Zukunft ohne Social Media?
Sieben Dinge die bis 2050 verschwinden könnten

Zukunftsforscher Tristan Horx prognostiziert sieben Dinge, die bis 2050 verschwinden könnten. Von abwertenden Hochzeitsritualen bis hin zu Social Media – die Gesellschaft steht seiner Meinung nach vor grossen Veränderungen.
Publiziert: 00:13 Uhr
Tristan Horx (31) ist Kulturanthropologe und verfasste mehrere Bücher zum Thema Zukunft. Er doziert an der SRH Hochschule Heidelberg und an der Fachhochschule Wieselburg.
Foto: Klaus Vyhnalek

Auf einen Blick

  • Zukunftsforscher Tristan Horx teilt Prognosen für 2050
  • Hochzeiten werden kleiner, Familienschutz flexibler, Wahlsystem digitalisiert
  • Social Media wird wie Rauchen und Trinken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Dennis BaumannRedaktor Gesellschaft

Die Welt von morgen könnte ganz anders aussehen als heute. Der Zukunftsforscher Tristan Horx (31) hat gegenüber BuzzFeed News Deutschland seine Prognosen für das Jahr 2050 geteilt. Horx ist studierter Kulturanthropologe und hat mehrere Bücher zum Thema Zukunft verfasst. Zudem doziert er an der SRH Hochschule Heidelberg und an der Fachhochschule Wieselburg. Seine Vorhersagen betreffen auch die Schweiz. Doch in gewissen Punkten gibt es Unterschiede, wie er gegenüber Blick erläutert.

1

Hochzeitsrituale

Hochzeiten werden in Zukunft kleiner. Das ersparte Budget geht dann an die Flitterwochen.
Foto: Shutterstock

«Hochzeiten werden immer kleiner und intimer und immer mehr des Budgets wird für die Flitterwochen verwendet werden», erklärt Horx. Der Trend geht weg von aufwendigen Feiern, hin zu persönlicheren Erlebnissen. In der Schweiz betreffe es vor allem die Ballungszentren. Auch alte Traditionen wie der Brautklau würden dort verschwinden. Auf dem Land dürften die Hochzeiten allerdings länger traditionell bleiben.

2

Mutterschutz

Beim Mutterschutz könnte das skandinavische Modell des Familienschutzes übernommen werden.
Foto: Shutterstock

Beim Thema Familie erwartet Horx ebenfalls Umwälzungen. Der klassische Mutterschutz könnte durch einen flexibleren Familienschutz nach skandinavischem Vorbild ersetzt werden. Dabei würden Paare selbst einteilen, wer welche familiären Aufgaben übernimmt.

3

Persönlich Wählen gehen

Der Gang an die Urne dürfte wegfallen. Digitale Alternativen könnten seinen Platz einnehmen.
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Der Urnengang dürfte verschwinden. «Eines Tages hat man eine digitale Identität, mit der man sich quasi nur noch einloggen muss», prognostiziert der Experte. Die Hemmschwelle, wählen zu gehen, könnte dabei sinken. Vor allem in der Schweiz sei der digitale Urnengang sinnvoll: «In keinem Land wird so oft abgestimmt, wie in der Schweiz. Das wäre eine enorme Erleichterung», so Horx.

4

Sommerferien

Die Idee der Sommerferien stammt aus dem Agrarzeitalter. Aus heutiger Sicht sei das nicht mehr zeitgemäss.
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Die Sommerferien hält der Zukunftsforscher für überholt: «Dass es das noch gibt, treibt mich in den Wahnsinn. Unser Schulsystem steckt gefühlt noch im Agrarzeitalter.» Die Sommerferien stammen aus einer Zeit, in der Kinder während der Ferien zu Hause auf dem Acker mithelfen mussten. Das Problem aus heutiger Sicht bestünde darin, dass Eltern nicht genügend lange Ferien einplanen können. «Die Sommerferien müssten über das Jahr hinweg flexibler aufgeteilt werden», sagt Horx.

5

Kahtolische Feiertage

Katholische Feiertage verlieren zunehmend an Bedeutung und könnten verschwinden.
Foto: Keystone

Auch religiöse Feiertage sieht er kritisch: «Die katholischen Feiertage sind heute entsakralisiert. Es geht nicht mehr um die Religion, sondern um die freien Tage und das Zusammensein.» Die Schweiz sei jetzt schon weniger katholisch als seine Nachbarländer. Dieser Trend dürfte sich fortziehen. Doch saisonale Feiertage wie Weihnachten werden wohl weiterhin bestehen.

6

Das Konzept der Arbeitszeit

Arbeitszeit mit Produktivität gleichzusetzen sei ein überholtes Konzept. Stattdessen soll die Messung der Produktivität an die Leistung gekoppelt werden.
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Das starre Konzept der Arbeitszeit werde verschwinden. Stattdessen rücke die Produktivität in den Fokus. «Viele Unternehmensstrukturen sind teilweise noch im Industriezeitalter», kritisiert er die aktuelle Situation. Man müsse neu beurteilen, in welchen Branchen es noch sinnvoll ist, die Arbeitszeit mit Produktivität gleichzusetzen. «Im Dienstleistungsland Schweiz müssen daher viele Unternehmen ihre Produktivitätsindikatoren überdenken», sagt der Experte.

7

Social Media

Entgegen dem aktuellen Trend dürfte die Nutzung von sozialen Medien in Zukunft abnehmen.
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Besonders interessant sind Horx' Prognosen zu sozialen Medien. Entgegen dem aktuellen Trend sagt er voraus: «2050 wird Social Media wie Rauchen und Trinken sein.» Er sieht bereits jetzt Anzeichen für eine Gegenbewegung, besonders bei jüngeren Generationen. Er warnt vor den Gefahren des «digitalen Über-Informationskonsums», besonders für Kinder und Jugendliche. «Viele junge Leute geben jetzt schon an, dass sie sich für ihre Kinder keine Social Media wünschen», so Horx. Einige Länder wollen darauf reagieren. Australien etwa diskutiert zurzeit über ein Mindestalter von 16 Jahren für die Nutzung sozialer Medien.


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