcen und haben ein reparaturfreundliches Konzept. So können Materialien noch lange im Kreislauf gehalten und genutzt werden», sagt Schaltegger. Immerhin: Gegenüber Flugreisen spart man bei einer Reise mit dem Van CO₂ und dank Fähren kann man mit den Campern auch auf die Kanarischen Inseln oder nach Marokko reisen.
Pannenhilfe und Versicherung inklusive
Das Mietmodell bringt weitere umwelttechnische Vorteile: Vorhandene Ressourcen werden besser genutzt. Denn: Privatautos stehen laut dem Bundesamt für Umwelt pro Tag durchschnittlich 23 Stunden am Tag auf einem Parkplatz. Hinzu kommt: Sobald ein Auto losfährt, sitzen im Schnitt nur ein bis zwei Menschen darin. In der Schweiz gibt es über 4,7 Millionen Privatautos mit etwa 18 Millionen Sitzen – für acht Millionen Einwohnerinnen.
Ein kleiner Camper kann ab 69 Franken pro Tag gebucht werden. Pannenhilfe, unbegrenzte Kilometer und Versicherung sind dabei im Preis inbegriffen. Der gesamte Vermietungsprozess findet digital statt, von der Buchung bis zur Abholung und Rückgabe. Möglich machen das ein Online-Buchungssystem und digitale Schlösser an den Autos.
Die beiden Gründer betreiben Cheeky Campers momentan nebenberuflich. Für 2024 sind Abholstationen in Bern und Zürich geplant, für die noch Partner gesucht werden.