Comedy-Knatsch beim SRF
Das wahre Problem des Humors in der Schweiz

Männer haben im Bereich Comedy unbestritten einen Vorsprung. Die Gründe sind vielfältig – der Versuch einer Analyse.
Publiziert: 04.03.2023 um 16:49 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2023 um 11:25 Uhr
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Dominic Deville tritt ab. Für seine Nachfolge setzt das SRF auf ein sogenanntes «Wurstfest»: Nur Männer sind im Gespräch.
Foto: SRF/Aissa Tripodi
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Silvia TschuiGesellschafts-Redaktorin

Sind Männer lustiger als Frauen? Geht es nach dem SRF: bestimmt. Denn die haben für die Nachfolge der Comedyshow «Deville» bekanntlich nur Männer aufgestellt – die, glaubt man diversen Onlinekommentaren, erst noch nur als mässig lustig gelten. Das geht natürlich nicht.

Das Problem liegt aber nicht nur in altbackenen Gendervorstellungen, die generell das Lustigsein mehrheitlich Männern zuschreiben – hierzu später mehr. Nein, die Schweiz gilt unabhängig davon, ob Männlein oder Weiblein Witze reisst, nun wirklich nicht als Humorland par excellence. Ausser ein paar wenigen Ausreissern nach oben – Emil, Franz Hohler, der leider in Vergessenheit geratene Kaspar Fischer (1938–2000), das SRF hat es geschafft, sein Archivmaterial zu verhühnern – haben uns die Engländer, die Franzosen und auch die Deutschen humormässig so einiges voraus. Die sind im Generellen doch anarchischer, oft auch klüger, im Falle der Deutschen um einiges schärfer als wir. Woran es wohl liegen mag?

Die Psychologie sagt: Männer sind tatsächlich lustiger. Der Grund liegt in traditionellen Geschlechterrollen.

Ein Blick in die Psychologie bietet Antworten, auch auf die Geschlechterverhältnisse im Humor: Der israelische Psychologe Gil Greengross kommt in einer gross angelegten Meta-Studie im Jahr 2019 zum Schluss, dass Männer tatsächlich als lustiger empfunden würden als Frauen – und findet sogar die Gründe dafür: Humor sei ein Zeichen von Intelligenz und Intelligenz wiederum ein Indikator für gute Gene. Und da Frauen in unserer Gesellschaft lange darauf angewiesen waren, sich einen möglichst guten Ernährer für ihre Zukunft zu schnappen, sei der gute Humor eines Mannes für sie ein wichtiges Auswahlkriterium. Männern bereite diese Tatsache im übrigen Stress, sie seien deshalb stets unter Druck, einen guten Witz auf Lager zu haben: Je toller die Frau ist, die sie zu beeindrucken versuchen, desto lustiger müssen sie sein.

Auf die Schweiz bezogen kann man daraus vielleicht sogar die landesweite Humorlosigkeit begründen: Wir müssen niemanden beeindrucken, uns geht es im internationalen Vergleich einfach sehr, sehr gut. Und man kann vielleicht auch ableiten, weshalb es bei den Frauen sehr grosses, brachliegendes Humorpozential geben muss: Die Gesellschaft gibt ihnen zwar nicht mehr vor, auf einen Ernährer angewiesen zu sein, gleich behandelt werden sie aber trotzdem nicht. Frauen haben also aktuell so einiges zu erkämpfen.

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Frauen haben Nachholbedarf – und schaffen sich ihre Bühnen selbst

Und weil niemand – und zuallerletzt das SRF – auf sie wartet, schaffen sie sich den Rahmen hierfür gleich selbst. Etwa im Zürcher Club Millers wo letzten Donnerstag der erste Finta*tainment-Event über die Bühne ging: eine offene Bühne für Frauen, wobei Finta* eigentlich für fast alles steht, was sich nicht klassisch männlich identifiziert, begleitet von weiblichen Kulturgrössen wie Sibylle Aeberli (61) oder, beim nächsten Mal, am 30. März, der grandiosen Schauspielerin und Comedienne Fabienne Hadorn (47). Und auch in Bern tut sich etwas: Dort soll ab April im Kulturhaus Visavis ein Finta*-Poetry-Slam entstehen. Vielleicht verschlägt es ja auch die Movers und Shakers des SRF an den einen oder anderen dieser Anlässe.


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