Weltpremiere in Frankreich
Instagram und Tiktok bieten Alarmknopf für Mobbing-Opfer

Onlinedienste wie Instagram, Facebook und Tiktok bieten in Frankreich als erstem Land der Welt künftig einen Alarmknopf für Mobbing-Opfer an.
Publiziert: 09.11.2023 um 14:53 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2023 um 15:14 Uhr
Über den Alarmknopf sollen Mobbingopfer an eine Hotline weitergeleitet werden, bei der Psychologen und Juristen die Opfer beraten.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images

Damit lasse sich direkt eine Hotline für Betroffene erreichen, erklärte die französische Premierministerin Elisabeth Borne am Donnerstag beim Besuch einer Schule in Paris. «Mobbing ist ein Plage, die vielen Schülern das Leben vermiest», betonte Borne.

Jeder, der den neuen «Sicherheitsknopf» anklickt, wird an eine nationale Hotline weitergeleitet, bei der Psychologen und Juristen die Opfer von Anfeindungen und Diskriminierungen im Internet beraten. Der Beratungsdienst unter der Nummer 3018 ist landesweit täglich von 9.00 bis 23.00 Uhr erreichbar.

Nach mehreren Suizid-Fällen von Jugendlichen in Frankreich sollen zudem alle Schülerinnen und Schüler von der dritten Klasse an einen Fragebogen zu möglichen Mobbing-Erfahrungen ausfüllen. «So können wir die Stimmung an den Schulen messen, und Schüler können sich bewusst werden, wenn eine Situation nicht mehr normal ist», sagte Borne.

Mobbing ernst nehmen

Die Gesellschaft müsse sich intensiver mit dem Thema befassen. «Es gibt noch immer zu viele Erwachsene, denen das Ausmass und die Wirkung von Mobbing nicht bewusst sind», sagte Borne. Sie traf in der Schule mehrere Kinder, die von Mobbing-Erfahrungen berichteten.

«Spielen wir nicht herunter, was Kinder erleben», lautet der Slogan einer Werbekampagne in Onlinediensten, die seit Freitag auf das Thema aufmerksam machen soll. Sie zeigt Eltern, die Berichte ihrer Kinder über Mobbing-Erlebnisse nicht ernst nehmen.

Die französische Regierung hatte schon zu Beginn des Schuljahres angekündigt, entschlossener gegen Mobbing an Schulen vorzugehen. So soll Schülerinnen und Schülern, die andere schikanieren, künftig der Zugang zu Online-Netzwerken wie Facebook und Instagram gesperrt werden.

Empathiekurse nach dänischem Vorbild

Bildungsminister Gabriel Attal will zudem vom kommenden Jahr an sogenannte Empathiekurse nach dänischem Vorbild einführen. In diesen Kursen sollen Kinder und Jugendliche für das Thema Mobbing sensibilisiert werden. Neben den Schülerinnen und Schülern sollen auch Eltern und Lehrkräfte besser über die Gefahren von Mobbing aufgeklärt werden.

In Frankreich ist schätzungsweise ein Zehntel der Schülerinnen und Schüler von Mobbing betroffen. Mehrere Suizide von Jugendlichen, die zuvor über anhaltende Hänseleien geklagt hatten, hatten dem Thema grosse Aufmerksamkeit verschafft.

Einen Tag nach Beginn des neuen Schuljahres hatte der 15-jährige Nicolas sich in seinem Zimmer erhängt. Seine Eltern hatten sich zuvor bei der Schulleitung beschwert, dass diese nicht ausreichend auf ihre Beschwerden reagiert habe.

Präsident Emmanuel Macron hatte dem Thema für das neue Schuljahr «höchste Priorität» eingeräumt. Seine Frau Brigitte setzt sich seit langem dafür ein, psychische Gewalt an Schulen zu bekämpfen.

Wie Eltern Mobbing erkennen

Mobbing findet oft im Verborgenen statt. Die Opfer schweigen aus Angst, dass das Gehänsel noch schlimmer wird, wenn sie es den Eltern erzählen. Jüngere Kinder können ihre Emotionen schlechter verstecken, bei Jugendlichen hingegen kann ein Mobbingfall sehr lange im Versteckten andauern.

Anzeichen, dass ihr Kind gemobbt wird, sind:

  • Es zieht sich zurück
  • Es ist bedrückt oder müde
  • Es geht nicht mehr gerne in die Schule
  • Die Schulleistungen nehmen ab
  • aggressives Verhalten, vermehrte offene Konflikte mit Mitschülern
  • unerklärliche Bauch- oder Kopfschmerzen
  • nervöse Reaktion auf Nachrichten am Smartphone

Eltern sollten das Kind ansprechen und zum Beispiel fragen: «Ist alles okay in der Schule? Ich merke, dass du nicht mehr gerne hingehst.» Stellen Eltern fest, dass ihr Kind gemobbt wird, sollten sie die Lehrperson um ein Gespräch bitten.

Eine Therapie, um das erlebte Mobbing aufzuarbeiten, hält Expertin Bettina Dénervaud besonders bei lang andauernden Fällen für sinnvoll. Allerdings erst, wenn das Mobbing vorbei ist.

Mobbing findet oft im Verborgenen statt. Die Opfer schweigen aus Angst, dass das Gehänsel noch schlimmer wird, wenn sie es den Eltern erzählen. Jüngere Kinder können ihre Emotionen schlechter verstecken, bei Jugendlichen hingegen kann ein Mobbingfall sehr lange im Versteckten andauern.

Anzeichen, dass ihr Kind gemobbt wird, sind:

  • Es zieht sich zurück
  • Es ist bedrückt oder müde
  • Es geht nicht mehr gerne in die Schule
  • Die Schulleistungen nehmen ab
  • aggressives Verhalten, vermehrte offene Konflikte mit Mitschülern
  • unerklärliche Bauch- oder Kopfschmerzen
  • nervöse Reaktion auf Nachrichten am Smartphone

Eltern sollten das Kind ansprechen und zum Beispiel fragen: «Ist alles okay in der Schule? Ich merke, dass du nicht mehr gerne hingehst.» Stellen Eltern fest, dass ihr Kind gemobbt wird, sollten sie die Lehrperson um ein Gespräch bitten.

Eine Therapie, um das erlebte Mobbing aufzuarbeiten, hält Expertin Bettina Dénervaud besonders bei lang andauernden Fällen für sinnvoll. Allerdings erst, wenn das Mobbing vorbei ist.

(AFP)

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