Im April 2023 hielt er das erste Mal einen Curlingbesen in der Hand, jetzt macht Alan Frei nichts anderes mehr, als zu trainieren. Sein Ziel: Der 42-Jährige will 2026 mit seinem Team an die Olympischen Winterspiele in Mailand. Dabei hatte Frei mal ein ganz anderes Leben, einen ganz anderen Job. 2014 gründete er mit Lukas Speiser (43) den Online-Sexshop Amorana.
Ende 2022 verkaufte er Amorana und fing an, sein Leben komplett zu verändern. War sein Alltag vor zwei Jahren noch geprägt von Terminen, Calls und Meetings, so ist dieser heute gefüllt mit Sport: Nach dem Frühstück geht der 42-Jährige gleich ins Gym, dann schaut er Curling-Spiele an, um mehr Spielverständnis zu gewinnen. Nachmittags geht der Zürcher jeweils nach Baden in die Curlinghalle, um zu spielen.
Nach dem Verkauf von Amorana wog Frei bei einer Grösse von etwas mehr als 1,70 m rund 100 Kilogramm. «Meine Blutwerte waren sehr schlecht», so Alan Frei. Er wollte fitter werden. Alan Frei ist kein Typ für halbe Sachen und so fragte er sich: «Was ist das höchste sportliche Ziel?» und gab sich die Antwort gleich selbst: «Olympia.» Seit rund zwei Jahren trainiert der Zürcher nun fast täglich. Erst letzten Freitag gewann der philippinisch-schweizerische Doppelbürger mit seinem Curling-Team in Thun ein Turnier.
Am Donnerstag geht es nach Kanada, an die Pan Continental Curling Championships. «Wir müssen den Aufstieg in die A-Division schaffen, um weiterhin Chancen auf die Olympischen Winterspiele 2026 haben», sagt Alan Frei. Gelingt dem philippinischen Nationalteam ein Sieg in Kanada, müssen sie nächstes Jahr noch ein Spiel bestehen, um sich den grossen Traum von Olympia zu erfüllen.
Für Langlauf hat er gar kein Talent
Doch wie kam Alan Frei überhaupt auf Curling? «Mit einem Anwaltsbüro bin ich alle Reglemente von Olympia durchgegangen und wir haben geschaut, wo es am einfachsten ist, hinzukommen», so Frei. Schnell wurde klar: Wenn er für die Schweiz antritt, hat er keine Chance. «Da meine Mutter jedoch Philippina ist, haben sie gesagt, ich habe eine kleine Chance für die Philippinen bei den Olympischen Winterspielen», so Alan Frei. Zuerst hat er es mit Langlaufen versucht, doch schnell wurde klar, er ist talentfrei. Und plötzlich erhielt er eine E-Mail des schweizerisch-philippinischen Curlers Chris Haller (44). «Er hat mir geschrieben, er curle seit 26 Jahren», erzählt Alan Frei.
Gemeinsam mit den Brüdern Enrico (33) und Marc Pfister (35), die ebenfalls den philippinischen Pass besitzen, war Haller zu dritt. Für ein vollständiges Curling-Team fehlte also noch einer – und so schloss sich Alan Frei dem Trio an. «Am Anfang habe ich es nicht gerne gemacht, in der Curlinghalle war es kalt und ich habe den Sport gar nicht verstanden», erzählt der ehemalige Unternehmer. «Aber die Leute fand ich von Anfang an nett und bodenständig. Und das Strategische beim Curling ist sehr spannend – viele sagen, Curling sei wie Schach auf dem Eis.»
Inzwischen sei Freis strategisches Verständnis «immer noch nah bei null», doch die Freude am Teamsport ist ihm anzusehen. «Ich bin von meinen Teamkollegen mit Abstand der Schlechteste, aber zwischenzeitlich kann ich die Steine einigermassen dorthin bringen, wo sie hinsollen und Wischen geht auch immer besser». Und wenn es das philippinische Curling-Nationalteam nicht an die olympischen Spiele schafft? So kann sich Alan Frei immerhin über rund 26 Kilo freuen, die er in den letzten beiden Jahren durch das Curlen abgenommen hat.