Futuristische Trams, ein Dachcafé auf dem Pavillon und ganz viel Grün: So präsentiert sich der Zürcher Paradeplatz in 22 Jahren – zumindest in den Augen eines deutschen Autorenkollektivs: Stella Schaller (32) und Lino Zeddies (32) vom Berliner Thinktank Reinventing Society, Politikwissenschaftlerin Ute Scheub (67) und Designer Sebastian Vollmar (36) veröffentlichen nächste Woche ihr Buch «Zukunftsbilder 2045».
Darin visualisieren die zwei Frauen und zwei Männer 16 deutschsprachige Städte von Berlin bis Zürich – der einzige Schweizer Ort im Buch. Prächtig präsentieren sie auf farbigen Doppelseiten den Zustand von markanten Strassen oder Plätzen in den vergangenen Jahren und stellen diesen Bildern ihre bunte Utopie von 2045 gegenüber. Für Zürich dient der Paradeplatz als Anschauungsbeispiel.
«Der Paradeplatz ist ein symbolisches Zentrum des Schweizer Finanzsystems, welches natürlich auch global bedeutsam ist», sagt Mit-Autor Zeddies, der mit «Utopia 2048» bereits ein ähnliches Buch veröffentlicht hat. «Ausserdem bietet das gegenwärtig vorherrschende Grau des Platzes viel Transformationspotential.» Veränderungen, die überall sichtbar sind: Auf dem Platz wachsen Bäume und an Fassaden hängen Büsche und Blumen.
Zukunftsbilder sollen Orientierung spenden und motivieren
Die Idee zu «Zukunftsbilder 2045» entstand 2021 im Zuge der Klima- und Nachhaltigkeitsdiskussion in Deutschland. «Finstere Zukunftsaussichten, Verzichts- und Kostennarrative dominieren», sagt Zeddies. «Doch wo sind positive Zukunftsnarrative, die Orientierung spenden und motivieren?» Dieses Buch mit Bildern aufblühender Städte soll einen Beitrag dazu leisten.
Auffällig an der Visualisierung des Paradeplatzes: Dort, wo heute das UBS-Logo prangt, steht 2045 «Bank für Gemeinwohl». Zeddies hält dazu fest, dass sie keine Prognosen machen, sondern Utopien liefern. «Wir möchten also fragen, wie es wäre, wenn die UBS sich dem Gemeinwohl verpflichten würde», sagt Zeddies. «Würden das die meisten Menschen als wünschenswert erachten?» Ein Buch, das für Diskussionsstoff sorgen soll.
Es wolle Dialog und Austausch eröffnen, damit in der Gesellschaft darüber geredet werde, wie wir uns die Zukunft wünschen, so Zeddies weiter. Denn die Zukunft sei nichts, was einfach passiere, sondern sie werde von uns gestaltet. «Und grosse Veränderungen werden kommen», sagt Zeddies abschliessend. «Durchs Design oder durchs Desaster.»
Stella Schaller/Lino Zeddies/Ute Scheub/Sebastian Vollmar, «Zukunftsbilder 2045 – eine Reise in die Welt von morgen», Oekom; das Buch kommt am 11. Juli in den Handel