Neue Schweizer Kondommarke Feelgood ist vegan und nachhaltig
Phallusförmige Pflanze macht sie geschmeidig

Nachhaltigkeit beim Sex – was abtörnend wirken könnte, macht durchaus Sinn. Zum Beispiel, wenn das verwendete Kondom vegan, tierversuchsfrei und nachhaltig produziert ist. Martina Hammer (38) aus Baden schliesst mit ihrem Start-up eine Schweizer Marktlücke.
Publiziert: 15.03.2023 um 20:12 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2023 um 12:53 Uhr
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Martina Hammer (38) aus Baden AG wollte «die perfekte Kondommarke» erschaffen.
Foto: zVg
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Karen SchärerTeamlead Gesellschaft

Die meisten Kondome sind nicht vegan. Hersteller setzen das Milchprotein Casein ein, um ihr Produkt geschmeidig, flexibel und glatt zu machen. Im Endprodukt ist das Casein zwar nicht mehr nachweisbar. Trotzdem gelten solche Kondome nicht als vegan.

Dasselbe kennt man von der Weinerzeugung, wo tierische Erzeugnisse als Hilfsmittel im Einsatz sind. Auch wenn diese im fertigen Wein nicht nachweisbar sind: Vegan sind diese Weine nicht.

Auch die Lupine macht geschmeidig

Während es heute schon eine breite Palette von veganen Weinen gibt, fehlte bislang eine zertifizierte vegane Schweizer Kondommarke. Über das Internet waren zwar zertifizierte vegane Gummis aus dem Ausland bestellbar und vereinzelt im stationären Handel erhältlich, aber Martina Hammer (38) aus Baden wollte mehr, nämlich «die perfekte Kondommarke» erschaffen, wie sie sagt.

Diese hat sie diese Woche lanciert. Feelgood heisst der neue Player im Schweizer Markt. Die Komponenten, die ihr Produkt aus Martina Hammers Sicht perfekt machen: Die Kondome sind vegan und tierversuchsfrei, zertifiziert von der Vegan Society. Statt des Milchproteins kommen für die Geschmeidigkeit Inhaltsstoffe auf pflanzlicher Basis zum Einsatz: Sie stammen von der Lupine, einer phallusförmigen Pflanze.

Papierfolie spart Plastik

Weiter ist der verwendete Naturkautschuklatex ökologisch und sozial nachhaltig gewonnen, nachgewiesen durch das FSC-Label. Die Schachteln sind komplett aus rezykliertem Papier hergestellt. Die Präservative werden mit Ökostrom produziert. Bei den Kondomfolien kommt nur halb so viel Plastik wie üblich zum Einsatz, da die Aussenseite durch eine Papierfolie ersetzt wurde. Und da die Gummis in Deutschland hergestellt werden, sind die Wege vergleichsweise kurz.

Für die an der FH Luzern für Wirtschaft ausgebildete Betriebsökonomin füllt Feelgood eine Sortimentslücke im Schweizer Markt, die ihr persönlich auffiel. «Ich bevorzuge vegane und nachhaltige Produkte und eine hormonfreie Verhütung. In dieser Kategorie gab es bislang kein entsprechendes Angebot, welches alle meine Anforderungen erfüllt», sagt die Mutter einer zweijährigen Tochter.

Ein nachhaltiges Konsumverhalten und eine vegane Lebensweise seien für viele Menschen von wachsender Bedeutung, sagt Martina Hammer. «Warum also nicht auch im Schlafzimmer bei der natürlichsten Sache der Welt?»

Vorwissen aus der Kondom-Branche

Nur ein Jahr dauerte es von der ersten Idee bis zur Produktlancierung. Zwar brachte Martina Hammer Vorwissen und breite Erfahrung als Produkt- und Marketingmanagerin von anderen Schweizer Kondommarken mit. Ihre eigene Marke aber entstand nachts und zu Randzeiten am heimischen Esstisch.

Feelgood-Kondome gibt es aktuell bei Online-Apotheken und zum Beispiel bei Galaxus in den Ausführungen classic, ultrathin, sensitive und large zu kaufen. Die Packungen mit zehn Stück sind preislich mit rund zehn Franken konkurrenzfähig. Ebenfalls im Feelgood-Sortiment: ein veganes Bio-Gleitgel auf Wasserbasis.

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