Auf einen Blick
Er gilt als ein Höhepunkt, als Gipfel der Weltliteratur: der Jahrhundertroman «Der Zauberberg» des deutschen Dichters und späteren Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann (1875–1955). Am 20. November 1924 kam das Werk in den Buchhandel und entwickelte sich zum Bestseller. Nach kurzer Zeit waren 100’000 Exemplare verkauft, es folgten Übersetzungen in 27 Sprachen.
Doch wie «La Divina Commedia» von Dante (1265–1321), «À la recherche du temps perdu» von Marcel Proust (1871–1922) oder «Ulysses» von James Joyce (1882–1941) gehört das Tausend-Seiten-Werk von Mann zu den viel gekauften und wenig gelesenen Wälzern der Weltliteratur.
Der Roman beginnt 1907, sieben Jahre ist die Hauptfigur Hans Castorp im Hotel Berghof auf Zimmer 34, Quersumme 7: Die Märchenzahl Sieben spielt eine zentrale Rolle im «Zauberberg» – sieben Minuten müssen die Patienten das Fieberthermometer im Mund halten, sieben Tische hat es im Speisesaal, und Castorps Mentor heisst Settembrini, zum Italienischen «sette» für sieben – deshalb folgen hier sieben Tipps, mit denen sich «Der Zauberberg» besser bewältigen lässt:
Kauf dir eine schöne Ausgabe
Es soll Freude bereiten, das Buch in die Hand zu nehmen. Ein Taschenbuch, das schon nach kurzer Zeit zerfleddert ist, verliert seinen Reiz. Von daher empfiehlt es sich, eine gebundene Ausgabe zu wählen. Zum 100-Jahr-Jubiläum hat der Originalverlag S. Fischer eben erst eine Sonderedition mit wunderschönem Schneecover veröffentlicht. Da macht es Spass, zuzugreifen.
Mach dir keinen Zeitdruck
«Der Zauberberg» ist umfangreich. Die Erstausgabe erschien deshalb in zwei Bänden – der erste umfasst 580 Seiten, der zweite gar 630. Das liest sich nicht in einem Wisch weg. Zumal Manns Sätze nicht mehr heutigen Lesegewohnheiten entsprechen, zum Teil verschachtelt sind und sich manchmal über eine halbe Seite erstrecken. Da heisst es, langsam und genussvoll zu lesen.
Teile das Leseerlebnis mit jemandem
Man kennt es von TV-Ereignissen: Menschen tauschen sich gerne über das Gesehene aus, selbst wenn sie nicht gleicher Meinung sind. Das ist beim «Zauberberg» nicht anders. Warum nicht mit anderen in einem Lesezirkel die Lektüre in Angriff nehmen? Denn es ist wie beim Bergsteigen: In einer Seilschaft lässt sich der Gipfel besser erklimmen.
Beginne mit «Schnee»
Das erste Kapitel mit der Zugfahrt von Hans Castorp nach Davos GR ist legendär und für Lesende aus der Schweiz reizvoll. Dennoch muss man nicht von vorne anfangen, um auf den Geschmack zu kommen. Der Text «Schnee» im 6. Kapitel, wo Castorp in einem Schneesturm herumirrt und in Träume versinkt, gilt als Zwischenspiel und gleichzeitig Höhepunkt des Romans.
Lass dir das Werk vorlesen
Um den «Zauberberg» am Stück zu lesen, bräuchte eine gute Leserin mindestens zwölfeinhalb Stunden. Doch solche ununterbrochene Konzentration bringt niemand auf, weil Lesen eine anstrengende Tätigkeit ist. Warum sich das Werk nicht vorlesen lassen? Im Hörverlag gibt es eine CD-Box, auf der hochkarätige Schauspieler wie Udo Samel sprechen – und sie schaffen es in gut achteinhalb Stunden.
Schau dir die Dokumentation auf Arte an
Die Arte-Mediathek zeigt eine neue Doku: «‹Der Zauberberg›, Thomas Manns Jahrhundertroman». Der stündige Film lässt den Wandel während der mehrjährigen Arbeit am «Zauberberg» nachvollziehen – vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, vom konservativen zum republikanischen Mann, vom geplanten Gegenwartsroman zum historischen Werk über eine untergegangene Epoche.
Mach eine Reise nach Davos
«Jetzt aber geht es auf wilder, drangvoller Felsenstrasse allen Ernstes ins Hochgebirge», heisst es zu Beginn des «Zauberbergs». Ziel ist Davos, 1560 m ü. M., mit dem fiktiven Sanatorium Berghof. Wer heute nach Davos geht, kann das Hotel Waldhof besuchen, wo Manns Frau Katia zur Kur war, oder das Hotel Schatzalp, wo es heute noch so aussieht wie im Roman der Jahre 1907 bis 1914.