Auf einen Blick
- Basel bereitet sich auf den Eurovision Song Contest vor
- Sicherheitsmassnahmen und Umgang mit möglichen Demonstrationen werden diskutiert
- 160 Millionen TV-Zuschauer und 80 Millionen Youtube-Viewer erwartet
Herr Regierungspräsident, sind Sie ESC-Fan?
Conradin Cramer: Ich hatte bislang kein besonders leidenschaftliches Verhältnis zum ESC. Das habe ich mir jetzt in den letzten Monaten aufgebaut. Basel wird ein wunderbarer ESC: 160 Millionen Menschen weltweit werden vor dem Fernseher sitzen, hinzu kommen 80 Millionen auf Youtube.
Und Sie, Frau Sicherheitsdirektorin?
Stephanie Eymann: Ich verfolge den ESC seit Jahren – nicht an vorderster Front, aber vor dem Fernseher. Ich freue mich auf den ESC in Basel.
Die Juristin Stephanie Eymann (45) ist Sicherheitsdirektorin des Kantons Basel-Stadt. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie als Staatsanwältin im Baselbiet, später als Leiterin der Verkehrspolizei Basel-Landschaft. Sie hat eine erwachsene Tochter und ist Mitglied der LDP, die auf Bundesebene eine Fraktionsgemeinschaft mit der FDP bildet.
Die Juristin Stephanie Eymann (45) ist Sicherheitsdirektorin des Kantons Basel-Stadt. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie als Staatsanwältin im Baselbiet, später als Leiterin der Verkehrspolizei Basel-Landschaft. Sie hat eine erwachsene Tochter und ist Mitglied der LDP, die auf Bundesebene eine Fraktionsgemeinschaft mit der FDP bildet.
Der ESC wird sogar in Australien geschaut. Welche positiven Signale sollen von Basel die Welt erreichen?
Cramer: Basel und die Schweiz stehen für Vielfalt, Lebensfreude und für ein eng vernetztes Europa …
… klingt nach indirekter Werbung fürs EU-Dossier!
Cramer: Die Schweiz liegt in der Mitte von Europa, ist Teil von Europa und damit auch der Eurovision, die den ESC organisiert. In einer Zeit, in der die Spannungen zwischen den Ländern grösser werden, Nationalismus an Fahrt gewinnt und verstärkt über Zölle und Grenzen gesprochen wird, ist das Dreiländereck Basel ein starkes Symbol. Es ist kein Zufall, dass Unternehmen den ESC sponsern, die gerne in der Schweiz sind, aber auch die Internationalität der Schweiz schätzen.
Der Jurist Conradin Cramer (45), seit 2017 im Basler Regierungsrat, ist der Nachfolger von Beat Jans (60) als Regierungspräsident in Basel-Stadt. Zuvor war er als Anwalt und Notar tätig. Cramer ist verheiratet, hat zwei Kinder. Er gehört zur LDP, die auf Bundesebene eine Fraktionsgemeinschaft mit der FDP bildet.
Der Jurist Conradin Cramer (45), seit 2017 im Basler Regierungsrat, ist der Nachfolger von Beat Jans (60) als Regierungspräsident in Basel-Stadt. Zuvor war er als Anwalt und Notar tätig. Cramer ist verheiratet, hat zwei Kinder. Er gehört zur LDP, die auf Bundesebene eine Fraktionsgemeinschaft mit der FDP bildet.
Der ESC ist zugleich ein Fest der queeren Community. Wird der ESC in Basel eine Antithese zu Donald Trump, der Stimmung gegen «Transgender-Irrsinn» macht?
Cramer: Unser Anspruch ist nicht, eine Botschaft in Richtung Washington zu senden, sondern zu zeigen, dass Basel eine Stadt des gegenseitigen Respekts ist und sich hier alle Menschen wohlfühlen – egal welchem Geschlecht und welcher Identität sie sich zugehörig fühlen. Das zeigen wir in Basel mit einem modernen Gleichstellungsgesetz.
Können Trumps Aussagen zu Hetze gegen Minderheiten führen?
Eymann: Hass auf Minderheiten hat bei uns keinen Platz. Wir werden beim ESC Ansprechpersonen haben, an die man sich wenden kann, wenn man sich unwohl fühlt – egal ob es wegen Transphobie, sexueller Belästigung oder anderer Formen von Gewalt ist. Wir werden während des ESC eine Hotline haben, bei der man rund um die Uhr anrufen kann. Es handelt sich um ein neues Projekt, an dem sich das Eidgenössische Büro für Gleichstellung beteiligt. Von den Erfahrungen, die wir sammeln, kann am Ende die ganze Schweiz profitieren.
An Silvester sorgten in Basel K.-o-Tropfen für Aufregung. Was unternehmen Sie dagegen?
Eymann: Wir haben im Sommer 2022 und 2023 am Rheinufer, wo viele Menschen Party machen, Testbändchen verteilt. Ein paar Tropfen vom Drink auf das Testbändchen sollten anzeigen, ob K.-o.-Tropfen ins Getränk geschüttet wurden. Doch wir haben gemerkt, dass nicht alle Substanzen entdeckt werden – die Testbändchen vermitteln eine falsche Sicherheit. Wir schauen, ob es ein besseres Produkt gibt. In den Strassen werden niederschwellig Menschen ansprechbar sein, an die man sich wenden kann. Das stärkt das Sicherheitsgefühl.
Auf Grossanlässen kann viel schiefgehen. Sind Sie die ESC-Spassbremse?
Eymann: Nein, aber ich trage die Verantwortung für die Sicherheit. Die geopolitische Lage ist herausfordernd, aber auch damit können wir in Basel umgehen. Wir haben Erfahrung mit Grossevents im Dreiländereck, zuletzt beim Zionistenkongress 2022 – damals kam der israelische Staatspräsident, was zu einem besonders hohen Sicherheitsdispositiv geführt hat.
Der Nahostkonflikt hat den letzten ESC in Malmö überschattet.
Eymann: Letzte Woche kamen Polizeikollegen aus Malmö nach Basel und haben von ihren Erfahrungen berichtet. Die Geopolitik fliesst in unsere Lagebeurteilung laufend ein.
Was werden Sie besonders beherzigen?
Eymann: Wir sind nicht naiv: Zum ESC gehören auch Menschen, die nicht mit allen Delegationen oder politischen Haltungen einverstanden sind und ihre Meinungen kundtun wollen. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Wir wollen keine Festung sein und uns als offene Stadt zeigen. Wir bereiten uns auf verschiedene Szenarien vor und beobachten die Weltlage genau.
Bereits am Dienstag haben propalästinensische Aktivisten vor einer ESC-Veranstaltung demonstriert. Warum haben die Polizisten das Plakat kassiert?
Eymann: Die beteiligten Personen der unbewilligten Kundgebung wurden durch die Kantonspolizei Basel-Stadt kontrolliert und zur Verhinderung eines Konflikts zwischen Zeremonie- und Kundgebungsteilnehmenden des Orts verwiesen. Das Transparent wurde gestützt auf unser Polizeigesetz vorübergehend sichergestellt und konnte später wieder abgeholt werden.
Wie verhindern Sie, dass der ESC ein Fest für Israel-Hasser wird?
Eymann: Wir haben in Basel Erfahrungen mit Demos – auch mit israelkritischen Demonstrationen. Wir setzen bereits im Vorfeld auf Dialog und suchen das Gespräch mit Gruppen, die demonstrieren wollen. Wenn die Dialogbereitschaft vorhanden ist, finden wir Wege, die Meinungsäusserungsfreiheit und Versammlungsfreiheit auch bei einem Grossanlass zu garantieren.
In Malmö haben mehrere Sänger Stimmung gegen die israelische Sängerin Eden Golan gemacht und so die Situation aufgeheizt. Was erwarten Sie als Gastgeber?
Cramer: Der ESC steht für Werte wie Respekt, das Zuhören – und dass man trotz unterschiedlicher Sichtweisen auf die Welt das Verbindende sucht. Das klappt in den allermeisten Fällen sehr gut.
In Österreich musste ein Taylor-Swift-Konzert wegen Terrorgefahr abgesagt werden.
Eymann: Wir stehen im Kontakt mit dem Nachrichtendienst des Bundes. Konkrete Hinweise für den ESC haben wir aktuell nicht.
Können Sie zum Schluss noch aus dem Nähkästchen plaudern? Wird Céline Dion auf dem Roche-Turm stehen und singen? Oder was planen Sie?
Cramer: Es wird ganz viel Verrücktes geben, aber dafür ist das Kreativ-Team zuständig (lacht). Die Fernsehshows sind straff organisiert, da muss jeder Handgriff sitzen – aber ausserhalb der St. Jakobshalle ist ganz viel Raum für Spontaneität. Wir freuen uns sehr auf ein grosses Fest mit Menschen aus ganz Europa!