Ich war Mitte, Ende zwanzig als die ersten meiner Freundinnen genug verdienten, um sich eine Putzfrau nicht nur zu wünschen, sondern auch leisten zu können. Anfangs war ich ein wenig neidisch. Doch für meine Freundinnen eröffneten sich ganz neue Abgründe der Selbstzweifel. Damals waren es ausschliesslich Frauen, die diesen Beruf ausübten, und meist Ausländerinnen. War es also nicht Ausbeutung, was sie da taten? Wie war es mit ihrer feministischen Grundhaltung, mit ihrem sozialen Bewusstsein zu vereinbaren, eine andere Frau, eine Schwester damit zu beauftragen, den eigenen Dreck wegzumachen?
Mit Erstaunen und immer weniger Neid beobachtete ich, wie sie sich verrenkten und verbogen, anpassten und anbiederten, um ihren Putzfrauen klarzumachen, dass sie sie respektierten. Ich fragte mich, was diese Frauen dachten, wenn plötzlich eine brasilianische Flagge im Flur hing, oder ein Teller mit unförmigen Küchlein, nach slowenischem Rezept gebacken, in der Küche stand. Ein Freund nahm jeden Dienstag ein Ölgemälde, das zwei nackte Männer auf einem Sofa zeigte, von der Wand und versteckte es im Schrank. Um seine Putzfrau nicht zu schockieren. Warum nahm er automatisch an, die Putzfrau sei prüder als er? Oder gar homophob? Was dachten diese Frauen wirklich über ihre Arbeitgeberinnen – dachten sie überhaupt über sie nach? Aus diesen Fragen, aus diesen Gedankenspielen entstand zuerst die Kurzgeschichte ‹Mein elfter Mord› und dann der Roman ‹Die Putzfraueninsel›.
Doch erst während des Schreibens wurde mir klar, wie viel die Putzfrau, wenigstens die imaginäre, mit der Schriftstellerin zu tun hat. Sie hat Einblick in die Leben der anderen, Zugang zu ihren Geheimnissen. Sie kennt den Inhalt des Badezimmerschranks und des Papierkorbs, den Zustand der Bettlaken und der Vorratskammer. Sie beobachtet, sie zieht ihre Schlüsse. Nach Erscheinen des Romans wurde ich öfter darauf hingewiesen, dass meine Irma auf dem freien Markt nicht lange überleben würde, so lausig wie sie putzte. Allerdings wurde mir auch bestätigt, dass der Trick, Dinge umzuräumen und chlorhaltige Mittel zu versprühen, um einen Raum geputzt wirken lassen, durchaus angewandt wird. Und ja, der Roman brachte eine Zeit lang genug Geld ein, dass auch ich mir eine Putzfrau leisten konnte. Und manchmal, wenn ich nach Hause kam, roch es in der ganzen Wohnung nach Chlor...
Mehr zum Thema Putzen
Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy.
- Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
- Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
- Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
- Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy.
- Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
- Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
- Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
- Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.