Die Wälder sind wegen des Klimawandels im Herbst länger bunt. Die Blattfärbung beginnt laut einer neuen Studie von Forschenden der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH Zürich) früher und endet später.
«Die Veränderungen im Zeitplan der Pflanzen kann weitreichende Auswirkungen auf den Kohlenstoffkreislauf und die Biodiversität haben», sagte Studienautor Constantin Zohner von der ETH Zürich auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Donnerstag. So führen kürzere Wachstumsphasen von Bäumen zu einer insgesamt geringeren CO2-Aufnahme. Zudem müssen sich beispielsweise Insekten an den veränderten Zeitplan der Pflanzen anpassen.
Temperaturen verlängern Herbstfarben
Ein genaues Verständnis dieser sogenannten phänologischen Verschiebungen sei daher wichtig, sagte Zohner. Die Blattverfärbung der Bäume werde aber von mehreren Faktoren beeinflusst. Von der Temperatur, der Tageslänge und der Vegetationsaktivität zu Beginn der Saison. Wie sich diese Faktoren bei nördlichen Wäldern auswirken, hat das Team um Zohner genau berechnet. Die Ergebnisse wurden am Donnerstag in der renommierten Fachzeitschrift Science veröffentlicht.
Mehr zum Klimawandel
Wichtig ist dabei die Sommersonnenwende, wie die Studie zeigt. «Wenn die Tage wieder kürzer werden, wissen die Pflanzen, dass der Winter kommt», erklärte Zohner. Je wärmer es im Herbst wird, desto länger dauert dieser Prozess. Höhere Temperaturen nach dem längsten Tag des Jahres verzögern also das Ende der sogenannten Seneszenz, der Blattverfärbung.
Dagegen führen hohe Temperaturen vor der Sommersonnenwende zu einem früheren Blattaustrieb. Da die Zeit für gewisse Vorgänge in der Wachstumsphase der Pflanzen vorgegeben ist, verfärben sich die Blätter auch früher. Mit dem Klimawandel, der zu tendenziell höheren Temperaturen vor und nach der Sommersonnenwende führt, verlängert sich somit die Seneszenz.
In der Studie zeigten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass höhere Frühlingstemperaturen den Beginn der Blattfärbung um rund zwei Tage pro Grad Erwärmung vorverlegt, während höhere Temperaturen nach der Sommersonnenwende den Fortschritt der Seneszenz um rund 2,5 Tage pro Grad verlangsamt. (SDA)