Auf einen Blick
- Laborgezüchtete Diamanten sind nachhaltiger und ethisch vertretbar
- Ein Start-up besetzt eine Nische im Erotikmarkt
- Aus einer invasiven Muschel lässt sich Zement herstellen
Diamanten aus dem Muotathal
Wir befinden uns in Sierra Leone in den 1990er-Jahren. Ein Fischer findet in einer Mine einen Stein, der so selten ist, dass Menschen alles tun, um ihn zu besitzen. Und alle, die ihn berühren, haben Blut an den Händen. Der Spielfilm «Blood Diamond» aus dem Jahr 2006 thematisiert die Zwangsarbeit und Ausbeutung, die Umweltzerstörung und die Bürgerkriege, die der Abbau natürlicher Diamanten auch in der Realität mit sich bringt. Denn der Handel mit Schmuckdiamanten ist ein Milliardengeschäft: Weltweit wird der Umsatz auf über 80 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Bemühungen wie der Kimberley-Prozess zielen darauf ab, den Handel mit Blutdiamanten zu verhindern, doch es gibt grosse Herausforderungen bei der Rückverfolgung der Edelsteine. So ist es schwierig, sicherzustellen, dass Minen-Diamanten unter fairen und legalen Bedingungen abgebaut werden.
Die Lösung: künstlich hergestellte Diamanten aus dem Labor. Und noch besser ist es, wenn sie fair und nachhaltig hergestellt werden, wie es das Schweizer Start-up Loev Jewelry vormacht.
Diamanten entstehen, wenn sich unter hohen Temperaturen und starkem Druck Kohlenstoffatome zu einem Kristallgitter zusammenfügen. Diese natürlichen Bedingungen stellt Loev Jewelry in Zusammenarbeit mit dem jungen Technologieunternehmen Ammil GmbH im Muotathal im Kanton Schwyz auf nachhaltige und ethisch vertretbare Weise nach: Zu 90 Prozent stammen die Energien aus dem Fluss Muota, die restlichen 10 Prozent bestehen aus Solar- und Biomassenenergie. «Ein Diamantsplitter wird in einer Vakuumkammer mit kohlenstoffreichem Gas geflutet und auf 900 bis 1200 Grad erhitzt», erklärt Co-Gründer Niels Schaefer (39). «Dadurch entsteht eine Plasmawolke, die den Kohlenstoff kristallisieren lässt. So wächst ein laborgezüchteter Diamant heran.»
Bis ein Labordiamant mit einem Karat Gewicht – das sind 0,2 Gramm – «gewachsen» ist, vergehen zwei bis vier Wochen. Der 1-Karat-Stein kostet um die 5000 Franken – damit dürfte sich künftig nicht mehr nur die Luxusklasse Diamanten leisten können.
Gegründet wurde das Schweizer Unternehmen Loev Jewelry 2022 von Niels Schaefer und Taryn Steinberger (46). Der Name Loev ist eine Kombination aus den Wörtern «love» (dt. Liebe) und «everyone« (dt. jede, jeder). «Schmuck ist verbunden mit den grossen Momenten im Leben», sagt Schaefer. Er sei etwas Schönes, das oft mit Liebe verbunden sei und Freude mache und darum für alle Menschen da sein soll. Aus diesem Grund seien auch alle Produkte von Loev Jewelry unisex.
Im August 2024 präsentierte Loev ihre erste «Swiss Made Diamond»-Kollektion. Angetrieben vom Wunsch, die Schmuckindustrie zu revolutionieren, will sich Loev mit ihrem nachhaltigen Ansatz von Mitbewerbern abheben und «neue Massstäbe setzen», so Schaefer.
Nachhaltig erregt
Sei es beim Essen oder bei Kleidung: Immer mehr Menschen achten beim Kauf von Konsumgütern auf Nachhaltigkeit. Im Bereich Erotik fristen faire Produkte noch ein Schattendasein. Das will der Onlineshop Fair Amour ändern: «Wir müssen besonders darauf achten, was wir in unsere Körper lassen, denn durch die Schleimhaut gelangen Giftstoffe noch viel schneller in den Körper als über die normale Haut», sagt die 30-jährige Melanie Alber, die Fair Amour im April 2023 ins Leben rief.
Alles begann mit einem CAS-Lehrgang im Bereich Social Media. «Wir mussten eine Projektarbeit schreiben, in deren Zusammenhang ich einen Blog über nachhaltige Erotik- und Selbstliebe-Produkte gestartet habe», erzählt Alber. Schnell habe sie gemerkt, wie schade es sei, über diese Produkte zu schreiben, sie aber nicht anbieten zu können. Hauptberuflich ist Melanie Alber Marketing-Managerin bei einem Detailhandelsunternehmen – Fair Amour betreibt sie nebenbei «mit voller Leidenschaft».
Fair Amour soll das Thema Erotik noch mehr enttabuisieren. «Man sollte sich Zeit für sich nehmen und wissen, was einem guttut und gefällt», so die Jungunternehmerin. Albers Produkte stammen zum grössten Teil aus Deutschland, wo sie in kleinen Manufakturen, teilweise sogar in Familienbetrieben und in Handarbeit hergestellt werden. «Mir ist es wichtig, dass alle meine Produkte unter fairen Bedingungen produziert werden», sagt Alber. Es komme darum nichts ins Sortiment, von dem sie nicht überzeugt sei. In ihrem Shop finden sich neben Sexspielzeugen und Stimulationsgels auch Lingerie oder Produkte zur Körperpflege – alles mit Fokus auf Nachhaltigkeit. «Die Produzenten meiner Produkte unterstützen meist auch Sozial- oder Umweltprojekte», sagt Melanie Alber.
Zement und Dünger aus Muscheln
Sie ist im Schnitt 1,7 Zentimeter gross, ihre Schale ist gestreift, und sie lebt im Süsswasser – am liebsten haftet sie sich an Steine oder Beton. Die Muschelart heisst Quagga, der Name geht wohl auf die hell-dunklen Streifen der Schalen, die an das Fellmuster der Zebra-Art Quagga erinnert, zurück.
Doch das Weichtier ist eine Bedrohung. Im Jahr 2014 gelangte die invasive Muschelart erstmals über den internationalen Schiffsverkehr aus dem Schwarzmeergebiet in Schweizer Gewässer. Seither breitet sich die nicht essbare Muschel rasant aus: Vom Rhein bei Basel, wo sie erstmals nachgewiesen wurde, gelangte sie rasch in den Bodensee. Stark betroffen sind auch der Genfer- und der Neuenburgersee, und erst diese Woche wurde die Muschel im Zürichsee entdeckt. Die Muschel mit dem niedlich klingenden Namen ist bedrohlich, da sie Fischen die Nahrung wegfrisst oder Trinkwasserleitungen verstopft.
Doch die 38-jährige Carole Fonty sieht einen Nutzen in der Quagga-Muschel. «Invasive Arten sind unserer Meinung nach Ressourcen, die die Natur im Übermass produziert», sagt sie. Fonty hat dieses Jahr das Westschweizer Start-up Alien Limited gegründet und möchte die Schädlinge in biobasierte Rohstoffe und erneuerbare Energie umwandeln und so ihre Verbreitung einschränken.
Aus den Muscheln soll lokaler und kohlenstoffarmer Zement hergestellt werden. Zudem plant Alien Limited, den Kalk sowie das Muschelfleisch als lokalen Dünger zu verwenden. Damit soll die Abhängigkeit der Schweiz von Mineraldüngerimporten, die zu 70 Prozent aus Marokko stammen, verringern. Bis Ende Jahr soll das Pilotprojekt umgesetzt werden. «Sobald diese Wertschöpfungskette für Quagga-Muscheln geschaffen ist, werden wir neue Methoden zur Sammlung der Muscheln in grösserem Massstab entwickeln», so die Start-up-Gründerin, die an der Wirtschaftshochschule ESCP in Paris einen Master in Management internationaler Projekte absolviert hat.
Von Kind zu Kind zu Kind
«Meine Güte, sind die gross geworden.» Ein Satz, den man oft über Kinder hört. Besonders im Kleinkindalter wachsen sie rasant, ständig müssen Kleider in der nächsten Grösse her – und weil Kinder kleckern und klecksen, erst noch in grosser Menge. Das belastet das Portemonnaie der Eltern und das Klima. Die Modeindustrie ist für 10 Prozent der menschlichen Kohlenstoffemissionen verantwortlich. Zudem ist sie der zweitgrösste Verbraucher der weltweiten Wasservorräte.
Das Start-up Petit Marché rückt diesem Problem seit fünf Jahren zu Leibe. Die Idee: die Kreislaufwirtschaft unter Eltern zu unterstützen, indem der Kauf und Verkauf von gebrauchter Kinderausstattung einfach möglich ist. Die App von Unternehmensgründerin Anna de Chabaneix (42) war zunächst exklusiv in Genf verfügbar, breitete sich dann in verschiedene Westschweizer Städte aus. «Ursprünglich war die Idee, dass sich die Leute für die Warenübergabe treffen», erzählt de Chabaneix. Doch schnell habe sie festgestellt, dass die Eltern nicht immer Zeit hätten, bei jemandem persönlich vorbeizugehen, um die Ware abzuholen. Deshalb hat der mobile Kinderausstattungsmarkt seit Mai 2024 eine Versandlösung der Post implementiert – und ist für Eltern in der ganzen Schweiz verfügbar.
Als die Mutter dreier Kinder im Jahr 2019 Petit Marché gegründet hat, seien die Leute noch nicht wirklich bereit gewesen für den Kauf von Secondhand-Kleidung. «Aber heute hat sich das komplett geändert», sagt de Chabaneix. Die 42-Jährige ist in Dänemark aufgewachsen und an eine Kultur gewöhnt, in der es üblich sei, Secondhand zu kaufen und zu verkaufen. Auf der kostenlosen App Petit Marché finden sich Produkte von Kinderkleidung und -schuhen über Kinderspielzeug oder -möbel, die über detaillierte Filter präzise gesucht und gefunden werden können. Möchte man selbst etwas inserieren, werden die Artikel vor der Veröffentlichung in der App auf Qualität geprüft.
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