Auf einen Blick
- Trotz Krieg: Ukrainisches Spielestudio veröffentlicht «S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl»
- Entwickler sehen Spiel als Symbol des Widerstands gegen russische Aggression
- Entwicklerstudio von Kiew nach Prag verlagert
Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigen sie Widerstand – mit Kunst: die rund 300 Mitarbeitenden des ukrainischen Spieleentwicklers GSC Game World. Heute veröffentlichen sie ihr Spiel «S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl», die von Fans lang ersehnte Fortsetzung der ersten «S.T.A.L.K.E.R.»-Ausgabe aus dem Jahr 2009. Wegen des Ukraine-Krieges war jedoch länger unklar, ob sie es tatsächlich fertigstellen können.
Seit sechs Jahren arbeiten sie am Survival-Shooter, lange vor Kriegsausbruch in der Ukraine. Als sogenannter «S.T.A.L.K.E.R.» begibt man sich in die ukrainische Sperrzone von Tschernobyl. Umgeben von Gebäudetrümmern und Ödland, ausgerüstet mit Gasmaske und Schusswaffe, kämpft man dort ums Überleben.
Doch im Februar 2022 wurde aus der virtuellen Spielkulisse Realität. Die Sirenen in Kiew heulen auf. Russland greift die ukrainische Hauptstadt an. Mitten im Chaos: die Mitarbeitenden des Entwicklerstudios GSC Game World.
Flucht nach Prag
Sie verlassen ihr Studio und nehmen so viel mit, wie möglich. PCs, Laptops und ein paar persönliche Habseligkeiten. Einige fliehen Richtung Westukraine, andere gehen an die Front – freiwillig. Die Arbeit am Spiel wird gestoppt. Die damals geplante Veröffentlichung für den April 2022 dadurch unmöglich.
Ein paar Monate später können sie die Entwicklung des Spiels wiederaufnehmen. Aus Bunkern, Kellern und Notunterkünften zeichnen, modellieren und programmieren die Mitarbeitenden von GSC Game World weiter. Inzwischen sind die meisten in Sicherheit. GSC Game World verlagerte sein Studio und die Mitarbeitenden von Kiew nach Prag.
Ein Zeichen der Resistenz
Für sie ist «S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl» mehr als nur ein Spiel. «Das Spiel wurde für uns zu einem Symbol der Resistenz. Wir arbeiten daran, um zu zeigen, dass man uns nicht brechen kann». Das sagen die Entwickler in einem Dokumentarfilm, den GSC Game World im Oktober auf Youtube hochgeladen hat. Das Studio erstellte den Film, um die Hintergründe der Spieleentwicklung ab Kriegsbeginn festzuhalten.
Die Symbolik fängt bereits im Namen an: Während das Spiel ursprünglich den russischen Untertitel «Heart of Chernobyl» trug, änderten die Macher ihn nach Kriegsausbruch in die ukrainische Schreibweise «Heart of Chornobyl».
Auch die Synchronisation der Spielfiguren haben die Entwickler überarbeitet. Die russische Sprachausgabe wurde entfernt. Die Charaktere sprechen jetzt Ukrainisch. «Wir wollen uns mit der Sprache von Russland absondern», sagen die Entwickler im Dok-Film. Nach Kriegsausbruch sei die ukrainische Identität des Spiels wichtiger geworden.
Kein Release in Russland
Das Spiel erscheint weltweit auf Xbox-Konsolen und PC und ist als Disc oder online als Download erhältlich, ausser in Russland. Trotz vieler russischer Fans haben sich die Entwickler entschieden, das Spiel in Russland nicht zu verkaufen. Aufgrund dieses Entscheids wurde GSC Game World Opfer von Cyberattacken. Die Entwickler vermuten, dass russische Hacker dahinter stecken. Trotz der Angriffe steht das Team zu ihrer Entscheidung.
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