Nico Leuenberger (40), Gründer der Podcastschmiede und ehemaliger Reporter bei Radio 1, ergründet neue Wege, um in der Schweiz über den Klimawandel zu berichten. Katastrophen zeigen, reiche nicht. Lösungsansätze sollen her. Der Journalist sucht auf der Crowdfundingplattform We Make It Supporter für ein Audioprojekt, das Menschen begleitet, die ihre Angst vor den Folgen des Klimawandels überwunden haben.
Blick: Herr Leuenberger, Sie wollen einen Podcast veröffentlichen, der bei Klimaangst helfen soll. Was ist Klimaangst?
Nico Leuenberger: Wir sehen in den Medien viele Bilder von Extremwettersituationen, Umweltverschmutzung, den schmelzenden Rhonegletscher und Wissenschaftlerinnen, die sagen, es sehe schlecht aus für die Erde. Das kann Angst und das Gefühl von Machtlosigkeit auslösen: Ich kann mir zwar Mühe geben, wenig zu fliegen, aber das alleine wird den Klimawandel nicht aufhalten. Diese Klarheit, die Welt nicht alleine retten zu können, kann sehr bedrücken und handlungsunfähig machen.
Wie soll der Podcast gegen Klimaangst helfen?
Wir wollen Menschen in der Schweiz porträtieren, die ihre Klimaangst überwunden haben und gemeinsam mit anderen ins Handeln gekommen sind. Wir wollen die Hörer inspirieren, sie aus der Opferrolle holen und ihnen Zukunftsszenarien zeigen. Klimaangst nur als individuelles Problem zu sehen, entpolitisiert sie. Es gibt so viele gute Ideen in der Schweiz. Wir wollen diese Ideen beleuchten und auch auf Greenwashing prüfen.
Welche Fragen behandeln Sie konkret?
Zum Beispiel: Was kann man tun, um sich nicht hilflos zu fühlen? Soll man keine Kinder zeugen, um den Planeten zu retten? Ist Umweltschutz ein Problem der Reichen?
An wen richtet sich der Podcast?
Er soll junge Menschen ansprechen. Sie leiden am meisten unter Klimaangst. Bei einer repräsentativen, globalen Studie haben 60 Prozent der Jugendlichen angegeben, dass sie sehr oder extrem besorgt sind über den Klimawandel.
Ein Podcast ist wie Radiohören, man sieht keine Bilder oder Text. Wieso ist das bei der Berichterstattung über das Auflösen von Klimaangst von Vorteil?
Podcasts sind perfekt, um komplexe Geschichten auf eine persönliche Art zu erzählen. Du hörst einer Person zu und kannst leicht Sympathie entwickeln. Das kannst du nicht, wenn du auf Social Media nur ein aufwühlendes Bild oder Video siehst und gleich wütend oder traurig wirst. Zusammenhänge lassen sich im Podcast besser herunterbrechen, weil eine Folge 20 Minuten dauert. Diese Zeit braucht es. Denn Nachhaltigkeit ist so komplex, es gibt keine Schwarz-Weiss-Lösungen.