Samsung setzt beim neusten S24-Handy voll auf künstliche Intelligenz (KI), um Apple Konkurrenz zu machen. Im Januar wurde Samsung vom iPhone-Hersteller vom Smartphone-Thron gestossen. Nun bringt der Hersteller gleich drei Modelle ins Rennen: das S24, das grössere S24+ und das S24 Ultra, das Blick ausführlich testen konnte.
Das Design des S24 Ultra ist im Vergleich zu den Vorgängern kantiger geworden, was positiv auffällt. Der Bildschirm ist nun flach und an den Ecken nicht mehr abgerundet. Ausserdem ist er heller und besser entspiegelt, was besonders bei Sonneneinstrahlung von Vorteil ist. Der Rahmen des S24 Ultra besteht aus Titan und hat im Vergleich zum Titanrahmen des Pro-iPhones einen etwas wärmeren Ton. Obwohl das iPhone durch den Umstieg auf Titan deutlich leichter wurde, fällt dies beim S24 Ultra kaum ins Gewicht, da bisher Aluminium verwendet wurde. Das neue Ultra ist immerhin ein Gramm leichter und wiegt 232 Gramm.
Telekamera mit KI
Bei der Kamera gibt es bei der Standardlinse Technik aus dem vergangenen Jahr, aber beim Vierfachzoom gibt es Neues. Die Telekamera des S24 Ultra hat einen besseren Sensor und eine höhere Auflösung (50 MP). Der 3x- und 5x-Zoom ist optisch, während der zehnfache Zoom digital ist und mit KI verbessert wird.
Die inneren Werte sind für Samsung jedoch am wichtigsten, wie auch bei der Präsentation der neuen Handys deutlich wurde. Dort standen vordergründig die neuen KI-Funktionen im Fokus. Diese werden unter dem Oberbegriff Galaxy AI zusammengefasst. Die KI-Features sind nicht zentral an einem Ort zu finden, sondern dort, wo die Nutzer sie wirklich benötigen. KI ist also gewissermassen das Salz, das alles verbessern soll. Allerdings schmeckt die Samsung-Suppe manchmal noch etwas versalzen.
Suche mit Kreisen
Vollends überzeugt im Test hat die Funktion Circle to Search – eine neue Art, um mit Google zu suchen. Wenn man länger auf den Bildschirm drückt, kann man beliebige Objekte auf dem Display umkreisen oder antippen, und sie werden direkt bei Google gefunden. Praktisch, wenn man das Sofa aus einem Film, die Lampe einer Serie oder die Schuhe aus einem Insta-Post finden will. Das funktioniert in acht von zehn Fällen problemlos und ist ein echter Gewinn. Die Funktion wurde in Zusammenarbeit mit Google entwickelt.
Die KI-Funktion zur Texterfassung wirkt etwas verspielt. Die Galaxy AI ist direkt in der Tastatur-App von Samsung integriert und bietet verschiedene Schreibstile an, von salopp bis hochgestochen. Das ist witzig, aber manchmal wirkt es etwas zu künstlich. Ausserdem verweigert Samsung Kraftausdrücke, Fluchwörter und anzügliche Inhalte und ändert den Textstil dann gar nicht erst.
Träge Übersetzung
Die KI-Tools rund um Audio konnten im Test nur halb überzeugen. Mit einem Knopfdruck können Audioaufnahmen transkribiert werden, aber bei mehreren gesprochenen Sprachen hatte das Telefon Schwierigkeiten und lieferte mehrfach und absatzweise unbrauchbaren Kauderwelsch. Im Gegensatz dazu kann das Pixel-Handy von Google die Transkription in Echtzeit durchführen, während Samsung dies nur im Nachhinein ermöglicht. Für eine 55-minütige Aufnahme benötigt das Gerät ganze zwölf Minuten.
Am spannendsten ist der Ansatz, Sprache direkt zu übersetzen. Mit dem S24 Ultra hat man also eine Art Babelfisch in der Hosentasche. Die Galaxy AI übersetzt Anrufe. Das erfordert jedoch Übung, da man und das Gegenüber wissen müssen, wann man sprechen kann. Die Konversation sollte also sätzchenweise geschehen und nicht zu kompliziert sein. Für die Reservation beim Italiener ohne Website reicht es aber allemal.
Zu Beginn stehen 13 Sprachen zur Auswahl, darunter Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch und Koreanisch. Live Translate funktioniert jedoch nur, wenn man selbst anruft, nicht aber, wenn man einen Anruf erhält. Samsung plant, in naher Zukunft weitere Sprachen hinzuzufügen. Zusätzlich gibt es einen Translator, der ohne Internetverbindung direkt auf dem Telefon läuft.
Sternchen für die Bilder
Die Galaxy AI kann auch Fotos verbessern. Beim Betrachten eines Bildes werden nützliche Änderungsvorschläge gemacht, wie die Optimierung von Farben oder die Beseitigung von Spiegelungen. Mit generativer KI kann das Bild komplett verändert werden, indem Objekte verschoben, verkleinert oder gelöscht werden. Allerdings kann es vorkommen, dass das Handy einfach ein anderes Objekt hineinfabuliert, was natürlich keinen Sinn ergibt. Ausserdem sind die errechneten Änderungen nicht hochauflösend und fallen daher auf. Es ist jedoch eine unterhaltsame Spielerei. Wenn ein Bild bearbeitet wird, wird es mit einem Sternchen-Wasserzeichen gekennzeichnet.
Bei den KI-Funktionen setzt Samsung nach eigenen Angaben auf einen hybriden Ansatz und verwendet Technologien von verschiedenen Anbietern, darunter das Sprachmodell Gauss aus dem eigenen Haus und Dienste von Google, wie das auf dem Samsung-Gerät laufende Gemini-Modell.
Kostet KI ab 2026?
Nach der Veranstaltung sorgte Samsung mit einer Notiz für Verwirrung. Dort hiess es, dass die KI-Funktionen bis Ende 2025 kostenlos sind. Es bleibt jedoch unklar, ob man danach dafür bezahlen muss. Samsung gibt keine konkrete Antwort und erklärt lediglich, dass das Tempo der KI-Entwicklung derzeit so hoch ist, dass es schwer vorstellbar sei, welche Art von Service in der Zukunft angeboten wird und welche Ergebnisse durch Partnerschaften und Zusammenarbeit erzielt werden. Es liegt also nahe, dass Samsung alle Optionen offenhalten möchte.
Das sollte jedoch niemanden vom Kauf abhalten. Selbst wenn man keine der KI-Tools nutzen möchte, ist das S24 Ultra ein Top-Gerät mit dem wahrscheinlich besten Bildschirm aller Android-Geräte, einer ausdauernden 5000-mAh-Batterie und einer vielseitigen Kamera. Ausserdem ist es zukunftssicher, da Samsung verspricht, das Gerät sieben Jahre lang mit Updates zu versorgen – bis 2031!