Kindeswohl nach Trennung
«Gehen Sie zum Sozialdienst»

Mein Ex-Partner hat die Trennung, die von mir (w, 42) ausging, schlecht aufgenommen. Er gibt mir die Schuld an allem und versucht, unsere Tochter (7) auf seine Seite zu ziehen.
Publiziert: 21.01.2024 um 12:23 Uhr

Eine Trennung ist ein einschneidendes Erlebnis, das unser Sicherheits- und Selbstwertempfinden massiv anrührt. Wer verlassen wird, fühlt sich ungeliebt, abgelehnt und mit einer ungewissen Zukunft konfrontiert. Ausserdem handelt es sich um eine enorme Enttäuschung, gehen wir Beziehungen doch mit der Erwartung ein, dass sie gelingen.

Es ist nur menschlich, in einer solchen Situation erst mal die Nerven zu verlieren und das Scheitern der Beziehung vollständig dem Ex-Partner anzulasten. Und zu versuchen, irgendwie wieder sicheren Boden unter den Füssen zu bekommen – wie auch immer. Das Kind zu instrumentalisieren, gehört leider zum populären Repertoire.

Nach ein paar Tagen sollte man jedoch wieder einen klaren Kopf bekommen und erkennen, dass niemand Schuld am Ende der Beziehung hatte, sondern dass beide dazu beigetragen haben. Und sei es nur, indem sie sich gemäss ihren Werten, Zielen, Bedürfnissen und Fähigkeiten verhalten haben – es also schlicht nicht gepasst hat.

Der Appell, sich bald einzukriegen, ist für Eltern umso dringender. Kinder können nichts dafür, dass deren Beziehung nicht funktioniert hat, und brauchen die Gewissheit, dass sich zwar viel verändert, aber dass das gut klappen wird. Was natürlich nicht der Fall ist, wenn Ihr Ex-Partner, der offenbar gerade an ein Kindheitstrauma erinnert wird, die Taktik der verbrannten Erde anwendet.

Dafür – wenn Eltern nicht mehr weiterwissen – gibt es den Sozialdienst. Er berät und unterstützt Familien in Krisen. Und Sie sind gerade in einer. Sie sind nicht mehr in der Lage, gemeinsam einen vernünftigen Weg durch den Trennungsprozess zu finden. Ihr Kind braucht dringend eine andere Realität als diesen unnötigen und zerstörerischen Loyalitätskonflikt. Es ist keine Schande, Hilfe zu holen. Es ist vielmehr eine, es nicht zu tun.

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