Damit hat er leider recht. Die meisten Paare leben in ständiger oder zumindest häufiger Missstimmung – und finden keinen Weg hinaus. Das hat zwei Gründe: Fast alle von uns sind in Elternhäusern aufgewachsen, in denen es üblich war, dass man einander mehr oder weniger respektlos behandelt, und hatten somit ein negatives Vorbild. Und zweitens lernen wir nirgends, wie wir unsere Bedürfnisse erkennen, geschweige artikulieren, weder zu Hause noch in der Schule. Und so gehen wir traumatisiert, inkompetent und ohne jede Ahnung, wer wir eigentlich sind, in unsere eigenen Beziehungen – die sich dann als traurige Wiederholung unserer Kindheit gestalten.
Wenn ein Paar streitet, bedeutet das, dass grundsätzliche Bedürfnisse nicht befriedigt sind: sich gesehen, gehört und geachtet zu fühlen und die Beziehung als Ort der Geborgenheit und der Freude zu erleben. Die Frage ist nun: Was brauchen Sie und Ihr Partner genau dafür? Was fehlt? Und ist es möglich, es in dieser Kombination überhaupt zu erschaffen? Wenn Sie ständig was unternehmen wollen und Ihr Partner am liebsten auf dem Sofa sitzt, wird es schwierig. Wenn Sie sich für spirituelle Themen interessieren, Ihr Partner dafür aber nur Spott übrig hat, auch.
Setzen Sie sich miteinander hin und reden Sie offen – also maximal ehrlich und mit offenem Ergebnis – darüber, was Sie beide brauchen, um sich in einer Beziehung wohlzufühlen, und über Ihre Gefühle und Ängste. Streit heisst, dass das zwar all dies getan wird, aber auf destruktive und sinnlose Weise. Die konstruktive, lösungsorientierte Version besteht darin, genau zuzuhören und nachzufragen. Und einander je nachdem nicht länger für das eigene Unglück verantwortlich zu machen, sondern freizulassen, um sich anderswo passender zu verbinden. Und erwachsener. Also friedlicher.