Künstliche Intelligenz (KI) wird in Zukunft jeden Dienst von Meta durchdringen. Dieses Credo hat CEO Mark Zuckerberg gestern an der hauseigenen Entwicklerkonferenz Meta Connect geäussert. Mit KI Sticker erstellen bei Whatsapp? Mit einer virtuellen Version des Rappers Snoop Dogg chatten? In fünf Sekunden traumähnliche Bilder kreieren? Alles möglich.
So hat Zuckerberg Meta AI vorgestellt. Es ist ein direkter Konkurrent von Diensten wie ChatGPT. Mit dem Bot kann man plaudern, es lassen sich Bilder generieren – und das alles direkt in Apps wie Whatsapp, Instagram und dem Facebook-Messenger. KI werde verändern, wie Menschen die meisten Produkte von Meta nutzen, so Zuckerberg.
Chatten mit «Paris Hilton»
Dazu lanciert der Konzern auch eine Reihe von KI-Persönlichkeiten. Mit ihnen kann man über vorgegebene Themengebiete plaudern: Sport, Games, Kochen. Dabei sind etwa der Footballer Tom Brady, das It-Girl Paris Hilton, oder Rapper Snoop Dogg, der als Dungeon Master auftritt. Laut Meta sind diese KI-Personas vorerst nur auf Englisch und nur in den USA verfügbar.
Sowieso will sich Meta bei der Einführung neuer Funktionen Zeit lassen. Dies, weil KI-Software manchmal unerwartete und problematische Inhalte erzeugen kann. Prominentes Beispiel dazu war etwa der Bot Tay von Microsoft, der 2016 nach der Lancierung innerhalb kürzester Zeit rassistische und sexistische Kommentare von sich gab.
Künstliche Intelligenz auf der Nase
Meta will KI vor allem aber zugänglicher machen. So räumte Meta-Produktchef Chris Cox ein, dass KI-Anwendungen für die meisten Menschen bislang nicht zu einem festen Bestandteil ihres Alltags geworden seien. «Wir haben noch nichts gesehen, was tagtäglich nützlich wäre, wie Whatsapp, E-Mail oder die Kamera.»
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Das will der Konzern gleich selbst ändern und nutzt die eigene KI nicht nur in Apps, sondern baut sie auch in eine neue Smartbrille, die zusammen mit Ray-Ban entwickelt wurde. Sie kann Bilder und Videos aufnehmen und der KI-Chatbot Meta AI kann über winzige Lautsprecher Antworten liefern. So kann man die Brille etwa fragen, auf was für ein Bauwerk man gerade blickt. «Das ist die Zukunft», sagt Zuckerberg auf der Bühne. Die smarte Brille soll ab Mitte Oktober für rund 330 Euro verkauft werden.
Wenn man die Brille bittet, ein Foto an einen Freund zu schicken, macht sie eine Aufnahme und versendet sie über die üblich verwendete Messaging-App. Auf Wunsch kann die Software auch automatisch einen Text zu einem gerade aufgenommenen Instagram-Video schreiben. Man könnte sagen: Meta ist offiziell dem Tauziehen rund um Chatbots und KI beigetreten. Die Ankündigungen reihen sich ein in ähnliche Ansagen von jüngsten Events der Firmen Google, Microsoft und OpenAI.
Der Seitenhieb auf Apple
Zuckerberg stellte auch eine neue VR-Brille vor, die reale Umgebung und digitale Inhalte enger miteinander verknüpfen soll. Das Gerät mit dem Namen Quest 3 nimmt mit Kameras den Raum auf und stellt ihn dreidimensional dar. Danach kann man für die Nutzer digitale Objekte in die reale Umgebung einbetten. Das können etwa virtuelle Fotos an der Wand sein – oder ein Portal, über das man in eine andere virtuelle Welt schlüpfen kann.
Der Meta-Chef gehe davon aus, dass man mit der Zeit in einem Raum mit genauso vielen digitalen wie realen Objekten interagieren werde, sagte Zuckerberg. Auch zum Beispiel bei Beratungen in Unternehmen dürften an einem Tisch zunehmend ausser Menschen auch digitale Avatare von abwesenden Mitarbeitern sowie verschiedene Chatbots sitzen. Der Alltag bestehe immer mehr aus einer Kombination physischer und digitaler Erlebnisse und eine zentrale Frage sei, wie man sie zusammenbringt. Dabei teilte Zuckerberg auch gegen Apple aus. «Die Quest 3 hat keine Kabel und keinen externen Akku», sagt er als Seitenhieb auf die 3500 Dollar Apple Vision Pro, die 2024 kommen soll. Metas Brille wird rund 550 Euro kosten.
Metaverse verschlingt Milliarden
Zuckerberg setzt schon lange auf virtuelle Welten. Er liess Facebook in Meta umbenennen, um den Fokus auf die virtuelle Umgebung, das Metaverse, zu unterstreichen. Der Erfolg blieb bisher aus. Die Entwicklung verschlingt Milliarden Dollar – während die Technologie noch immer keinen Massenmarkt eroberte. Allein im ersten Halbjahr 2023 verbuchte die Sparte Reality Labs einen operativen Verlust von 7,7 Milliarden Dollar. Es seien jedoch Investitionen, die sich am Ende auszahlen würden, zeigte sich Technik-Chef Andrew Bosworth überzeugt. «Man kann an den Zahlen in den Quartalsberichten ablesen, wie sicher wir uns darüber sind», sagte er der deutschen Nachrichtenagentur DPA.
Mit Material der SDA