Der Ping-Pong-Tisch ruckelt, der Boxring bewegt sich im Takt, die Skateboards liegen übereinander und rollen Hin und Her. Am Schluss Stille. Aus dem SUP-Board entweicht die Luft. Ganz klar, das Video zur neuen Kampagne von «GummiLove» verbindet zwei Leidenschaften: Sport und Sex. Es ist Teil einer neuen Kampagne für sicheren Sex. Zielpublikum: junge Menschen. Titel der Kampagne: «Sex ist der geilste Sport der Welt.»
Die Organisation «GummiLove» setzt dabei auf hippe Botschafterinnen aus der Schneesportszene wie den Pro-Snowboarder Nicolas Huber (28) und den zweifachen Olympiateilnehmer und Snowboardprofi Pat Burgener (29). In coolen Posen und mit klarer Botschaft machen sie sich für Safer Sex stark. Doch nicht nur Sportskanonen sind Teil der «GummiLove»-Familie. Auch Adi Totoro (24) und die Youtuberin Nathistyle (21) unterstützen das Anliegen. Die aktuelle Kampagne ist auf Jugendliche ab 13 Jahren ausgerichtet: Nebst dem amüsanten Video gehört auch ein kurzes Quiz auf der «GummiLove»-Website, wo Jugendliche verschiedene Fragen rund um Sexualität und Verhütung beantworten können und anschliessend kostenlos ein Safety-First-Set mit Kondomen, Kaugummis, einem Safety-First-Magazin mit hilfreichen Tipps und Infos, anonym nach Hause geschickt bekommen.
Aufklärungsarbeit ist nötig. Das zeigt auch die aktuelle Auswertung des Bundesamts für Gesundheit. Die Anzahl der gemeldeten Fälle von sexuell übertragbaren Krankheiten ist in den letzten 15 Jahren markant gestiegen: 2007 wurden 5121 Chlamydien-Infektionen gemeldet, 2022 waren es 12’941. Genauso verhält es sich mit den Tripper-Infektionen: Von 974 auf 5141 und bei Syphilis liegt die Zahl gemeldeter Infektionen bei 1055 fast 4-mal so hoch wie noch 2007.
Bei «GummiLove» ist die Mitgründerin und Fachfrau für sexuelle Gesundheit bei Jugendlichen, Corinne Rietmann (44), für die Aufklärungsarbeit zuständig: «Wir setzen auf den lustbezogenen Aspekt der Sexualität.»
Lust auf Sex haben die Jugendlichen im Zeitalter von «Onlyfans», wo Mainstream-Pornografie nur wenige Mausklicks entfernt ist. Das wirke sich doppelt auf die Jugendlichen aus: «Einerseits sind sie dadurch zum Teil aufgeschlossener im Umgang mit ihrer Sexualität und andererseits braucht es erst recht sorgfältige Aufklärungsarbeit.» Was in kommerziellen Pornos gezeigt und als Sex dargestellt wird, kann viele Jugendliche überfordern. Stichwort: Verunsicherung. Ist mein Penis gross genug? Sind meine Brüste nicht zu klein? Muss ich jede Sexstellung mitmachen? Solche Fragen lösen Stress und Angst aus.
Aufklärung fördert selbstbestimmten Umgang mit Sex
Auch Ausdauer spiele immer wieder eine Rolle in ihren Beratungen von Jugendlichen: «Wer sich beim Sex nur auf die Leistung konzentriert, verpasst die schöne Seite von Sex.» Sinnlichkeit und Leidenschaft sind die Faktoren, die Sex zur schönsten Nebensache der Welt machen, oder eben zum «geilsten Sport der Welt». Und wie beim Sport spielt auch hier der richtige Schutz eine wichtige Rolle. Trotz steigenden Infektionszahlen attestiert die Expertin den Jugendlichen gute Kenntnisse über Verhütungsmittel und sexuell übertragbare Krankheiten. «Für viele Jugendliche stellt das Testen und die damit verbundenen finanziellen Kosten eine Hürde dar», sagt Rietmann. Diagnosen wie HPV, Syphilis, Chlamydien und Gonorrhoe sind etwas weniger schambehaftet als früher, da Jugendliche wissen, dass fast jede Krankheit medikamentös behandelt werden kann.
Nichtsdestotrotz seien sich die meisten Jugendlichen bewusst, dass sie sich und ihren Sexualpartner oder ihre Sexualpartnerin beim Sex schützen müssen. Dass es trotzdem vergessen geht, dafür ist nicht nur die Sorglosigkeit schuld. «Häufig haben Jugendliche auch Hemmungen eine Situation zu unterbrechen und für die Verhütung einzustehen», weiss Corinne Rietmann. Verhütung sei nicht etwas, woran nur eine Person denken muss. Die Fachfrau sagt: «Alle, die Sex haben, sind verantwortlich.» Einen selbstbewussten Umgang mit Sexualität und für sich und seine sexuelle Gesundheit einzustehen, erfahren die Jugendlichen durch die Arbeit von «GummiLove».
Sorgen, dass durch die Sexualaufklärung «schlafende Hunde» geweckt würden und die Jugendlichen dadurch früher sexuell aktiv werden, sind unbegründet, sagt die Expertin: «Durch die Sexualaufklärung lernen die Jugendlichen selbstbewusst und selbstbestimmt mit ihrer Sexualität umzugehen.» Das bestätigt auch eine Studie: Jugendliche haben im Vergleich zu vor zehn Jahren eher später Sex als früher. Das Durchschnittsalter des ersten sexuellen Kontakts liegt bei knapp 17 Jahren. In diesem Sinne: Leidenschaft über Ausdauer und Sicherheit über Risiko.
Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy.
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