Wissenschaft definiert 16 Red Flags
Diese frühen Anzeichen für eine toxische Beziehung solltest du kennen

Es ist schwierig, sich aus einer toxischen Beziehung mit emotionaler oder physischer Gewalt zu lösen. Umso wichtiger ist es, diese zu vermeiden. Eine kanadische Studie identifiziert 16 Warnzeichen, die schon in den ersten Monaten einer Beziehung auftauchen.
Publiziert: 10.01.2024 um 20:24 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2024 um 22:24 Uhr
Arroganz, Kritik, Androhungen, die Beziehung zu beenden: Anzeichen, die auf eine toxische Natur der Beziehung hinweisen.
Foto: Shutterstock
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Margaux Baralon

Am Anfang der Beziehung wirkt es nicht der Rede wert: Ein paar harte Worte, ein diffuses Gefühl des Unbehagens, das schnell wieder vom Glück des Zusammenseins überdeckt wird. Doch je länger die Beziehung dauert, desto klarer zeigt sich: Das Gegenüber, das anfangs ideal erschien, erweist sich als toxisch oder sogar gewalttätig.

Könnten Menschen in einer Partnerschaft frühzeitig Warnzeichen erkennen, wäre es ihnen möglich, eine toxische Langzeitbeziehung zu vermeiden. Ebendies wird nun dank einer kanadischen Studie, die in der Zeitschrift «Social Psychological and Personality Science» veröffentlicht wurde, einfacher.

Vorboten für zukünftige Gewalt

Drei Forscherinnen der University of Western Ontario wollten ein Vorhersagemodell erstellen, indem sie Vorboten von Gewalt identifizierten. Dazu befragten sie mehr als 350 Personen, davon mehr als zwei Drittel (70%) Frauen, und legten ihnen eine Liste mit 200 Verhaltensweisen, Gefühlen und Gedanken vor, die zum Teil als toxisch eingestuft werden. Jede teilnehmende Person musste angeben, ob er oder sie das erlebt hat und wenn ja, wie oft.

Das Ergebnis der Studie identifiziert 16 Warnzeichen: Treten diese in den ersten sechs Monaten einer Partnerschaft auf, gelten sie als Indiz für eine toxische Beziehung. Und zwar:

  1. Du hast Sex, obwohl du keine Lust dazu hast.
  2. Du hast das Gefühl, nicht Nein sagen zu können.
  3. Dein Partner/deine Partnerin gibt keine Fehler zu.
  4. Dein Partner vergleicht dich mit anderen Personen.
  5. Dein Partner/deine Partnerin reagiert unfreundlich, wenn du etwas ablehnst, was er will.
  6. Dein Partner/deine Partnerin ignoriert deine Meinung oder Argumentation, wenn sie von der eigenen abweicht.
  7. Es fällt dir schwer, dich bei der Arbeit zu konzentrieren, weil deine Gedanken von deiner Beziehung absorbiert werden.
  8. Dein Partner/deine Partnerin hat dich in der Öffentlichkeit in Verlegenheit gebracht.
  9. Dein Partner/deine Partnerin ist arrogant oder denkt, dass er sich alles erlauben kann.
  10. Dein Partner/deine Partnerin versucht, dich zu verändern.
  11. Dein Partner/deine Partnerin unterstützt dich nicht.
  12. Dein Partner/deine Partnerin kritisiert dich.
  13. Dein Partner/deine Partnerin hat unrealistische Erwartungen an eure Beziehung.
  14. Dein Partner/deine Partnerin geht dir aus dem Weg.
  15. Dein Partner/deine Partnerin hat etwas getan, worum du sie gebeten hast, es nicht zu tun.
  16. Dein Partner/deine Partnerin droht damit, dich zu verlassen.

«Die Anzahl der Warnzeichen und die Häufigkeit, mit der eine Person sie erlebt, ermöglicht es, Gewalt vorherzusagen», folgern die Forscherinnen. Die Liste ist nicht erschöpfend.

Die Beziehung neu bewerten

Gemäss Forschungsteam ist es sehr wichtig, diese Anzeichen zu erkennen, da sie heimtückischer sind als die eigentliche körperliche, psychische oder sexuelle Gewalt. «Es kommt nicht oft vor, dass man zum ersten Date geht und sofort Gewalt durch das Gegenüber erlebt», sagt die leitende Studienautorin Nicolyn Charlot gegenüber CNN.

Wenn die Gewalt auftritt, ist es oft schon zu spät; es ist schwierig, eine Beziehung aufzulösen, in die man investiert hat. «Wenn Menschen in der Lage sind, diese Red Flags (Anm. d. Redaktion: Warnzeichen) zu erkennen, bevor sie sehr tief in der Beziehung sind – bevor sie zum Beispiel zusammengezogen sind — könnte dies sie ermutigen, sich Zeit zu nehmen, um die Beziehung neu zu bewerten.»

Wer Warnsignale in der eigenen Beziehung entdeckt, muss nicht sofort Schluss machen. «Aber es kann sich lohnen, einen Gang zurückzuschalten und den anderen besser kennenzulernen, bevor man sich festlegt», sagt Nicolyn Charlot. Und was ihr auch wichtig ist: «Diese Warnzeichen sollen Menschen informieren und ihnen helfen, sie sollen aber nicht Opfern Schuld zuweisen.»

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