«Wie werden wir eine glückliche Familie?»
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Familienglück:Was tun, wenn der Haussegen schief hängt?

Familienfreundlichkeit-Expertin Sarah Steiner
«Vereinbarkeit muss man sich leisten können»

Viele Familien stehen unter Druck, wie das Familienbarometer 2025 zeigt. Bei 21 Prozent leidet sogar das Familienleben darunter. Sarah Steiner ist Expertin für Familienfreundlichkeit und hat Lösungsansätze.
Publiziert: 20.03.2025 um 08:40 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2025 um 09:28 Uhr
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Sarah Steiner ist CEO und Co-Gründerin von Tadah.
Foto: Maedy Georgusis Photography

Darum gehts

  • Schweizer Eltern unter Druck: Vereinbarkeitsstress und gesellschaftliche Erwartungen belasten Familienleben
  • Familienfreundlichkeit in Unternehmen wichtig für Mitarbeiterbindung und Arbeitszufriedenheit
  • 79 Prozent der Schweizer Eltern fühlen sich unter Druck
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Karen SchärerTeamlead Gesellschaft

Vier von fünf Elternteilen in der Schweiz (79 Prozent) fühlen sich unter Druck. Vor allem durch den Vereinbarkeitsstress, aber auch durch eigene und gesellschaftliche Erwartungen. Wie das Familienbarometer 2025 zeigt, ist der Druck bei 21 Prozent der Eltern so gross, dass das Familienleben darunter leidet.

Wie man Druck rausnehmen kann, weiss Sarah Steiner (41), CEO von Tadah, einem Start-up rund um das Thema Familienfreundlichkeit.

Eltern stecken in der Zwickmühle: Für ein besseres Familienleben wünschen sie sich mehr Freizeit und mehr Geld. Beides kann man nicht haben, oder?
Sarah Steiner:
In einer perfekten Welt haben wir viel Zeit für unsere Kinder und gleichzeitig Millionen auf dem Konto. Das entspricht aber oft nicht der Realität. Allerdings ist es ja nicht so, dass man möglichst viel Zeit mit den Kindern verbringen muss, um eine gute Zeit mit ihnen zu haben.

Nicht?
Nein, mehr Zeit mit dem Kind ist nicht unbedingt besser. Das muss aber jede Familie für sich definieren. Ich persönlich finde nicht, dass ich zu wenig Zeit mit meiner Tochter habe. Aber weil ich nicht so viel Zeit mit ihr habe, überlege ich viel besser, was ich in dieser Zeit mit ihr mache.

Expertin für Familienfreundlichkeit

Sarah Steiner (41) ist CEO und Mitgründerin von Tadah, einem Start-up, das die Schweiz familienfreundlicher machen will. Kernstück des seit 2019 tätigen Unternehmens ist ein Co-Working-Space in Zürich, der flexible Arbeitsplätze, Meetingräume und Kinderbetreuung anbietet. Steiner lebt mit ihrem Partner und ihrer Tochter (10) in Zürich.

Sarah Steiner (41) ist CEO und Mitgründerin von Tadah, einem Start-up, das die Schweiz familienfreundlicher machen will. Kernstück des seit 2019 tätigen Unternehmens ist ein Co-Working-Space in Zürich, der flexible Arbeitsplätze, Meetingräume und Kinderbetreuung anbietet. Steiner lebt mit ihrem Partner und ihrer Tochter (10) in Zürich.

Wie sieht Ihr Familienmodell aus?
Mein Partner arbeitet Vollzeit, hat aber die Möglichkeit, 50 Prozent im Homeoffice zu arbeiten, und kann so auch mal einspringen, um Zmittag zu machen. Ich bin selbständig erwerbend und arbeite quasi immer (lacht). Ich bin aber auch extrem flexibel. Meine Mutter unterstützt uns dreimal in der Woche. Wichtig ist für uns Kommunikation und Planung. Als Paar muss man auch die Erwartungen offen formulieren: Wie viel möchten wir je arbeiten, was ist richtig für uns als Familie und für unser Kind?

Nicht alle können so frei entscheiden: Fast jede zweite Familie denkt aufgrund der finanziellen Situation über eine Erhöhung des Erwerbspensums nach.
Vereinbarkeit ist tatsächlich etwas, was man sich leisten können muss. Viele Eltern arbeiten hochprozentig, weil sie sonst die Lebenshaltungskosten nicht decken können.

In jeder fünften Familie ist der Druck so gross, dass das Familienleben beeinträchtigt ist.
Das erstaunt mich nicht. Der Spagat, den man macht, ist ab und zu schmerzhaft. Eine Studie hat gezeigt, dass die Schweiz bei den elterlichen Burnouts in den Top 10 rangiert, weil die Doppelbelastung so gross ist. Aber ich habe das Gefühl, das ändert sich gerade ein bisschen.

Inwiefern?
Die Gen Z äussert ihre Ansprüche fordernder. Und viele Themen sind nicht mehr tabu: Psychische Gesundheit oder auch die Herausforderungen des Elterndaseins werden heute offener diskutiert. Wir müssen aber noch einen viel ehrlicheren Dialog führen, viel ehrlicher zu uns selber sein: Das Bild von der perfekten Familie oder dem perfekten Mami dürfen wir getrost hinter uns lassen.

Welchen Hebel haben Eltern, um selber Druck herauszunehmen?
Man sollte immer abwägen, was jetzt wirklich nötig ist und gemacht werden muss und was man sich selbst auferlegt.

Wie Cupcakes für die ganze Klasse zu backen?
Genau. Kindern ist es nämlich egal, ob der Kuchen selbst gemacht ist.

Aber die Erwachsenen registrieren, wenn man einen gekauften Kuchen bringt.
Aber ihnen geht es ja genau gleich. Jemand muss damit anfangen. Deshalb: Mut zur Lücke!

Welche zentrale Botschaft vermitteln Sie Unternehmen, die Sie zum Thema Vereinbarkeit beraten?
Gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels ist es unglaublich wichtig, sich Familienfreundlichkeit auf die Fahne zu schreiben. Wenn Arbeitnehmende spüren, dass diese Kultur wirklich gelebt wird, dass also zum Beispiel auch Teilzeitler befördert werden oder dass man sich nicht erklären muss, wenn man wegen der Kita nicht schon um Viertel vor acht an einer Sitzung teilnehmen kann, dann bleiben sie im Unternehmen und gehen auch die Extrameile.

Ihr Co-Working-Space geht neue Wege: Unten ist die Kinderbetreuung, oben arbeiten die Eltern.
Das ist ein Beispiel, wie ein familienfreundlicher Raum aussehen kann. Im öffentlichen Raum empfinde ich die Schweiz häufig nicht als familienfreundlich. Schauen Sie sich mal Spielplätze an: Oft hat sich niemand Gedanken gemacht, dass sich dort auch Erwachsene aufhalten. Sobald man Räume schafft, die für Familien gedacht sind, werden diese automatisch Teil der Gesellschaft. Und das sind sie ja auch.

Wir haben jetzt viel über Probleme gesprochen. Aber im Familienbarometer kommt auch zum Ausdruck: Mehr als drei Viertel der Familien sind mit ihrem Familienleben zufrieden oder sehr zufrieden.
Das finde ich schön und richtig. Es ist letztlich ein Privileg, eine Familie zu haben und ein Kind beim Aufwachsen zu begleiten. Insofern tut es gut, einen Schritt zurückzunehmen und Dankbarkeit zu empfinden, aller Schwierigkeiten und Herausforderungen zum Trotz. Je mehr Leute in unserer Gesellschaft darauf hinwirken, die Schweiz familienfreundlicher zu machen, desto eher kann ein Wandel passieren.

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