Die Positionsbezeichnungen der Teilnehmenden beim Anlass «Schule trifft Wirtschaft» zeugen von Wichtigkeit: Sie sind Leiter, CEOs, Präsidenten, Verantwortliche, Vorstands- oder Geschäftsleitungsmitglieder. Ihre Arbeitgeber sind die Swisscom, die Schweizerische Post, Helvetia Versicherungen, Swissmem, Raiffeisen oder UBS. Oder aber Schulen, Stiftungen und Verbände aus dem Bildungswesen.
Auf 1300 m ü. M. treffen am 16. und 17. Mai Bildung und Wirtschaft aufeinander. Beim zweitägigen Netzwerk-Anlass auf dem Stoos (SZ) diskutieren fast 80 Personen über Schulentwicklung. Auch Roger Wehrli (45) nimmt teil. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe Bildungsfragen bei Economiesuisse. Bildung und Wirtschaft hätten gemeinsame Anliegen, sagt der Ökonom: «Wir alle wollen, dass jedes Kind, jeder Jugendliche in der Gesellschaft integriert ist und eine gute Zukunft in der Arbeitswelt hat.»
Kinder sollen mit der Arbeitswelt in Kontakt kommen
Die Wirtschaft als Abnehmerin der Jugendlichen, die aus der Schule kommen, habe ein Interesse an einem guten Bildungssystem. «Der Anlass auf dem Stoos ist wertvoll, weil Wirtschaft und Schule einen Dialog führen müssen», sagt er.
Zum Kernteam hinter dem überregionalen Netzwerk «Schule trifft Wirtschaft» gehören unter anderem: Stiftung Mercator Schweiz, Swisscom, Denkreise, PH Luzern und Die Schweizerische Post. Die Tagung findet am 16. und 17. Mai zum dritten Mal statt. Der thematische Schwerpunkt liegt 2024 bei «Perspektiven nach der Schule».
Zum Kernteam hinter dem überregionalen Netzwerk «Schule trifft Wirtschaft» gehören unter anderem: Stiftung Mercator Schweiz, Swisscom, Denkreise, PH Luzern und Die Schweizerische Post. Die Tagung findet am 16. und 17. Mai zum dritten Mal statt. Der thematische Schwerpunkt liegt 2024 bei «Perspektiven nach der Schule».
Wehrli wünscht sich mehr Berührungspunkte. Zum Beispiel: Eine Klasse baut ein neues Gerät für den Spielplatz direkt im lokalen Schreinerbetrieb statt im Schulzimmer. Dabei gehe es nicht um Einflussnahme, sondern um niederschwellige Erfahrungen mit der Arbeitswelt. Dass Kinder und Jugendliche vor der «harten Arbeitswelt» geschützt werden sollen, wie manche Stimmen finden, kann er nicht nachvollziehen. «Arbeit ist Teil unseres Lebens und für die meisten Erwachsenen sinnstiftend.»
Ebenso müsste auch das Wort «Leistung» nicht polarisieren, findet er. Statt von Leistungsdruck könne man auch von Leistungsfreude sprechen. «Die meisten Kinder wollen etwas erreichen, wollen Erfolg haben.»
Jugendliche in der Schule individuell fördern
Economiesuisse zeigt sich offen dafür, dass in Zukunft nicht alle Kinder im Gleichschritt durch die Schulzeit gehen müssen – eine Vision, die von manchen Akteuren im Bildungswesen vorangetrieben wird. Individuelle Förderung ist das Stichwort. Wehrli macht ein Beispiel: Ein Jugendlicher, den es in Richtung Handwerksberuf zieht, sollte sich in der Sekundarschule auf jene Fertigkeiten konzentrieren können, die ihm später dienlich sind. «Er soll in Geometrie sattelfest sein. Aber elaborierte Aufsätze auf Deutsch oder Französisch muss er nicht schreiben können.»
Kürzlich schaltete sich Economiesuisse in die Debatte über Schulnoten ein. «Unsere Botschaft ist: Die Diskussion über die Abschaffung der Schulnoten ist fehlgeleitet», sagt Wehrli. «Bewertungen sollten fair, schweizweit vergleichbar und aussagekräftig sein. Das sind sie heute nicht.»
Lehrbetriebe ärgern sich darüber, dass die Zeugnisse der Bewerbenden kaum aussagekräftig über das tatsächliche Können sind. Wehrli war früher selbst Hochschuldozent. Er kennt den Druck auf Lehrpersonen, den Notenschnitt einer Klasse oder Prüfung in etwa bei einem Viereinhalber zu setzen. «Man mittet damit die Klassen ein, unabhängig vom tatsächlichen Leistungsniveau», sagt er.
Lehrstellensuche vereinfachen
Wehrli findet, dass der Lehrplan 21 eine gute Ausgangslage für Neuerungen bietet, die der Wirtschaft dienen. Denn im Lehrplan sind klare Kompetenzen definiert. «Das sehen wir als Chance», sagt er. Economiesuisse schwebt vor, dass Informationen über die erreichten Kompetenzen mit den Anforderungsprofilen der verschiedenen Berufslehren verzahnt werden könnten, um die Lehrstellensuche zu vereinfachen.
Mit der Kritik am heutigen Bewertungssystem trifft Economiesuisse zumindest bei einem Teil der Schule auf offene Ohren. Diskussionen über Neuerungen in den Bewertungssystemen werden auf dem Stoos in wechselnden Gruppen geführt. Die Teilnehmenden wollen gemeinsam Lösungen erarbeiten, die Kindern, Lehrpersonen und der Wirtschaft entsprechen.
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