Zwei Millionen Erwachsene in der Schweiz unterstützen aktuell einen Menschen mit einer psychischen Erkrankung. In der neusten Studie der Organisation Stand by you Schweiz werden diese Helfer nun zum ersten Mal in den Fokus gerückt. Blick berichtete darüber. Blick wollte von den Lesern und Leserinnen wissen, ob sie auch einen psychisch erkrankten Menschen im nahen Umfeld haben und wie es ihnen dabei geht. Was sind ihre Sorgen, ihre Ängste und wo wünschen Sie sich Hilfe?
Einige Leser berichten, wie es ist, wenn der Partner oder die Partnerin erkrankt. Eine Leserin beschreibt, wie sie 20 Jahre lang ihren psychisch erkrankten Ehemann unterstützt hat. Dabei fühlte sie sich alleine und ausgeschlossen. Von Ärzten und Therapeuten wurde sie nicht in die Behandlungen miteinbezogen und von Freunden und Bekannten fühlte sie sich im Stich gelassen. Sie wendeten sich von ihr ab. «Das Leben rauschte an mir vorbei und ich fühlte mich, als ob ich nur noch funktioniere und nicht mehr richtig lebe.»
Es dreht sich alles um die kranke Person
Ähnlich geht es auch einem weiteren Leser. «Ich fühle mich komplett überfordert mit der psychischen Erkrankung einer nahestehenden Person.» Die Krankheit habe auch sein Leben zerstört, da er kein Privat- noch Berufsleben mehr hat und sich alles um die erkrankte Person dreht.
Im ersten Moment sei sie als Ehefrau komplett überfordert gewesen mit der Erkrankung ihres Mannes, schreibt eine Leserin. Nachdem dieser jedoch zusätzliche Unterstützung in einer Klinik erhalten hatte und sie Kraft tanken konnte, wurde es besser. Da sie nun weiss, wie mit der Krankheit umgehen, empfindet sie dies nicht mehr als Last.
Ein Leser findet die Ungewissheit das Schlimmste. Wo führt das hin? Die psychischen Störungen seiner Frau sind für ihn manchmal unerträglich. Er klagt: Selbst Psychiater und Psychologen könnten ihnen nicht weiterhelfen. Als besonders belastend empfindet er die finanzielle Situation. Die hohen Behandlungskosten frustrieren ihn und machen alles noch schlimmer. Er fragt sich, was passiert, wenn er selbst an seine Grenzen stösst.
Viele Angehörige kommen an ihre Grenzen und erzählen, wie sie sich alleine fühlen, nur noch funktionieren oder sich alles um die kranke Person dreht.
«Ich fühle mich als Mutter oft hilflos»
Neben dem Partner oder der Partnerin, melden sich auch Kinder, die mit der Erkrankung eines Elternteils umgehen müssen, oder Eltern mit psychisch erkrankten Kindern. Eine Leserin hat gleich drei Personen im nahen Umfeld, die psychisch krank sind. Sie wurde schon sehr früh mit dem Thema konfrontiert, weil ihre Mutter krank ist. «Als Kind fühlte ich mich von ihr verstossen und es war schwer für mich, damit umzugehen.» Mit der Zeit lernte sie, damit zu leben. Die Situation ist nach wie vor belastend. Vor allem auch, weil ihre beiden Söhne ebenfalls an psychischen Erkrankungen leiden. «Ich fühle mich als Mutter oft hilflos und habe das Gefühl, dass ich es nicht mehr stemmen kann.» Bei aller Hilfe, die man sich holt oder holen will, am Ende stehe man immer alleine da.
Eine weitere Mutter hat sich gemeldet. Ihre zwei Kinder mussten in eine Klinik und dabei habe niemand gefragt, wie es ihr als Mutter dabei geht. Auch sie beschreibt, wie sie gar nicht mehr richtig lebe, sondern nur noch funktioniere. «Ich fühle mich einsam und im Stich gelassen.» Auch wenn sich einige von ihr abgewendet haben, hat sie Menschen an ihrer Seite, die ihr beistehen. «Das Reden über die Situation ist wichtig, besonders unter Menschen, die das Gleiche durchmachen.»