Flink hüpft er unter den Blättern des Amazonas-Regenwaldes hindurch. Auf den ersten Blick mag er vielleicht wie ein glibriger, grüner Kobold aussehen. Dieser Titel würde dem kleinen Geschöpf allerdings nicht gerecht werden. Über 150 Arten von Glasfröschen leben in den Regenwäldern in Süd- und Mittelamerika. Besonders faszinierend ist die durchsichtige Haut der Frösche, die ihnen auch ihren Namen verleiht. Das ist aber nicht das einzige Aussergewönliche an den Amphibien: Bei einigen Arten betreiben die Männchen Brutpflege – und die haben kleinere Hoden als die Macho-Glasfroschmännchen.
Das stellt ein internationales Forschungsteam in einer Studie über Glasfrösche fest. Das Team, darunter auch Forschende der Universität Bern, hat während mehrerer Monate 37 verschiedene Glasfroscharten in Ecuador und Brasilien untersucht. Dabei machte es eine interessante Beobachtung: Froschväter, die Brutpflege betreiben, haben im Verhältnis kleinere Hoden, als diejenigen, die keine Brutpflege betreiben.
«Laich-Piraterie» unter Froschvätern
Dafür gibt es einen biologischen Grund – und der hat mit dem Paarungsverhalten dieser Tiere zu tun. Die findet nämlich, wie bei den meisten Amphibien, ohne Körperkontakt statt. Nachdem das Weibchen die unbefruchteten Eier an einen sicheren Ort legt, verteilt das Männchen sofort seine Spermien darüber. Doch auch in der Froschwelt gibt es Halunken: Einige Froschmännchen versuchen, zu einem frischen Gelege zu gelangen und jene Eier zu befruchten, die noch nicht durch den eigentlich auserwählten Vaterfrosch befruchtet wurden.
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Wenn ein Froschvater also Brutpflege betreibt und sein eigenes Gelege bewacht, vermindert er somit das Risiko einer Fremdbefruchtung. Gleichzeitig senkt er auch den evolutionären Selektionsdruck für eine grössere Spermienproduktion: Denn wer seine eigene Brut beschützt, muss nicht so viele Eier befruchten. Das führt schlussendlich zu einer geringeren Hodengrösse.
Die Forschenden sind erstaunt über diese Zusammenhänge. Deshalb geht es in der Glasfrosch-Forschung bereits weiter: Zurzeit untersucht das Team Kommunikation, kognitive Fähigkeiten und die Raumnutzung der kleinen Hüpfer.