1882 schaute die ganze Welt in die Schweiz, als ein Jahrhundertbauwerk eröffnet wurde: der Gotthardtunnel. 15 Kilometer lang, darüber zwei Kilometer massiver Granit – schillerndes Schweizer Prestigeobjekt und damals längster Eisenbahntunnel der Welt.
Auf einen Schlag verlor die bisher bedeutende Passstrasse ihre Bedeutung. Wir finden: Zeit, das zu ändern! Denn das «Zentrum Europas» hat von kristallblauen Seen über futuristische Windpärke bis hin zu alten Schmugglerpfaden so einiges zu bieten. Acht Tipps fürs Obendrüber statt Untendurch.
Streng geheime Festung
Tief im Inneren des Bergs liegt die Sasso San Gottardo: eine Festung aus dem Zweiten Weltkrieg, gebaut, um die Schweiz zu verteidigen. Bis vor wenigen Jahren galt sie als streng geheim. 2,4 Kilometer führen die Stollen in den Stein hinein. Dort können Besucherinnen und Besucher im Museum original erhaltene Kanonenstellungen, Munitionsmagazine und Ausstellungen wie Lichtshows, die Goethe-Dauerausstellung und die Kristallkaverne besichtigen – 1,5 Tonnen Bergkristalle funkeln dort durch die Tunnels. Und das ist noch nicht alles: Ein Seitenstollen führt zur Panoramaplattform mit spektakulärer Aussicht.
Dauer: 2 Stunden
Fünf-Seen-Wanderung
Der Pfad schlängelt sich durch karge Mondlandschaften, vorbei an gigantischen Granitblöcken, Murmeli und atemberaubenden Berggipfeln. Links und rechts schimmern die fünf kristallblauen Bergseen. Keine Frage: Die Rundwanderung gehört zu den schönsten Wanderungen im Gotthardmassiv. Ausgangspunkt ist das Berggasthaus Hospiz, das sowohl mit dem Auto als auch mit dem Postauto zu erreichen ist. Die beste Wanderzeit ist im Sommer oder frühen Herbst, damit kein Schnee den Ausflug erschwert. Achtung: Wegen der hochalpinen Umgebung unbedingt angemessene Ausrüstung einpacken!
Dauer: 5 Stunden
Auf den Spuren der Kristallschmuggler
Während Jahrmillionen ist im Gotthardgestein ein gigantischer Schatz herangewachsen: funkelnde Bergkristalle und Rosafluorite, manche von ihnen meterhoch. Deshalb hat sich Andermatt Tourismus eine moderne Schnitzeljagd ausgedacht, bei der digitale Rätsel zu den Schmugglern Vincenzo und Giuseppe führen. Die beiden haben den Urschner Kristallschatz gestohlen und wollen die teuren Steine über den Gotthardpass schmuggeln. Wer kann die Banditen aufhalten und die wertvolle Beute sichern? Benötigt wird für den Rätselspass nichts weiter als ein Smartphone und Lust auf ein Abenteuer.
Dauer: Je nach Trail 1½ oder 2½ Stunden
Hü, hott!
Es stäubt, als die Schimmel vor der Postkutsche auf dem berühmten Gemälde «Gotthardpost» von Rudolf Koller (1828–1905) die gewundene Passstrasse hinunterpreschen. Nachdem der Saumpfad gepflastert worden war, entwickelte sich der Pass schnell zu einer der wichtigsten Verkehrsachsen Europas: Die grosse Zeit der Gotthardpost begann 1842, täglich fuhr ein Wagen in beide Richtungen. Noch heute können Besucherinnen und Besucher in einer originalgetreu nachgebauten Kutsche die einstige Reiseromantik über den Gotthard erleben.
Dauer: 4 bis 8 Stunden
Dem Wind so nah
Es bläst, es «chutet», es heult: Weil es auf dem Gotthardpass oft und gern windet, bieten seine Höhen beste Voraussetzungen für einen Windpark. Seit 2020 produzieren fünf majestätische Rotoren 11,75 Megawatt, was einem kleinen Wasserkraftwerk oder auch dem jährlichen Strom für 4000 Haushalte entspricht. Von Juni bis September finden geführte Touren durch den Gotthard-Windpark statt. Auf der Wanderung von Windrad zu Windrad erfährt man viel über die Erzeugung erneuerbarer Energie und die umliegende Natur.
Dauer: 3 Stunden
Der alte Pfad der Säumer
Erst nach dem Bau der Teufelsbrücke um 1220 konnte die tosende Reuss in der Schöllenenschlucht überquert werden. Mit ihr entstand auch der gewundene Saumpfad, der erste teilweise befestigte Gebirgspfad. Auf Mauleseln transportierten sogenannte lokale Händler, daraufhin die sogenannten Säumer, Käse, Getreide, Salz und Eisenwerkzeuge über den Berg. Eine Wanderung über den alten Saumweg verschafft einen Einblick in das Leben der Händler und Reisenden. Der Pfad verläuft fast durchwegs abseits der Fahrstrasse.
Dauer: 6 Stunden
Steile Hänge und lange Seile
Der griffige Granit wartet! In den letzten Jahren hat sich der Gotthardpass zu einem Kletter- und Boulderparadies gemausert. Heute zählt das Gebiet mehr als 800 Boulderprobleme und umfasst 24 verschiedene Sektoren. Auch die zahlreichen Klettergärten sind mit dem Auto gut erreichbar. Zum Beispiel die «Placca delle marmotte» für Mehrseillängen-Neulinge. Oder die Routen am «Valletta» für Fortgeschrittene. Frische Bergluft, traumhafte Aussicht und unvergessliche Klettermomente garantiert.
Dauer: Je nach Route unterschiedlich
Der Pass der Pässe im Museum
Im Lauf der Jahrhunderte wurde der Gotthard bereits als Zentrum Europas, Wasserschloss, Lebensader oder Fels in der Brandung der Weltgeschichte bezeichnet. Kein Wunder wurde ihm auch ein eigenes Museum gewidmet. Direkt auf der Passhöhe beim Hospiz informiert das Museo nazionale del San Gottardo die Durchreisenden packend über die Geschichte und Bedeutung dieser wichtigen europäischen Verkehrsachse.
Dauer: 1 Stunde