Die Schweiz hat einen Nationalrat. Die Schweiz hat einen Ständerat. Neu hat sie auch einen Zukunftsrat. So heisst das Projekt, dass sich die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) und die Schweizerische Unesco-Kommission in Bern zusammen vorstellten. Es hat ein klares Ziel: Jungen Menschen eine stärkere Stimme in der Politik zu geben.
Der Zukunftsrat soll aus 80 Jugendlichen zwischen 16 und 24 Jahre bestehen. Diese werden sich künftig dreimal pro Jahr treffen und Lösungsansätze zu Themen lancieren, die sie selber wählen. Die gemeinsam erarbeiteten Empfehlungen werden im Dezember 2023, der Öffentlichkeit präsentiert und dann dem Parlament weitergegeben. Das kann in Form einer Initiative, eines Vorstosses im Parlament oder einer Petition sein.
Lara König (23) und Che Wagner (34) werden die Ratssitzungen leiten. Beide arbeiten für Pro Futuris, die zur Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft gehört. «Trotz niedriger Stimmbeteiligung, stellen wir fest, dass sich die Jugend stark mit ihrer Zukunft befasst», sagt Lara König (23), Co-Leiterin des Projekts. Ein Beispiel dafür sei die Schüler- und Studentenorganisation «Fridays For Future», die sich für den Klimaschutz einsetzt. «Es ist die Jugend, die mit den Entscheidungen der Politik leben muss. Deshalb ist es nur gerecht, wenn sie sich aktiv beteiligen kann», so König.
Wieso aber wird erst jetzt ein Jugendrat einberufen? Che Wagner sagt: «Dieses Jahr wird die Schweizer Verfassung 175 Jahre alt. In diesem Zusammenhang wollen wir von der SGG unsere Demokratie genauer anschauen und sie dort verbessern, wo wir können. Und dazu gehört es, die Jugendlichen zu berücksichtigen.»
Das Los entscheidet
Damit nicht nur mitbestimmt, wer bereits politisch engagiert ist, suchen die Initianten die jugendlichen Ratsmitglieder per Losverfahren aus. So wird garantiert, dass Jugendliche unabhängig von Geschlecht, Bildung oder Herkunft vertreten sind, auch solche ohne Schweizer Pass.
Und so geht das: Ein Algorithmus sucht ab März 20’000 Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahre aus der ganzen Schweiz aus. Diese kriegen ein Schreiben und können entscheiden, ob sie im Rat mitmachen. Am Ende werden 80 in den Rat gewählt, die die Masse der Jugendlichen möglichst gut repräsentieren.
Die Themen hat die Schweizer Jugend gefordert
Im letzten Monat konnten Jugendliche bereits Themenwünsche für den Zukunftsrat vorschlagen. 700 wurden eingereicht. Eine Themenkomission hat fünf ausgewählt. «Es war schon schwierig, zu entscheiden, welche fünf wir vorschlagen sollten, alle waren wichtig», sagt Sofija Stevanovic (17), Mitglied der Themen-Kommission.
Die gewählten Themen für den Zukunftsrat sind: Gesundheit (vor allem psychische Gesundheit), Migration, demokratische Teilhabe, Bildung und Nachhaltigkeit.